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Heinsberg: Zirkusfest: Lebenshilfe Heinsberg zieht positive Bilanz

Heinsberg : Zirkusfest: Lebenshilfe Heinsberg zieht positive Bilanz

Mit Akrobatik und Seiltanz der ganz kleinen sowie einer schillernden Travestie-Show der großen Stars der Manege ist das erste Heinsberger Zirkusfest am Fuße des Burgbergs zu Ende gegangen. Zwei Wochen lang hatte es mit ganz unterschiedlichen kulturellen Veranstaltungen Akteure wie Besucher begeistert.

Für die Lebenshilfe Heinsberg, die dieses Kulturfest mit Unterstützung von Partnern und Sponsoren auf der Wiese hinter ihrem Museumscafé Samocca stemmte, war das Fest ein fulminanter Einstieg in mehr Inklusion für kulturelles Engagement. In den Bereichen Arbeit und Freizeit sei man bereits sehr gut aufgestellt, in der Kultur gebe es bereits sehr gute Ansätze, „aber hier haben wir wirklich noch Bedarf“, erklärte Lebenshilfe-Geschäftsführer Edgar Johnen im Gespräch mit unserer Zeitung zum Hintergrund ihrer Initiative. „Und wenn´s um Inklusion geht, ist man sowieso nie am Ziel“, fügte er hinzu.

So entstand die Idee zu dem Zirkusfest im Rahmen es Projekts „Kultur ohne Barrieren“, bei dem die Lebenshilfe von der Aktion Mensch unterstützt wird. „Erstes kleines Heinsberger Zirkusfest“ nannte es die Lebenshilfe ganz bescheiden. Nach zwei Wochen klingt das jetzt eher untertrieben, denn alle Veranstaltungen waren gut und sehr gut besucht: das Bilderbuchfest in Kooperation mit der Buchhandlung Gollenstede zum Auftakt, zwei Open-Air-Kinoveranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem Roxy-Filmtheater, eine Lesung in leichter Sprache mit dem Autoren und Journalisten Helmut Wichlatz, zwei Zirkusvorstellungen von Kindern aus Triangel-Einrichtungen der Lebenshilfe und mit Teilnehmern der Ferienspiele des Familien unterstützenden Dienstes der Lebenshilfe sowie schließlich die Travestie-Show zum Abschluss.

„Ja, es ist wirklich etwas Großes daraus geworden“, zieht Johnen ein begeistertes Fazit. „Wir hatten einen sehr guten Zulauf. Da war Inklusion spürbar.“ So akzeptiert, wie sie auch sei, brauche sie jedoch immer wieder Anstöße wie diesen, um sich weiter zu entwickeln. „Inklusion passiert nicht einfach so von selbst.“ Mit Blick in die Zukunft sieht er das Zirkusfest als „guten Auftakt. Es hat sich gezeigt, dass es hier Bedarf gibt“, erklärt er. „Jetzt müssen wir dranbleiben, um auch Nachhaltigkeit zu erzielen.“ Buchhändler Marcus Mesche und Kinobetreiber Christoph Kalinowsky würden sich ebenfalls eine Wiederholung wünschen.

Wenn sich der Aufwand in Grenzen halte, sei die Lebenshilfe auch wieder dabei, blickt Johnen optimistisch in die Zukunft. Man müsse eine weitere Veranstaltungsreihe nicht an einem Zirkuszelt festmachen. „Wichtig ist allein, dass Begegnung stattfindet“, betonte er. „Dafür sind die Weichen gestellt.“ Und auch in der Lebenshilfe selbst wird es schon in Kürze mehr kulturelle Angebote geben. So habe man einen Künstler gewinnen können, der schon demnächst Kunstkurse anbieten werde, verriet er.

Den Auftakt der beiden letzten Veranstaltungen des Zirkusfestes machte der Zirkus „Triangolo“, in dem die jungen Teilnehmer der Ferienspiele des Familien unterstützenden Dienstes der Lebenshilfe ihre Künste unter Anleitung von Nicklas und Sharon Lagrin vom Zirkus Regenbogen zeigten. Als Akrobaten, Clowns und Zauberer, als Seiltänzer, Jongleure und Tellerdreher oder als Plüschhund-Dompteure bewiesen sich die 18 Akteure im Alter von 3 bis 17 Jahren und freuten sich riesig über den Applaus ihres begeisterten Publikums.

Regelrechte Begeisterungsstürme gab´s wenige Stunden später beim großen Finale des Festes für die großen Stars von Travestie und Zauberei. Heinz Küppers, der selbst im Café Samocca arbeitet und zugleich als Gräfin Henriette von Küppersbusch ein bekannter Travestiekünstler ist, hatte schon im vergangenen Jahr mit einer ersten Show im Hof des Cafés zusammen mit seinem Partner Volker Müller als Steffen Heyder und Michael Carleton als Pianist für ein ausverkauftes Haus gesorgt.

Gräfin Henriette und Gäste

Auch in diesem Jahr waren alle Karten schnell weg. Wer eine ergattert hatte, wurde Augen- und Ohrenzeuge eines Programms, das die Heinsberger Travestie-Premiere des vergangenen Jahres noch um einiges überbot. Grund dafür waren die beiden Gäste des Abends, die der Gräfin ihre Aufwartung machten. Stand da zunächst in zwei Metern Lebensgröße Travestie-Wuchtbrumme Danielle Thompson (Lars Giesen) aus Duisburg auf der kleinen Bühne.

Sie entpuppte sich als wahres Allround-Talent, nicht nur mit ihrem Gesang und ihren wunderbaren Tanzdarbietungen. Sie suchte auch die Nähe im Publikum und entpuppte sich als echtes Comedy-Talent, nicht nur, indem sie wie auch die Gräfin die Männer aufs Korn nahm, sondern auch sich und ihre besondere Neigung echt lebenslustig preisgab: „Ich weiß, meine Brust ist nicht echt“, räumte sie ein. „Aber damit kann ich leben. Dafür kann ich sie auf 30 Grad waschen!“

Nicht zu vergessen Zauberer Charlie Martin aus Düsseldorf, der das Programm über viereinhalb Stunden mit drei Showblöcken und leckerem Essen dazwischen ebenfalls mühelos von einem Höhepunkt zum nächsten katapultierte. Der aus Roncallis Apollo-Varieté und aus dem Zirkus Flic Flac bekannte Entertainer begeisterte mit Zaubereien von Tüchern und Bällen sowie mit seinem Puzzle des Lebens.

Als der Abend und das erste Zirkusfest mit goldenem Sternchenregen um Mitternacht zu Ende ging, hofften alle auf und vor der Bühne natürlich auf ein neues, inklusives Festival im nächsten Jahr.