Jülich : Ausstellung von Jörg W. Schirmer hinterlässt Eindruck
Jülich Bevor die größten und besten Arbeiten von Jörg W. Schirmer in seiner spektakulären Ausstellung „Perspektive? Akrobatisch!“ nach einer Verlängerung die „Galerie an der Zitadelle“ wieder verließen, trafen sich Kunstliebhaber zu einer zwanglosen Finissage.
Damit gaben die Galeristen Georg und Marita Loven vor allem Kunstinteressierten die Möglichkeit, die Zeichnungen und Skulpturen des Ur-Ur-Enkels des bekannten Jülicher Landschaftsmalers Johann Wilhem Schirmer zu bewundern und mit dem Künstler ins Gespräch zu kommen, die an der Vernissage nicht hatten teilnehmen können.
Alle 28 Skulpturen Jörg Schirmers sind nicht nur frech, provokant und häufig poppig. Sie stehen oder bewegen sich auf auffallend großen Füßen, will heißen, sie sind in „Ameisenperspektive“ gearbeitet, wie Schirmer es ausdrückt.
Stehen die großen Füße in Bezug zu den großen Fußstapfen, die sein Ur-Ur-Großvater in Jülich hinterließ? „Nein“, sagte Schirmer lachend. Er hat die Perspektive aus einem praktischen Grund entwickelt. Er hatte Probleme mit seinen Aktzeichnungen, sie kippten optisch um. Also verlieh der Maler und Bildhauer ihnen längere Beine und größere Füße, inspiriert von einem Modell, das „mal auf den Schrank gestiegen ist“. Die Zeichnungen wurden perspektivisch verzogen und in drei Dimensionen unterteilt. „Der Effekt war, dass die Figuren viel größer aussehen, als sie in Wirklichkeit sind“, erklärte Schirmer.
„Ihre Arbeiten sind ironisch, grandios, poesievoll und eine große Freude“, lobte Marcel Patrice Soyer, Initiator des Projektes „St.Art Jülich“ den Künstler im persönlichen Gespräch. „Sie inspirieren mich“, unterstrich Martin Marquardt, der bisher „nur fotografiert“ hat. „Es reizt mich auch, skulpturell zu arbeiten. Ich bewundere seine Ideen.“ Interessant ist auch die Bewertung der Werke aus dem Mund der Jülicher Künstlerin Kirsten Müller-Lehnen. „Ich bin begeistert von den Formen. Aus einem Stück führen so viele unterschiedliche Linien heraus. Hände und Füße wachsen durch die Überzeichnung sozusagen raus. Die innere Gestik kommt trotzdem zur Ruhe. Das macht ihn unverwechselbar.“
Was sagt die Galeristin? „Die Arbeiten sind sehr hochwertig. Er wollte sie unbedingt in Jülich zeigen. Man merkt, dass er eine gute Ausbildung hat.“ Schirmer war nämlich Schüler des deutschen Malers, Grafikers und Bildhauers Markus Lüpertz und besuchte die Düsseldorfer Kunstakademie. Zuvor hatte er eine klassische Bildhauerlehre absolviert.
„Künstler haben ein anderes Verhältnis zur Körperlichkeit. Das sind eben Akte“, antwortete Marita Loven auf die Anmerkung des einen oder anderen Ausstellungsbesuchers nach der Provokanz der Skulpturen, besonders derer, die an die Pop-Art angelehnt sind. Loven deutete beispielhaft auf die farbig gefasste Bronzeskulptur „The Winner“. „Anmut und Bewegung sind da. Er ist voller Energie.“
Auf die Frage, ob diese ihre bislang spektakulärste Ausstellung sei, bleitbt die Galeristin bleibt neutral fair: „Ich finde jeden Künstler spektakulär. Ich sehe jedes Mal wieder neu, wie Künstler für ihre Kunst brennen“.