Ort des Austauschs : Schule wird Treffpunkt für Geflüchtete aus der Ukraine
Heinsberg Die Janusz-Korczak-Schule veranstaltet einen Gemeinschaftstag für geflüchtete Ukrainer, um ein wenig Normalität und ein Stück Alltag für die Menschen zu schaffen. Gelingt es damit, die sozialen Kontakte auszubauen?
Gemeinsam eine Gemüsesuppe zu kochen, das kann schon, zumindest vorübergehend, ein wenig Normalität, ein Stück Alltag schaffen. Wenn man sich darüber verständigt, wie groß die Kartoffelwürfel und Möhrenscheiben geschnitten werden sollen, gelingen vielleicht auch weitergehende Kontakte zwischen Menschen, die der Krieg in der Ukraine in den Kreis Heisnberg verschlagen hat.
Neben der leckeren Gemüsesuppe gab es beim ersten Gemeinschaftstag für geflüchtete Ukrainer an der Janusz-Korczak-Schule zahlreiche Spielangebote für Kinder, draußen und drinnen.
Das Schulgebäude der Förderschule des Kreises Heinsberg an der Siemensstraße in Heinsberg bietet mit den am Wochenende leerstehenden Klassenzimmern und einem großen Schulhof den idealen Veranstaltungsort. Schulleiter Michael Dohmen und seine Kollegen, die auch von Eltern unterstützt werden, möchten diesen Treffpunkt für Ukraineflüchtlinge – insbesondere für Frauen mit Kindern – zukünftig regelmäßig jeden Samstag von 10 bis 13 Uhr anbieten.
Michael Dohmen kennt die Situation dieser Menschen sehr gut. Zusammen mit seiner Familie und Freunden hatte er 25 Ukrainern eine Ausreise aus den Kriegsgebieten in den Kreis Heinsberg ermöglicht. Über seinen Bruder, der kurz vor Kriegsausbruch eine ukrainische Frau geheiratet hatte, war der Kontakt zu den von den Kriegsereignissen bedrohten Menschen zustande gekommen. Michael Dohmen: „Viele Frauen leben mit ihren Kindern jetzt im Kreis Heinsberg verstreut in kleinen Wohnungen. Sie haben das Gefühl alleine zu sein. Doch wir möchten ihnen zeigen: Hey, Ihr seid ganz viele.“
Der Treffpunkt in der Janusz-Korczak-Schule soll helfen, die sozialen Kontakte unter den Geflüchteten auszubauen – in einer ungezwungenen Atmosphäre beim Kochen, Spielen und miteinander Reden.
„Wir möchten eine Hilfe zur Selbsthilfe organisieren“, sagt Michael Dohmen. Damit die Kommunikation auch mit den deutschen Gastgebern klappt, liegt ein deutsch-ukrainisches Wörterbuch aus, wobei sich eine Gemüsesuppe zur Not auch mal ohne viele Worte kochen lässt.
„Die Kinder haben teilweise Kriegserfahrung, manche wurden aber auch früh evakuiert“, erzählt Dohmen. Allen gemeinsam sei aber, dass mindestens ein Familienmitglied fehlt. Väter oder Brüder befinden sich nach wie vor in der umkämpften Heimat. Einige der Geflüchteten, berichtet Dohmen, würden hoffen, bald in die Ukraine zurückzukehren, andere befürchteten, dass der Krieg sich noch ewig lange hinziehen könnte. Das Bedürfnis sich hier untereinander auszutauschen sei auf jeden Fall vorhanden.
Der Wunsch mit Menschen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, reden zu können, sei ganz klar spürbar, sagt Michael Dohmen nach dem ersten Gemeinschaftstag an der Janusz-Korczak-Schule.