Sebastian Pufpaff in Hilfarth : Schwarz wie die Nacht vor der Dämmerung
Hückelhoven-Hilfarth Wer war das eigentlich, der da auf der Bühne des Saals Sodekamp-Dohmen stand? Gut, den Namen, Sebastian Pufpaff, werden viele Besucher gekannt haben.
Pufpaff ist einer der Comedians, die landauf und -ab für gute Laune sorgen. In allen einschlägigen TV-Shows ist er ein gern gesehener Gast und hat sogar mit Pufpaffs Happy Hour eine eigene Sendung auf dem kulturell wertvollen öffentlich-rechtlichen Sender 3sat. Doch so recht schlau wurden die Gäste dieses Kabarettabends nicht aus dem Herrn im schwarzen Anzug.
Denn allzu gekonnt spielte Pufpaff den Sozialarsch, der nur sein eigenes Wohl in die selektive Wahrnehmung fasst. Dabei kam ihn seine Ausbildung zugute. Studiert hatte der 1976 in Troisdorf schon mit dem Künstlernamen Pufpaff geborene Malte Sebastian Politikwissenschaft, Soziologie und Staatsrecht und daneben als Produktmoderator im RTL-Shop gejobbt. Eine bessere Grundausbildung für einen Kabarettisten kann man sich nicht wünschen.
Zum Aufwärmen nahm sich Sebastian Pufpaff das Publikum in der ersten Reihe des, soweit Corona das zulässt, ausverkauften Saals Sodekamp-Dohmen vor. Nein, er sei keineswegs etwas zu spät auf die Bühne gekommen, weil er sich wichtigtun wolle, sondern er habe nur auf die beiden Essen gewartet, die gerade dort vorne am Tisch noch serviert worden seien. Steak und Currywurst mit Pommes gab es für den jungen Mann und seine Begleitung, und viel Aufmerksamkeit des Publikums beim Verspeisen. Dann ein bisschen Coronavirus-Geplauder, und schon ging es in rasantem Tempo los.
So schnell, wie Sebastian Pufpaff seine Pointen abschoss, konnte das Publikum nicht immer sortieren, ob er nun Spaß machte und man darüber lachen durfte oder ob der Kerl nicht doch ein bisschen zu weit ging und ein Lacher eher unkorrekt wäre. „Wir nach“ heißt das neue Programm mit Buch im Schlepptau, für all diejenigen, die sich noch nicht vor die Tür trauen. Es geht dabei um nicht weniger als den Zustand der Welt im Jahr 2020 nach Christi Geburt. Der letzte Mensch, dem man noch trauen könne, so Pufpaffs These, könne nur ein Kabarettist sein. Verrat von Seiten der Politik, verarscht von der Industrie, Europa am Zerbröseln, Mutter Natur schließt das Paradies: Wo der Wahnsinn regiert, kann nur der Humor helfen.
Dass dieser Humor schwarz wie die Nacht kurz vor der Dämmerung ist, versteht sich von selbst. Nein, er mache sich nicht lustig über das zweijährige Kind, das in Spanien in einen illegalen Brunnen gefallen sei. Doch warum sei dieses Unglück auf eine riesiges mediales Echo gestoßen? Und 45 ertrunkene Flüchtlinge, darunter fünf Kinder, wären nur eine Randnotiz wert? Wie Sebastian Pufpaff diese Geschichte vortrug, verlangte von den Zuhörern schon, dass sie ihre Currywurst mal kurz stehen ließen, denn sonst wäre sie ihnen im Halse stecken geblieben. Was wäre passiert, wenn man noch weitere 44 Menschen mit in den Brunnen gestopft hätte?, lautete die scheinbar absurde Frage des Komödianten an sein Publikum. Als keiner lachte, meinte Pufpaff „Schlechtes Beispiel“ – und war schon beim nächsten „Scherz“.
„Verstehen kommt von Begreifen, aber das kapieren viele nicht. Und deshalb haben wir aufgehört nachzudenken.” Dieses Leitmotiv hat sich Sebastian Pufpaff zu eigen gemacht. Auch die auseinanderklaffende Schere von Arm und Reich, 42 Superreiche besitzen so viel wie die halbe Weltbevölkerung, macht Sebastian Pufpaff zum Thema seines neuen Programms, sicherlich nicht ohne die Hoffnung, dass wir beginnen nachzudenken.
Die „Kleinkunstbühne“ im Saal Sodekamp-Dohmen öffnet am 17. Oktober wieder. Dann wird der nicht minder bekannte Comedian Markus Krebs zu Gast sein.