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Bei der Tafel: Wilfried Louis macht ehrenamtlich Fahrräder fit

Bei der Tafel : Wilfried Louis macht ehrenamtlich Fahrräder fit

Wer die Heinsberger Tafel besucht, der trifft zuerst auf das, was er mit dem Begriff verbindet: eine Lebensmittelausgabe und eine Kleiderkammer. Im hinteren Bereich ihres Gebäudes an der Erzbischof-Philipp-Straße bietet die Heinsberger Tafel aber inzwischen mit ihrer eigenen, gut laufenden Fahrradwerkstatt eine wichtige, dritte Einrichtung, die Kunden und Flüchtlingen zu mehr Mobilität verhilft.

Seit fünf Jahren flickt, schraubt und ölt hier Wilfried Louis an den gespendeten Drahteseln. Damen- oder Herrenräder, Kinderräder oder Roller, alles ist hier gefragt. Rund 60 reparaturbedürftige Räder stehen bereit, sind zu einem kleinen Teil schon wieder repariert oder warten auf ihre neuen Besitzer, für die Wilfried Louis und seine ebenfalls ehrenamtlich aktiven Kollegen Arno Holzem und Oswald Klippert sie dann wieder fit machen.

Alles selbst gemacht

Zunächst habe sich die Werkstatt wie die Lebensmittelausgabe und die Kleiderkammer im Obergeschoss des Gebäudes befunden. „Aber da wurde es immer enger“, erzählt Louis. Dann habe ihnen der Vorstand ein kleines Budget zur Verfügung gestellt, um die neue Werkstatt im hinteren Teil des Gebäudes einzurichten. „Alles haben wir hier selbst gemacht“, zeigt der Werkstattleiter auch stolz auf die Hängevorrichtungen für zwei Fahrräder, die seine und die Arbeit seiner Kollegen erleichtern. „Der Pfarrer war ganz stolz auf das, was wir hier geschaffen haben“, erinnert er sich an den ersten Besuch des Vorsitzenden, Pfarrer Sebastian Walde, nach Fertigstellung und Einrichtung der Werkstatt an ihrem neuen Platz.

Eigentlich sei er ja gar nicht so richtig vom Fach, räumt Louis ein. Er sei zwar gelernter Schlosser und Maschinenbautechniker, habe aber in den vergangenen 30 Jahren im Büro gearbeitet. Im Sauerland lebte und arbeitete er, bis er schließlich in seinen Geburtsort Heinsberg zurückkehrte. Auf der Suche nach einer sinnvollen, ehrenamtlichen Tätigkeit machte der 69-Jährige Bekanntschaft mit der Tafel. Zunächst engagierte er sich hier in der Lebensmittelausgabe, bis ihm der damalige stellvertretende Vorsitzende Kurt Kornmesser die Arbeit in der verwaisten Fahrradwerkstatt schmackhaft machte.

„Flicken krieg ich wohl hin, aber alles andere…“, erinnert sich Louis an seine ersten Gedanken, als er die rund 150 vor ihm stehenden Räder sah. Aber er machte sich motiviert an die Arbeit. Heute leitet er in Waldfeucht-Haaren eine weitere Werkstatt, in der er Fahrräder für Flüchtlinge fit macht. Und die ehemalige Werkstatt in Unterbruch hat er inzwischen in die Heinsberger Tafel-Werkstatt integriert. „Daher bieten wir hier Fahrräder nicht nur für die Tafelkunden, sondern auch für Flüchtlinge an“, sagt er.

Am Anfang habe er die reparierten Fahrräder kostenfrei abgegeben. Doch das sei nicht der richtige Weg gewesen, erzählt er. Heute nimmt er einen kleinen Obulus, zwischen 15 und 25 Euro pro Fahrrad, und stellt fest, dass die Drahtesel dann eine wesentlich höhere Wertschätzung bei ihren neuen Besitzern genießen. „Aber das ist immer noch sehr preiswert“, sagte er. „Wir müssen ja auch die Ersatzteile kaufen, um die Räder reparieren zu können.“

Glücklich ist Louis, wenn es ihm gelingt, einem Tafelkunden oder einem Flüchtling mit einem Fahrrad eine Freude zu machen. Zwei bis drei Räder verlassen pro Woche fertig „restauriert“ seine kleine Werkstatt. „Am schönsten ist es aber, wenn die Kinder ihr buntes, eigenes Rad sehen und große Augen machen“, schwärmt er. Den passenden Helm gibt es dann als Geschenk gleich dazu, sofern einer zur Verfügung steht.

Daher freut sich die Heinsberger Tafel nicht nur über Fahrräder, die sie gerne jederzeit nach Terminvereinbarung auch beim Spender abholt, sondern auch über weitere Spenden wie Helme, Gepäcktaschen oder anderes Zubehör. „Sehr begehrt sind auch Kindersitze fürs Fahrrad“, weiß der Werkstattleiter. Nicht zuletzt würde er sich auch über handwerkliche Unterstützung freuen. „Das muss kein Profi sein“, betont Louis. Gefragt sei nur Spaß an handwerklicher Arbeit. „Alles andere bringen wir ihm bei.“

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