Arbeitsgemeinschaft : Selbsthilfegruppen bangen um ihre Zukunft
Kreis Heinsberg Wie sollen die Kreuzbundgruppen des Kreises Heinsberg ihre ehrenamtliche Arbeit in Zukunft weiter leisten, wenn bis auf zwei kreisangehörige Kommunen die finanzielle Unterstützung seitens der Gemeinden und Städte des Kreises ausbleibt?
Diese Frage stellen sich Klaus Kortzitze und Siegfried Walter von der Kreuzbundgruppe Wassenberg als Kassierer der Arbeitsgemeinschaft der Kreuzbundgruppen des Kreises Heinsberg, dem organisatorischen Zusammenschluss der acht Kreuzbundgruppen im Kreis.
„Um die Aufwendungen für unser privates Engagement teilweise zu decken, sind wir besonders auf die Unterstützung der Gemeinden und Städte des Kreises angewiesen“, unterstreicht Klaus Kortzitze. Doch die Bereitschaft dieser Unterstützung sei bei vielen Kommunen kontinuierlich weniger geworden. „Mit unseren Aktivitäten und der Arbeit leisten wir einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag, der im Endeffekt auch für die Kommunen zu einer möglichen finanziellen Entlastung führt“, gibt Siegfried Walter zu bedenken.
Denn bei den Kreuzbundgruppen handelt es sich um Selbsthilfeeinrichtungen für Suchtkranke und deren Angehörige. Sie sind damit eine Anlaufstelle für Abhängige und Ko-Abhängige. Die Gruppen treffen sich wöchentlich für anderthalb bis zwei Stunden. Bei den Treffen mit zwölf bis 20 Teilnehmern geht es darum, den Suchtkranken und Angehörigen der Süchtigen, die immer auch von der Sucht betroffen sind, mögliche Wege aus der Abhängigkeit hin zur Abstinenz aufzuzeigen. Ziel ist, die Rehabilitation und Integration des Suchtkranken in Familie, Beruf und Gesellschaft sowie eine dauerhafte zufriedene Abstinenz zu erreichen und zu erhalten.
„Wenn jede Kommune im Jahr nur 100 Euro zur Verfügung stellt, ist der Arbeitsgemeinschaft der Kreuzbundgruppen schon sehr geholfen“, erklärt Klaus Kortzitze. Denn es gebe viele Bereiche, wofür die Fördergelder verwendet werden. So findet ein regelmäßiger Austausch der Gruppenleiter über die Arbeit in den Kreuzbundgruppen statt. Die Leitungen der Gruppen nehmen zudem an monatlich stattfindenden Supervisionen, durchgeführt von Marlies Trapp, Leiterin der Beratungsstelle für Suchtfragen, teil. Wöchentlich abwechselnd veranstalten die Kreuzbundgruppen einen Informationsabend auf der Entgiftungsstation der Dernbacher Gruppe Katharina Kasper in Gangelt.
Aus finanziellen Gründen können die von Therapeuten geleitete Seminare von Gruppenmitgliedern nicht besucht werden, die aber wichtige Hilfestellungen für die Gruppenarbeit darstellen. Um den Zusammenhalt untereinander zu fördern, ist es auch geboten, Gemeinschaftsveranstaltungen umzusetzen.
Im Vordergrund stehen allerdings die wöchentlichen Treffen der einzelnen Kreuzbundgruppen. „Wir als Selbsthilfegruppen stellen eine Dauerbetreuung dar, die eine Suchtstation nicht leisten kann“, betont Klaus Kortzitze. Zudem sei man das Bindeglied zu den professionellen Einrichtungen.
Nicht unerwähnt ließ er auch, dass die Kreuzbundgruppen eine hohe Erfolgsquote haben. Laut der Statistik 2017 der Sucht- und Abstinenzverbände, wozu auch die Kreuzbundgruppen gehören, sind bundesweit 87 Prozent der Gruppenbesucher ohne Rückfall. Von den Rückfälligen können sich 77 Prozent wieder stabilisieren. „Das spricht doch für sich. Wir leisten eine wertvolle Selbsthilfetätigkeit im Suchtbereich, die doch förderungswürdig seitens der Kommunen sein sollte“, unterstreichen Klaus Kortzitze und Siegfried Walter.