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Demonstration gegen eine Impfpflicht: 100 Teilnehmer ziehen durch Jülich

Demonstration gegen eine Impfpflicht : 100 Teilnehmer ziehen durch Jülich

In der Jülicher Innenstadt fand am Samstag erstmals eine Demonstration gegen eine Impfpflicht statt. Rund 100 Menschen haben teilgenommen.

Rund 100 Menschen haben in der Jülicher Innenstadt gegen eine Impfpflicht demonstriert, die es aktuell in Deutschland gar nicht gibt, aber zunehmend diskutiert wird. Nach Angaben der Polizei verlief die angemeldete Veranstaltung, die erste ihrer Art in Jülich, ohne Zwischenfälle. Laut Polizei seien einige Aussagen hart an der Grenze dessen gewesen, was von der Meinungsfreiheit gedeckt ist. Ein Einschreiten erachteten die Einsatzkräfte aber als nicht notwendig. Der Anmelder der Veranstaltung, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, freute sich über die große Resonanz. „Mit so vielen Leuten haben wir nicht gerechnet“, sagte er.

Die Teilnehmer an der Demonstration, die aus einer Kundgebung auf dem Kirchplatz und einem Spaziergang bestand, waren gemischt. Offensiv zeigte sich die Partei „Die Basis“. Deren wichtigste Kernpunkt ist das Ablehnen der Coronavirus-Maßnahmen in Deutschland. Unterstützer der AfD waren vor Ort, traten aber nicht offiziell in Erscheinung. Bei einzelnen Teilnehmern war anhand der Aufdrucke auf ihrer Kleidung zu erkennen, dass sie zu den Unterstützern von Verschwörungsideologen gehören. Sie alle applaudierten den Statements von Redner Georg Thiebes, der nach eigener Angabe aus Düren stammt. Thiebes bezeichnete sich als Erwachten und betonte, dass er kein Corona-Leugner sei. Er plädierte für eine freie Impfentscheidung und erklärte, dass es Tausende Wissenschaftler und Experten weltweit gebe, „die beweisen, dass hier was falsch läuft.“ Weiter führte er aus: „Es ist Fakt: An der Impfung sind mehr Menschen verstorben als an Corona.“ Auf welche Experten und Studien er sich beruft, teilte er nicht mit. Zudem betonte er, dass kein Mensch wisse, welche Auswirkung die Impfung in Zukunft habe. „Wir werden unserer Freiheit beraubt mit diesem verschissenen, verlogenen Infektionsschutzgesetz.“ Der Jülicher Pfarrer Josef Wolff, mit Thiebes offenbar bekannt, überquerte den Kirchplatz auf dem Weg in die Kirche und erhielt das Mikrofon. Wolff rief den Menschen zu, in angespannten Zeiten nicht zur Spaltung der Gesellschaft beizutragen. „Dafür schließe ich Sie in meine Gebete ein.“

Einer Passantin, die Thiebes ansprach und aufforderte, auf die vielen Tausend Corona-Toten und den Zustand in den Kliniken zu schauen, führte der Mann am Mikrofon unter dem Gejohle der Zuhörer vor. „Diese Dame ist einfach nur verängstigt. Sie tut mir leid. Sie ist der Prototyp des Deutschen, der berieselt wird mit Lügen.“ Mit der Medienlandschaft in Deutschland rechnete er ab, die Presse sei zu 100 Prozent linientreu, es gebe keine neutrale Berichterstattung. Zum Abschluss zogen die Teilnehmer vom Kirchplatz vor das Amtsgericht, einige skandierten kurz mit erhobenen Fäusten „Widerstand, Widerstand.“

Zulauf von Passanten hatte die Veranstaltung keine. Die meisten Jülicher, die zur Marktzeit in der Innenstadt unterwegs waren, quittierten die Veranstaltung mit Kopfschütteln. In einiger Entfernung waren abwertende Kommentare wie „Spinner“ und „Idioten“ zu hören.

Die Maske als Markenzeichen eines Sklaven, die Spitze als Entmündigung - so ist es auf dem Schild dieser Teilnehmerin zu lesen.
Die Maske als Markenzeichen eines Sklaven, die Spitze als Entmündigung - so ist es auf dem Schild dieser Teilnehmerin zu lesen. Foto: Guido Jansen
(jan)