Corona-Zentrum Koslar : Abstriche und Behandlung ab dem 4. Januar
Jülich In der Bürgerhalle in Koslar werden ab Anfang Januar Corona-Tests gemacht und Pandemie-Patienten ambulant behandelt. Die letzten Vorbereitungen laufen noch.
Seit vergangenem Mittwoch wird mit der großen roten Anschrift „Corona-Zentrum Koslar“ im Eingangsbereich der Bürgerhalle Koslar ein neues Kapitel in der Nutzungsgeschichte des Gebäudes geschrieben und für alle sichtbar gemacht: Nach wochenlanger Planung laufen derzeit im Inneren noch die letzten Vorbereitungsmaßnahmen für eine erste umfassende Einrichtung zur Behandlung und Testung von Coronavirus-Patienten für den Nordkreis. Am 4. Januar sollen dort die Türen aufgehen.
Räumliche und zeitliche Trennung
„Ursprünglich ging es nur um die Versorgung von infektiösen Patienten in der Wintersaison. Wir wollten die Patienten, die vermutlich Corona-krank sind, weitestgehend behandeln und von den nicht infektiösen Patienten räumlich und zeitlich trennen“, erklärt Dr. Gabriel Yihune von der internistischen Hausarztpraxis in Koslar.
Die Suche nach den hierfür geeigneten Räumlichkeiten führte zu Gesprächen mit Vertretern der Jülicher Stadtverwaltung. „Der Wunsch, die Bürgerhalle in Koslar für diesen Zweck nutzen zu dürfen, ist von Dr. Yihune an uns herangetragen worden“, erläutert Dezernent Richard Schumacher.
Die Stadt Jülich ist zwar die Eigentümerin der Immobilie, die Gebäudebetreuung und -verwaltung wurde jedoch in Koslar an den Dorfgemeinschaftsverein übergeben. Dementsprechend fungiere die Jülicher Stadtverwaltung nur als moderierender Ansprechpartner und vermittelnde Stelle.
„Weil das Projekt die Koslarer Bürgerinnen und Bürger unterstützen kann und weit darüber hinaus vom Kreisgesundheitsamt für ein Abstrich- und Behandlungszentrum im Nordkreis Düren benutzt wird, kommt es vielen Menschen, auch den Jülichern zugute“, sagt Schumacher, „daher haben wir uns alle an einen Tisch gesetzt und überlegt, wie wir es gemeinsam tragen können“.
Die Vorleistungen des Initiators Dr. Yihune bei der Planung, der räumlichen und technischen Ausrichtung sowie hinsichtlich des Personals und der Genehmigung einer neuen medizinischen Betriebsstelle durch die Kassenärztliche Vereinigung hätten zu der Gesprächs- und Unterstützungsbereitschaft seitens der Stadt Jülich erheblich beigetragen.
„Eine Rückversicherung des Kreises Düren über die Zweckdienlichkeit einer solchen Maßnahme zur Eindämmung der Pandemie für den gesamten Kreis, sowie eine Bitte nach Möglichkeiten unseren Beitrag dazu zu leisten, hat uns dazu bewogen, dieses Engagement auch mit Übernahme der Betriebskosten zu unterstützen“, fügt der Vertreter der Jülicher Stadtverwaltung hinzu. „Die meiste Last liegt jedoch bei Dr. Yihune selbst.“
Mit der Inbetriebnahme am 4. Januar wird gleich an der Eingangstür die räumliche Trennung der Patientenströme umgesetzt: Wer ohne Symptome kommt, um einen PCR-Test machen zu lassen, beispielsweise weil das Gesundheitsamt einen Verdachtsfall im näheren Umfeld gemeldet hat, nimmt die Tür mit der Aufschrift „Abstrich“. Patienten, die infektiös sind (unabhängig davon, ob die Symptome auf Corona zurückzuführen sind oder nicht) werden den kürzeren Weg zur „Behandlung“ ansteuern.
Von einer professionellen Firma gebaute Boxen garantieren eine räumliche Trennung auch im Inneren des großen Saals, der um diese Jahreszeit gewöhnlich diverse Veranstaltungen beherbergte. Zwei getrennte, weitestgehend sterile, puristische Räume, ausgestattet lediglich mit einem Stuhl, dienen als Abstrich-Stationen für zwei Patienten gleichzeitig.
In zwei Behandlungsräumen stehen bereits hochmoderne Überwachungsmonitore, die alle Vitalparameter des Patienten messen und sofort in einem Ausdruck erfassen können. Die Verantwortlichen des Corona-Zentrums setzen nicht nur auf Kontaktlosigkeit, sondern auch auf Minimalismus. Räumliche Abstände, persönliche Schutzausstattung und moderne Belüftungsanlagen dienen dem Schutz von Patienten und medizinischem Personal. Bei Bedarf sei die Möglichkeit zur Erhöhung der Kapazitäten auf das Doppelte bereits gegeben.
„Bei der Behandlung von Corona-Patienten gilt es vorrangig, einen schweren Erkrankungsverlauf zu erkennen und dann die intensivierte Behandlung zu wählen“, sagt Dr. Yihune. „Hier wird darüber entschieden, wer nicht ins Krankenhaus muss, doch die Symptome müssen auch dann überwacht werden. Wir haben in der Praxis bereits Corona-Patienten und wir werden noch viel mehr bekommen. Über die Erhebung der Vitalfunktionen können wir die Schwere der Erkrankung feststellen. Diese tritt meistens zum Ende der Infektion auf. Im Falle von leichteren Verläufen können die Patienten sich bei Unsicherheit und nach Bedarf täglich per Videosprechstunde oder auch im Zentrum überprüfen lassen.“
Das Erkennen von Patienten, die ins Krankenhaus gebracht werden müssen und die Versorgung jener, die mit leichten Symptomen zu Hause bleiben können, sei Priorität im Corona-Zentrum Koslar. Schnelltests werden parallel zu den zuverlässigen, aber zeitaufwendigen, PCR-Tests lediglich bei schweren Symptomen zur raschen Entscheidungsfindung eingesetzt.
Die Dienstleistung als zentrale Anlaufstelle für PCR-Abstriche im Nordkreis Düren sei in Zusammenarbeit mit dem Kreisgesundheitsamt ab Januar für die Patienten gegeben und diene der „Verkürzung der Wege“. „Natürlich stehen jetzt auch Corona-Impfungen vor der Tür“, ergänzt der Internist. „Und natürlich gibt es Überlegungen, ob das Zentrum zukünftig zu einer lokalen Impfstation werden könnte. Diese Entscheidung liegt aber nicht bei uns. Wenn der Impfstoff verfügbar ist und die Modalitäten festgelegt sind, wird die Impfung eigentlich überall machbar sein.“ Auch in einer Arztpraxis.