Garzweiler : Tagebau-Anwohner mit Lob und Sorge für Zukunftsvisionen
Erkelenz Die Stadt Erkelenz will ihre geretteten Dörfer am Tagebau entwickeln. Dazu hat ein Planungsbüro nun Visionen entwickelt. Was die Anwohner daran loben. Und was sie kritisieren.
Das Planungsbüro Must hat im Auftrag der Stadt Erkelenz drei unterschiedliche Visionen für die Zukunft der fünf geretteten Dörfer am Tagebau Garzweiler entworfen. „Neustadt am See“, „goldene Äcker“ und „Land der Alleen“ lauten ihre Namen. Bis Mitte März sind alle Erkelenzer dazu eingeladen, ihre Rückmeldungen und Vorstellungen einzubringen. Jedoch müsse man sich laut dem Erkelenzer Bürgermeister Stephan Muckel (CDU) nicht für eine Option entscheiden, sondern könne sich nach dem Baukastenprinzip das Beste aus allen drei Varianten heraussuchen.
Die lokale Dörfergemeinschaft „KulturEnergie“ lobt den Nachhaltigkeitsschwerpunkt der Visionen, blickt aber auch mit Sorge auf mögliche Abrisse und großindustrielle Projekte.
„Vor allem die Idee großer Wald- und Naturflächen mit breiten Baumalleen und integrierten Freizeitmöglichkeiten finden wir super. Wir gehen davon aus, dass auch viele Erkelenzer einen großen Bedarf nach einem grünen Nahehrholungsgebiet haben“, sagt Waltraud Kieferndorf von der Dörfergemeinschaft mit Blick darauf, dass es im Stadtgebiet Erkelenz einen Waldanteil von lediglich 1,7 Prozent gebe.
Szenarien, in denen weite Teile der Gebäude in den geretteten Dörfern abgerissen werden, sehen die Anwohner jedoch kritisch. „Ich blicke mit Sorge auf den Vorschlag, intakte Bestandsbauten abzureißen, um auf den Flächen eine industrielle Agrarsteppe zu errichten. Nachhaltigkeit ist in allen Bereichen das Gebot der Stunde. Gerade in Zeiten von Wohnraummangel und Ressourcenknappheit sind Abrisse von Häusern doch nicht mehr vermittelbar“, sagt Patrizia Föhr.
Im Oktober 2022 hatten sich Bundes- und Landesregierung in einer Eckpunktevereinbarung mit RWE darauf geeinigt, die fünf bedrohten Dörfer am Tagebau Garzweiler zu erhalten. Der Vereinbarung nach sollen die in Besitz von RWE befindlichen Flächen und Immobilien „dem Land NRW, der Kommune oder von diesen beauftragten Dritten zur Entwicklung und Revitalisierung zu angemessenen Konditionen zur Verfügung“ gestellt werden. Ein Rückkaufrecht für ehemalige Bewohner soll es ebenfalls geben.
Die Dörfergemeinschaft „KulturEnergie – Dörfer der Zukunft“ besteht aus Bewohnern der vor dem Tagebau Garzweiler geretteten Dörfer Keyenberg, Berverath, Kuckum, Oberwestrich und Unterwestrich.