Prävention : Wie man es den Automatensprengern schwerer machen will
Kreis Heinsberg Erst vor wenigen Tagen wurden Automatensprenger von einer Nebelmaschine der Kreissparkasse an der Tat gehindert. Welche Vorkehrungen noch für Sicherheit sorgen und Anreize verringern sollen.
Mitten in der Nacht schlagen sie zu. Es ist immer das gleiche Szenario: Ein Knall zerreißt nächtliche die Stille, Scheiben bersten, die Täter schnappen sich das Geld aus dem Geldautomaten, den sie gerade gesprengt haben und verlassen den völlig verwüsteten Tatort schneller als die aufgeschreckten Anrufer den Notruf wählen können. „Die wissen in der Regel im Vorfeld, um welchen Automatentyp es sich handelt und welche Technik sie anwenden müssen, um das Gerät in die Luft zu jagen und Beute zu machen, da das Gerät zuvor ausgekundschaftet wurde“, sagt Thomas Aymans, Pressesprecher der Kreissparkasse Heinsberg.
Die zunehmende Anzahl an Sprengungen von Geldautomaten beschäftigen Sparkassen, Banken und die Polizei seit Jahren und derzeit zunehmend intensiver. Denn innerhalb kurzer Zeit, am zweiten Weihnachtstag und in der ersten Januarwoche, sind allein im Kreis Heinsberg Sparkasse-Automaten in Gerderath und Ratheim gesprengt worden, im Dezember machten Täter in Dremmen an einem Automaten der Volksbank Beute.
„Durch den zunehmenden Einsatz von Festsprengstoffen sorgt die Detonation nicht nur für erheblichen Schaden, sondern birgt auch ein hohes Risiko für Anwohner“, sagt Thomas Aymans. Geldinstitute reagieren auf die Bedrohung mit immer neuen Sicherheitsmaßnahmen, die die Täter abhalten soll – auch die Sparkasse.
Eine diese Maßnahmen zeigte in dieser Woche Wirkung, als in der Nacht zum Montag Täter versuchten, sich über einen Wegberger Automaten der Sparkasse herzumachen – und am Nebel scheiterten. „Zur Sicherheit setzt die Kreissparkasse auch Vernebelungsmaschinen ein, die automatisch einsetzen, sobald die Tür zum Foyer gewaltsam geöffnet wird“, so Aymans. „In diesem Fall wurde das Foyer und der Geldautomat sekundenschnell blickdicht eingehüllt. Die Täter müssen ihren Versuch abbrechen und verließen den Tatort erfolglos.“
„Es geht bei Maßnahmen wie diesen um Abschreckung“, sagt Aymans. „Wir wollen von vornherein einen Angriff verhindern.“ Die Vernebelung ist nur eine der Maßnahmen, die die Standorte für potenzielle Automatensprenger zunehmend unattraktiver machen sollen.
„Zur Bewertung der Gefährdung einzelner Geldautomatenstandorte führen wir Risikoanalysen durch und stehen im Austausch mit der Polizei“, erklärt auch der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse, Thomas Giessing. Daraus entwickeln sich bauliche, mechanisch, elektronische und organisatorische Maßnahmen.
Die Foyers in den Filialen sind inzwischen in der Zeit zwischen 23 und 5 Uhr geschlossen. Um den Tätern den Zugang durch die Glastüren und damit zu den Automaten zu erschweren, möchte die Kreissparkasse nun auch verstärkt Scherengitter vor den Filialen einsetzen, wie man sie von Juwelieren kennt. „Solche Metallgitter erschweren den Zugang, man kann sie nicht wie eine Glasfront einfach wegsprengen“, sagt Aymans. Bei dem Wiederaufbau der Filialen in Gerderath und Ratheim seien diese schon fest eingeplant.
Sollten die Täter dennoch bis ins Foyer und an den Geldautomaten gelangen, setzt die Kreissparkasse künftig auf ein neues Färbesystem. Im Falle einer Sprengung wird im Geldautomaten Farbtinte freigesetzt, die die Geldscheine einfärbt und somit wertlos macht, weil sie es nicht mehr in Umlauf bringen können.

Um die Anreize für die Täter zu verringern, hat sich die Kreissparkasse nun auch dazu entschlossen, vorübergehend die Bargeldbestände in den Automaten zu reduzieren. „Dies kann vereinzelt dazu führen, dass zum Beispiel an Wochenenden einzelne Geldautomaten leerlaufen“, erläutert Aymans.
Nach 22 Uhr kann an Sparkasse-Automaten in den Abendstunden ohnehin kein Bargeld mehr abgeholt werden – eine weitere Sicherheitsmaßnahme. „Wenn zu den Tätern durchdringt, dass die Standorte nachts geschlossen sind und sie zwei Sprengungen brauchen, um bis zum Geld im Automaten vorzudringen, erhöht das das Risiko und verringert den Anreiz für die Täter“, so Aymans.
Dass das nicht allen Kunden gefällt, weiß Vorstandsvorsitzender Thomas Gissing: „Wir haben festgestellt, dass die Kunden allerdings gerade in den Abendstunden und am Wochenende noch einen hohen Bedarf an Bargeld haben, beziehungsweise die Zeit, dieses bei der Bank abzuheben.“ Daher sei zumindest die Reduzierung der Bargeldbestände eine vorübergehende Maßnahme.
Um Täter abzuschrecken, setze die Sparkasse auch Sicherheitspersonal an. Die Mitarbeiter hielten sich immer wieder an ausgewählten Standorten auf, die auf der Gefährdungsbeurteilung der Behörden weit oben stünden. Wegen der geringen Entfernung zu den Niederladen, von wo aus viele Automatensprenger agieren, gilt der Kreis Heinsberg als besonders gefährdet.