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Grundstücke weiter heiß begehrt?: Wie sich die Nachfrage nach Bauland gerade entwickelt

Grundstücke weiter heiß begehrt? : Wie sich die Nachfrage nach Bauland gerade entwickelt

In Hückelhoven werden derzeit 51 Grundstücke in Kleingladbach vermarktet. Christoph Breuer vom Amt für Stadtplanung und Liegenschaften verrät, wie es läuft.

Vor nicht allzu langer Zeit wurden die Kommunen im Kreis Heinsberg bei der Vergabe von Grundstücken von Interessenten überrannt. Auf ein Stück Grün im Neubaugebiet kamen nicht selten mehrere Hundert Interessenten. Das führte dazu, dass Menschen vor dem Gangelter Rathaus campierten, um sich ihren Traum vom Eigenheim zu erfüllen und Übach-Palenberg aufgrund des Andrangs zur Losvergabe überging. Heute ist die Lage eine andere. Mit den steigenden Zinsen und steigenden Baukosten mussten viele Familien neu kalkulieren, die Nachfrage sinkt.

Das spürt auch Hückelhoven. Aktuell stehen hier in der Stephanusstraße in Kleingladbach 51 Grundstücke zwischen knapp 400 und etwas über 700 Quadratmetern zum Verkauf. Die meisten haben eine Größe von 450 bis 550 Quadratmetern und der Preis liegt je nach Lage und Ausrichtung bei 160 bis 170 Euro pro Quadratmeter. Ein- und Zweifamilienhäuser sollen hier entstehen.

Es gab Zeiten, da hätte Christoph Breuer vom Amt für Stadtplanung und Liegenschaften bereits nach zwei bis drei Wochen mehr als genug Bewerber für die Vergabe gehabt. Dieses Mal ist das nicht der Fall. „Am Ende werden wir alle Grundstücke an den Mann bekommen, aber es wird länger dauern“, vermutet Breuer. „Die Grundstücke werden mehreren Angebote und Absagen durchlaufen.“ Er rechnet damit, dass einige Interessenten kalte Füße bekommen, wenn es dann wirklich zum Notar geht.

Für den Stadtteil Kleingladbach hat die Stadt gut 400 Bewerber in ihrer Interessentenliste stehen. Alle haben vor einigen Wochen ein Schreiben von der Stadt erhalten, dass dort nun Grundstücke zum Verkauf stehen. Bis Ende April haben die Interessenten Zeit, sich bei der Stadt zu melden. „Wir haben bereits erste Rückmeldungen erhalten“, so Breuer. Einige Interessenten hätten der Stadt mitgeteilt, dass sie zwar weiterhin Interesse an einem Grundstück in Hückelhoven haben, doch aktuell aufgrund der Umstände zunächst Abstand von einem Kauf nehmen. „Ein paar haben sich aber auch schon auf konkrete Grundstücke beworben.“ Generell gebe es allerdings weniger Rückfragen, was Breuer eher als schlechtes Zeichen für die Nachfrage deutet.

Insgesamt 51 weitere Grundstücke sollen in der Stephanusstraße in Kleingladbach entstehen. Der Preis für den Quadratmeter liegt zwischen 160 und 170 Euro.
Insgesamt 51 weitere Grundstücke sollen in der Stephanusstraße in Kleingladbach entstehen. Der Preis für den Quadratmeter liegt zwischen 160 und 170 Euro. Foto: MHA/Michèle-Cathrin Zeidler

Dieser Trend zeige sich auch bei den Neuanträgen, mit denen Bauherren ein potenzielles Interesse an einem Grundstück in der Stadt signalisieren können. „Früher hatten wir ein/zwei pro Tag, heute haben wir die noch in einer Woche“, berichtet Breuer. „Teilweise hatten wir über 1000 Interessenten in der Bewerberliste stehen.“ Jetzt seien es noch 800. Das Gebiet in Kleingladbach sei das erste große Neubaugebiet, seit sich die Lage am Markt nachhaltig verändert habe. Breuer geht davon aus, dass sich die Liste durch die Vermarktung noch mal ordentlich bereinige.

Doch nicht nur in Hückelhoven sind die Menschen zurückhaltender beim Bauen. In dieser Woche hat das Statistische Landesamt NRW mitgeteilt, dass sich die Zahl der Baugenehmigungen für neu zu errichtende Einfamilienhäuser 2022 um 13,9 Prozent auf 11.081 verringert hat. Bei den Zweifamilienhäusern ist ein Rückgang um 16,4 Prozent auf 3802 Wohnungen zu verzeichnen. Diese Rückgänge dürften zum Teil auf das Auslaufen des Baukindergeldes zum ersten Quartal 2021 und auf das Ende der Förderung von Häusern der Energieeffizienz-Stufe 55 zum 31. Januar 2022 zurückzuführen sein, so Information und Technik Nordrhein-Westfalen.

Voraussichtlich Mitte Mai bekommen die Interessenten dann Bescheid, ob sie den Zuschlag für ein Grundstück bekommen haben. Gute Karten hat dabei, wer schon länger in der Warteliste für ein Baugrundstück in Hückelhoven steht. Zudem schreibt die Stadt eine Eigennutzung vor. „Und es muss innerhalb von zwei Jahren gebaut werden“, erklärt Breuer. Sollte es doch einmal länger dauern, sucht die Stadt zunächst das Gespräch. „Wenn wir sehen, dass es Fortschritte gibt und es daran hapert, Material oder Firmen zu bekommen, legen wir die Frist aber großzügig aus“, versichert Breuer.

Aktuell läuft bereits die Erschließung der Baugrundstücke. „Wir liegen gut im Zeitplan“, so Breuer. Aber das Wetter müsste weiterhin mitspielen. Im Herbst sollen planmäßig die ersten Bauherren mit den Bodenarbeiten und der Grundplatte starten. „Das nächste Baugebiet ist in Ratheim im Bereich Haller Acker geplant“, blickt Breuer voraus. Gegenüber von Rewe sollen 90 Grundstücke, voraussichtlich in zwei Bauabschnitten, entstehen. „Wenn alles planmäßig läuft, bringen wir die Grundstücke Ende nächsten Jahres auf den Markt“, vermutet Breuer.