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Verbindungen ins rechte Spektrum: Wieder Corona-Demo in Heinsberg

Verbindungen ins rechte Spektrum : Wieder Corona-Demo in Heinsberg

Trotz der Furcht vor einer dritten Infektionswelle lockert die Politik langsam die Corona-Schutzmaßnahmen. Gegner aller Maßnahmen wollen mit Beteiligung aus dem rechten Spektrum am Samstag von Mittag an bis zum Abend erneut eine Versammlung in Heinsberg abhalten.

Angekündigt werden als Redner und Musiker umstrittene Aktivisten aus der Szene der „Querdenker“.

Polizeisprecherin Angela Jansen bestätigte auf Anfrage, dass eine entsprechende Versammlung mit Umzug und erwarteten 350 Teilnehmern weiter angemeldet sei. Im Zusammenspiel von Stadtverwaltung, Ordnungsamt und Polizei wird sich in dieser Woche noch entscheiden, welche Auflagen man dem Veranstalter machen wird und ob neben der Kundgebung zudem ein Protestumzug stattfinden kann. Entscheidend dafür ist auch die Entwicklung der Infektionszahlen.

Wie berichtet, hat der Organisator und Anmelder eine Nähe zur Szene der Rechtsextremen, Hooligans und „Reichsbürger“. Gegen ihn selbst laufen mehrere Bußgeld- und Ordnungswidrigkeitsverfahren.

Zerstrittenes Team

Nachdem sich ein „Orga Team“ im Herbst zerstritten hatte und er isoliert wirkte, plant er nun eine „Großdemo“. Nachdem er zeitweise nicht unter dem Label des bundesweiten Netzwerkes „Querdenken“ aufgetreten ist, darf er dies nun offenbar wieder führen.

Nach Recherchen unserer Zeitung besucht er seit längerem auch wieder regelmäßig Demonstrationen am Niederrhein, im Ruhrgebiet und in Westfalen. Dort engagiert er sich als Ordner oder filmt die Versammlungen, veröffentlicht solche Videos dann im Internet und will so wohl neue Bündnisse schmieden. So hofft der junge Mann offenbar, Teilnehmer für Samstag zu gewinnen.

Feindselige Stimmung

Vergangenen Freitag filmte der Heinsberger eine Kundgebung in Hamm. Die Stimmung unter den Teilnehmern war äußerst feindselig gegenüber Polizisten und Mitarbeitern des Ordnungsamtes. Einer der Redner, eine Größe der Szene im Ruhrgebiet, sagte Sätze wie: „Sollte das Ganze kippen, dann haben wir eine Liste mit Namen von Leuten, gegen die wir vorgehen müssen.“ Und ergänzte: „Die Leute, die das mit uns seit einem Jahr machen, müssen anschließend eliminiert werden.“ Später korrigierte man, gemeint gewesen sei die Suspendierung von Beamten.

Am Samstag soll als Redner nach Heinsberg einer der führenden Köpfe der „Querdenker“ aus Wien anreisen. In der österreichischen Hauptstadt demonstrieren seit Wochen besorgte Bürger neben Verschwörungsgläubigen, Esoterikern, Antisemiten und Rechtsextremen gegen die Maßnahmen. Auch ein AfD-naher Verschwörungsideologe aus Hamm soll sprechen.

Ein „Querdenken“-Aktivist aus dem Ruhrgebiet soll ebenso eine Rede halten. Der Mann hat schon eine grenzüberschreitende Demonstration in Frankfurt (Oder) mitorganisiert, an der auch Rechtsextreme teilnahmen. Zudem wird eine türkisch-stämmige Musikerin und Ärztin für Homöopathie aus Offenburg angekündigt.

Strafbefehl

Ihr wurde im November ein noch nicht rechtskräftiger Strafbefehl über 22.500 Euro zugestellt, weil sie ohne die Patienten zu untersuchen Atteste ausgestellt und teils per Post verschickt haben soll, die sie vom Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung befreiten.