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Weihnachtliche Radar-Anlagen: Anonymer Erbauer im Interview: „Nicht alles so ernstnehmen“

Weihnachtliche Radar-Anlagen : Anonymer Erbauer im Interview: „Nicht alles so ernstnehmen“

Hinter den weihnachtlich umdekorierten Radar-Anlagen im Kreis Düren stecken offenbar mehrere unbekannte Personen. Eine von ihnen hat die Redaktion jetzt anonym kontaktiert.

Der Kreis Düren und die Gemeinde Hürtgenwald waren in dieser Woche bundesweit in den Schlagzeilen. Der Grund ist das Werk eines Unbekannten, der eine mobile Radar-Anlage umdekoriert hat in einen Rentierschlitten mit Weihnachtsmann. Anfang Dezember hat der Unbekannte schon einmal zugeschlagen, als er zwei feste Radar-Anlagen an der B399 in Hürtgenwald und an der B56 in Niederzier als Weihnachtsmann verkleidet hatte. Der Unbekannte hat sich mit unterdrückter Nummer bei der Redaktion gemeldet und ein Interview gegeben. Dass er es war, beweist er mit einem Foto aus der Bauphase des Rentierschlittens. Guido Jansen hat mit ihm gesprochen.

Geben Sie es zu: Nicht nur die zum Rentier-Schlitten mit Weihnachtsmann umgebaute Radar-Anlage in Hürtgenwald jetzt, sondern auch die beiden Weihnachtsmännern auf den stationären Radaranlagen in Hürtgenwald und Niederzier vor zwei Wochen – das waren doch Sie.

Unbekannter Erbauer: Schuldig im Sinne der Anklage.

Warum bleiben Sie anonym? Der Kreis Düren hat doch angekündigt, keine Strafverfolgung zu betreiben.

Erbauer: Naja, eine Ordnungswidrigkeit ist das trotzdem. Aber wir hatten die Hoffnung, dass der Kreis Düren das locker sieht. Wir haben ganz bewusst darauf geachtet, dass die Dekorationen rückstandslos entfernt werden können. Und wir finden, dass der Kreis auch ganz cool reagiert hat. Den Rentierschlitten lässt er offenbar so lange stehen, bis die Radar-Anlage an einen neuen Standort versetzt wird.

So sah Anfang Dezember die stationäre Radar-Anlage an der B399 in Hürtgenwald-Hürtgen aus. 
So sah Anfang Dezember die stationäre Radar-Anlage an der B399 in Hürtgenwald-Hürtgen aus.  Foto: Lukas Weinberger

Sie reden im Plural. Gibt es mehrere Köpfe hinter der Aktion? Und wie sind Sie auf die Idee gekommen, Radaranlagen mit Weihnachtsmännern zu dekorieren?

Erbauer: Wenn drei Idioten zusammenstehen und über Gott und die Welt reden, dann hat irgendwann einer eine Idee und ein anderer schnappt sich eine Säge und fängt an. Wir haben im Internet einen spöttisch formulierten Beitrag gesehen. Da hat jemand ein Bild von einer Blitze gezeigt und dazu geschrieben: „Weihnachtsaktion: Foto für nur 40 Euro.“ Das fanden wir irgendwie zu negativ. So ist die Idee entstanden, die zwei stationären Anlagen zu dekorieren. Und als in der vergangenen Woche der Radar-Anhänger in Hürtgen stand, haben wir uns gedacht: Das geht noch schöner. Wir haben den Wagen nachts ausgemessen und dann gebaut.

Hatten Sie keine Angst, erwischt zu werden?

Unbekannter: Doch, schon. Aber das war uns das Risiko wert.

Wollen Sie dem Kreis Düren mit Ihren Aktionen eins auswischen, oder warum haben Sie es auf Radaranlagen des Kreises abgesehen?

Erbauer: Überhaupt nicht. Das war einfach nur als Scherz gedacht, über den die Leute lachen sollen. Wir wollen einfach nur sagen: Nehmt nicht alles so ernst und entspannt euch mal.

Haben Sie weitere Aktionen in Planung?

Die Anfang Dezember zum Weihnachtsmann umdekorierte Radar-Anlage an der B56 in Niederzier-Selhausen.
Die Anfang Dezember zum Weihnachtsmann umdekorierte Radar-Anlage an der B56 in Niederzier-Selhausen. Foto: Guido Jansen

Erbauer: Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Im Moment haben wir nichts in der Hinterhand. Der Kreis Düren muss sich keine Gedanken machen, dass da in der Vorweihnachtszeit noch was kommt. Das war ja auch ein bisschen Arbeit, das Material kostet ein bisschen Geld. Aber wer weiß. Das war nicht die erste Aktion und vielleicht auch nicht die letzte.

Der Kreis Düren hat angekündigt, den Schlitten einzulagern. Sie haben viel Arbeit investiert – wie lautet Ihr Wunsch, was damit passieren soll?

Erbauer: Wie wäre es, wenn die Installation versteigert wird? Natürlich ohne die Radar-Anlage. Wir würden dann auch einen Schlitten bauen, wenn der Weihnachtsmann für eine gute Sache verkauft worden ist.

Können wir aus der Tatsache, dass Sie zweimal in Hürtgenwald zugeschlagen haben, rückschließen, dass Sie aus der Gemeinde Hürtgenwald stammen?

Erbauer: Bei uns allen knapp daneben. Aber ich habe viele Freunde da und bin deshalb oft in Hürtgenwald.

So sah der Rohling des Blitzer-Weihnachtsmanns aus, als er im Bau war. Das Foto dient als Beweis des Unbekannten, dass er der Erbauer ist.
So sah der Rohling des Blitzer-Weihnachtsmanns aus, als er im Bau war. Das Foto dient als Beweis des Unbekannten, dass er der Erbauer ist. Foto: Medienhaus Aachen/Unbekannter Erbauer

Warum haben Sie bei Ihrem ersten Streich neben Hürtgenwald eine Blitzanlage in Niederzier umdekoriert? Die zwei Kommunen liegen ja nicht gerade nebeneinander.

Erbauer: Ich komme beruflich aber relativ häufig an beiden Anlagen vorbei. Und ich habe mal nachgemessen: Was die Baugröße angeht, sind die identisch.

War es Ihre Absicht, dafür zu sorgen, dass die Anlagen nicht mehr blitzen können?

Erbauer: Überhaupt nicht. Es ging wirklich nur darum, dass die Leute einfach mal lachen und sich freuen. Ich glaube, das hat ganz gut funktioniert. Deswegen haben wir sehr darauf geachtet, dass die Dekoration keinen Schaden an den Anlagen anrichtet. Und ganz ehrlich: Vor allem die Anlage in Hürtgen ist bitter nötig. Viele halten 80 Sachen da für normal. Das ist ziemlich daneben.

Haben Sie damit gerechnet, mit Ihrer zweiten Aktion, dem Rentierschlitten, deutschlandweit in Zeitungen und Fernsehsendungen aufzutauchen?

Erbauer: Überhaupt nicht. Wir hatten gedacht, dass Sie als Zeitung vor Ort und das Radio hier darüber berichten. Aber dass so viele Zeitungen, Radio- und Fernsehsender darüber berichten – niemals. Was uns noch viel mehr freut: Die Botschaft scheint angekommen zu sein. Alle haben gelacht und sich gefreut. Offenbar suchen die Menschen gerade etwas, an dem sie sich freuen können.