Strukturwandel-Projekt in Aldenhoven : Flugtaxis, made in Siersdorf?
Aldenhoven Rund um die Teststrecke in Aldenhoven-Siersdorf soll ein Kompetenzzentrum für Automobilität entstehen. Ein Projekt beschäftigt sich dabei mit der Mobilität in der Luft.
„Keine Sorge. Da werden jetzt keine Düsenjets starten.“ So hat Anette Winkler, Geschäftsführerin des Aldenhoven Testing Centers, im jüngsten Aldenhovener Fachausschuss die neuesten Pläne vorgestellt, wie das Gelände rund um die Teststrecke bei Siersdorf weiterentwickelt werden soll. Düsenjets soll es nicht geben, Flugobjekte aber sehr wohl. In dem großen Gewerbegebiet, das im Strukturwandel ein Schwerpunkt für die Automobilindustrie in der Region werden soll, ist ein Abschnitt geplant, bei dem es um Mobilität in der Luft geht. Center for Vertical Mobility heißt das Projekt. Vertikale Mobilität also, oder auf Deutsch: Flugobjekte, die wie ein Hubschrauber senkrecht aufsteigen können.
Rund 500 Arbeitsplätze sollen mit dem Zentrum entstehen, 34,4 Hektar groß soll die Fläche sein, die sich östlich an die Teststrecke in Richtung der Abraumhalde der ehemaligen Zeche Emil Mayrisch anschließt. Bereits Ende 2020 hat das Projekt den zweiten Stern erhalten im Qualifikationsverfahren, das notwendig ist, um Fördergelder des Bundes als Strukturwandelprojekt zu erhalten. Nach dem dritten Stern steht fest, dass ein Projekt gefördert wird.
„Wir reden hier von einem bundesweit einmaligen Test- und Kompetenzzentrum“, sagte Winkler weiter. Im Kern gehe es um die Entwicklung und Verbesserung von Luftfahrzeugen, die senkrecht aufsteigen können und die nicht mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren betrieben werden. Die Motoren werden entweder elektrisch befeuert oder von einer Wasserstoff-Brennstoffzelle. Motorengeräusche gebe es also keine. In Rede stehen bemannte und unbemannte kleine Luftfahrzeuge, also entweder Drohnen, die beispielsweise bei Lieferdiensten eingesetzt werden können, oder Flugtaxis.
Planungsrechtlich seien die avisierten Flächen nicht so problematisch wie andere Abschnitte rund um die Teststrecke, wie Bürgermeister Ralf Claßen (CDU) erklärte. Die Flächen gehörten größtenteils zum Gebiet der einstigen Zeche und müssten deshalb nicht umgewidmet werden. Bei anderen Projekten an der Teststrecke gibt es das Problem, dass der Regionalplan – in dem unter anderem geregelt wird, welche Flächen bebaut werden dürfen – die beabsichtigten Flächen nicht als Gewerbegebiet ausweist.
Noch ist das Zentrum für vertikales Fliegen Zukunftsmusik. Die 34,4 Hektar, auf denen es entstehen soll, befinden sich teils im privaten Besitz und müssen gekauft werden. Ratsherr Udo Wassenhoven (SPD) fragte nach dem Interesse seitens der Industrie an einem solchen Standort mit einer solchen Ausrichtung. „Ich darf Ihnen noch keine Namen nennen. Aber das Interesse ist vorhanden“, antwortete Winkler. Monika Müller (Grüne) sprach sich dafür aus, das Vorhaben weiter zu betreiben. „Viele andere Gemeinden würden den Fußboden küssen, wenn sie so ein innovatives Angebot haben könnten.“ Der Ausschuss konnte sich dem anschließen und hat den notwendigen Änderungen des Bau- und Nutzungsrechts einstimmig zugestimmt.