Kabarettist Kurt Knabenschuh im Kulturhaus : Zwischen Kartentricks und Bachblüten-Tropfen
Selfkant-Höngen Stehtisch, Hocker und Banjo, dazu auf dem Boden der Bühne Decke, Handtuch, Trinknapf und Hundeleine, deuteten schon vor dem Auftritt eines skurrilen Kabarett-Duos an, was da kommen sollte: Mensch und Tier. Es kamen Uwe Kleibrink aus Wuppertal alias Kurt Knabenschuh und sein Hund Otiz.
Seit September erst sind die beiden wieder auf Tour. „Wer ist der Boss? Oder: Ist das Ihr Hund, der sich gerade am Buffet bedient?“, heißt ihr neues Programm, das sie nun auch im Höngener Kulturhaus auf Einladung des Kulturvereins Selfkant präsentierten. Gerade einmal ein Dutzend Besucher war in den kleinen Saal des Kulturhauses gekommen. Ihnen war der Kabarettist, der nach Ausbildung zum Industriekaufmann und BWL-Studium auf dem zweiten Bildungsweg seine Leidenschaft zum Hauptberuf gemacht hat, jedoch ehrlich dankbar. Es sei wunderbar, dass sich der Verein und alle Anwesenden in Zeiten wie diesen für die Kultur einsetzen würden, erklärte er vorab.
Noch nicht so ganz verriet er jedoch zu Beginn, wie er auf den Hund, privat und im Programm, gekommen ist. Vielmehr nutzte er die Anwesenheit seines Vierbeiners, seiner englischen Bulldogge namens Otiz, gleich für seine ersten Scherze. „Er soll mich im Alter entlasten, vielleicht mit Kartentricks“, erklärte er. „Und gerade üben wir den Windhund.“ Das gelinge noch nicht so ganz, habe Otiz doch eher Ähnlichkeit mit Wirtschaftsminister Peter Altmaier.
Eine Erklärung für die Tierschützer gab er auch gleich dazu: „Er muss nix!“, betonte er. Man sei im Kabarett, nicht im Zirkus. Und er werde auch nicht aus der Sicht des Hundetrainers, sondern aus der des „deprimierten Hundehalters“ berichten. Otfried von Otilienbaum zur Sabbelwiese sei sein korrekter Name. Neben dem kurzen Otiz habe er noch seinen zweiten Rufnamen: „Lass das!“, und beruhigen könne man den Vierbeiner, dem weder Hundeschule noch Tennis, Ballett oder japanisches Papierfalten liegen würden, mit dem Ruf nach „Valium!“
Natürlich sei Otiz auch versichert, bei der Eitelsonnenscheinversicherung von Mareike Zappen-Duster, denn beim Stichwort Kommunikation von Hund zu Hund zeige Otiz, dass er andere Hunde zum Fressen gernhabe. „Vergessen Sie Selbsthilfegruppen“, stellte der Kabarettist mit Blick auf die Kommunikation des Hundehalters zu anderen Zweibeinern fest. Ein Hund führe da ebenso sofort ins Gespräch wie eine Krücke. Hinzu kämen als Nörgelthema von Nicht-Hundehaltern die Hinterlassenschaften der Vierbeiner oder als Dauerthema anderer Hundehalter das „Meiner macht nichts“.
Schließlich wurde der Kabarettist, der keine Kunstfigur vor sich aufbaute, sondern per se sehr authentisch ankam, sehr ernst. Otiz, den er eher durch Zufall kennen- und lieben gelernt habe, sei kastriert, weil er als englische Bulldogge Ergebnis einer „unverantwortlichen Gewaltzucht“ sei, konstatierte er. Und er sei nicht bereit, eine „kriminelle Gewaltzucht“ weiter zu unterstützen.
Zwischendrin wechselte Kurt Knabenschuh immer wieder in einen eigenen musikalischen Teil, den er den „tragischen Teil“ nannte und bei dem er sich selbst mit dem Banjo begleitete. „Ich kann wieder Banjo spielen noch singen“, erklärte er und trieb den Gästen auch als Liedermacher so manche Lachträne ins Auge, mit seinem Facebook-Song über das Ergebnis seines morgendlichen Toilettenbesuchs, einem Lied über den Spaziergang mit dem Hund oder dem vom Altern. Sogar der Ort Höngen kam darin vor. Mitsingen durfte das Publikum zwar nicht, „aber Summen und Klatschen wär´gut“, bat der Kabarettist, und die Besucher folgten ihm damit gerne.
Schließlich hatte er auch schon den Tipp mit dem Eierlikör für die Hundeberuhigung am Silvesterabend parat. Da sprach er einer Zuschauerin aus der Seele, die ihren eigenen Trick mit den Bachblüten-Tropfen – „ab mittags ins Wasser“ – verriet.