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Landtagswahl: Politische Platzhirsche im Kreis Heinsberg im Wahlkampfmodus

Landtagswahl : Politische Platzhirsche im Kreis Heinsberg im Wahlkampfmodus

Für Bernd Krückel, Thomas Schnelle (beide CDU) und Stefan Lenzen (FDP) geht es um den Wiedereinzug in den Landtag. Das Großgewerbegebiet „Future Site in West“ und die Förderung des ländlichen Raums verbindet sie thematisch.

Stefan Lenzen nimmt eine Hand voll Kabelbinder und ein Plakat mit seinem Gesicht darauf aus dem Kofferraum seines Autos. An diesem Nachmittag erwartet die FDP in der Festhalle Oberbruch Besuch von ihrem Spitzenkandidaten und von interessierten Bürgern. Und die sollen auf dem Weg zur Veranstaltung noch einen Blick auf Lenzens Konterfei werfen. Lenzen ist im Wahlkampfmodus, die heiße Phase hat begonnen.

FDP-Mann Lenzen ist einer der drei Landtagsabgeordneten aus dem Kreis Heinsberg und damit einer der politischen Platzhirsche, die bei der Landtagswahl um den Wiedereinzug in das Düsseldorfer Parlament kämpfen. Die anderen beiden sind Bernd Krückel und Thomas Schnelle (beide CDU). Krückel (Südkreis) und Schnelle (Nordkreis) haben die besten Chancen, die beiden Direktmandate im Kreis zu gewinnen. Lenzen (Südkreis) will erneut über die Reserveliste seiner Partei in den Landtag einziehen.

Alle drei agieren aus der Regierungsverantwortung heraus. Ihre Fraktionen haben die Koalition gebildet, die NRW in der ablaufenden Legislaturperiode regiert hat. In solchen Fällen heißt es für die Wahlkämpfer meist, dass sie auf die Errungenschaften der Vergangenheit verweisen. Das machen Krückel und Schnelle natürlich auch. Im Gespräch mit unserer Zeitung blicken die beiden CDU-Kandidaten jedoch stärker nach vorn als zurück. Sie reden eher über das, was noch kommen soll. Und relativ wenig über das, was schon war.

Formulieren den Anspruch ihre Wahlkreise direkt zu gewinnen: Die CDU-Bewerber Bernd Krückel (l.) und Thomas Schnelle (r.).
Formulieren den Anspruch ihre Wahlkreise direkt zu gewinnen: Die CDU-Bewerber Bernd Krückel (l.) und Thomas Schnelle (r.). Foto: MHA/Daniel Gerhards

Krückel, 57 Jahre, und Schnelle, 54 Jahre, rücken die Innere Sicherheit als ein Kernthema ins Zentrum ihres Wahlkampfs. Schnelle, selbst von Haus aus Polizeibeamter, will bei der Polizei weiteres Personal aufstocken. Krückel warnt vor einer Legalisierung von Cannabis. Er fürchtet, dass sich neben Apotheken und lizensierten Abgabestellen ein Schwarzmarkt entwickeln würde. „Man sieht in den Niederlanden, dass da ein erhebliches kriminelles Potenzial herrscht“, sagt Krückel.

Für den Heinsberger Nordkreis, in dem Schnelle kandidiert, stehen noch große Verkehrsprojekte an. Die L117n in Ratheim und Millich müsse endlich fertig werden, die L364n müsse als Entlastung für Hückelhoven und Hilfarth kommen. Auch Baal müsse vom Durchgangsverkehr entlastet werden. Viel Arbeit also für die Verkehrsplaner. Auch die L228 braucht Entlastung, wenn das Großindustriegebiet „Future Site in West“ einmal entwickelt ist.

Das Großindustriegebiet in Lindern bezeichnet Krückel als „wirkliches Leuchtturmprojekt“. Dort könne man beweisen, dass moderne Produktion auf eine schadstoffarme oder -freie Weise gelingen kann, sagt er. Dort, im kleinen Lindern, könne der „große Wurf“ gelingen, findet Krückel. Das zu schaffen, sei für ihn eine der größten Herausforderungen der kommenden Legislaturperiode.

Auch Stefan Lenzen, 41 Jahre, ist ein vehementer Verfechter von „Future Site in West“. Er glaubt, dass die Städte Heinsberg, Geilenkirchen und Hückelhoven besonders profitieren werden, „weil wir die historische Chance haben, dort nachhaltige Arbeitsplätze der Zukunft zu schaffen“. Wichtig ist Lenzen, der sich als sozialliberal bezeichnet, dass dort gut bezahlte Arbeitsplätze entstehen, damit junge Menschen nicht aus dem Kreis hinaus in die großen Ballungsgebiete pendeln müssen. Dafür will er in den kommenden Jahren die Weichen stellen. „Es gibt Prognosen, die von bis zu 10.000 neuen Arbeitsplätzen ausgehen. Das sind bis zu 10.000 Familien, die damit ernährt werden können“, sagt Lenzen.

 Will wieder in den Landtag: Stefan Lenzen (FDP) steht auf Platz 22 der Reserveliste seiner Partei. Damit könnte der Einzug erneut glücken.
Will wieder in den Landtag: Stefan Lenzen (FDP) steht auf Platz 22 der Reserveliste seiner Partei. Damit könnte der Einzug erneut glücken. Foto: MHA/Daniel Gerhards

Lenzen findet, dass mehr Geld aus Düsseldorf in den ländlichen Raum fließen sollte. Unter Rot-Grün sei zu viel Geld in die Großstädte gegangen. „Wir haben das in den letzten fünf Jahren umgekehrt“, sagt er. In Dorferneuerung, Straßen- und Städtebau, Fuß- und Radwege sei investiert worden. Und mit der Heimatförderung habe man „ganz viele tolle Initiativen unterstützt“, sagt Lenzen. Das stellt auch CDU-Mann Schnelle heraus, so habe man zum Beispiel das virtuelle Museum des Heimatvereins der Erkelenzer Lande unterstützt und das Ehrenamt massiv gestärkt.

Bernd Krückel sieht den ländlichen Raum auch als Motor bei den erneuerbaren Energien. Im Kreis Heinsberg gebe es bereits sehr viele Windenergieanlagen. Immer mehr Windräder im Kreis Heinsberg sähe er jedoch kritisch. „Ich sehe nicht ein, dass wir im ländlichen Raum für die städtischen Ballungsgebiete Dinge überkompensieren“, sagt er. Bei der Windkraft setzt er eher auf das Ersetzen alter durch neue, leistungsstarke Anlagen (Repowering). Thomas Schnelle regt gar an, für Menschen, die nah an einem Windrad wohnen, den Strompreis zu senken. Darüber hinaus kann Krückel sich Photovoltaikanlagen auf Baggerseen oder stillgelegten Mülldeponien im Kreis Heinsberg vorstellen.

Wie bei jeder Wahl werden auch diesmal die Zahlen entscheidend sein. In ihnen bildet sich ab, wer in den Landtag einzieht, wer rausfliegt und welche Koalitionen möglich sind. Krückel und Schnelle formulieren den klaren Anspruch, ihren Wahlkreis zu gewinnen. Krückel gibt das Ziel aus, 15 Prozent vor seinen Konkurrenten zu landen. Schnelle hätte gerne 40 Prozent oder mehr. Beide würden die Koalition mit der FDP am liebsten fortsetzen. Das beruht zumindest im Kreis Heinsberg auf Gegenseitigkeit, denn auch Lenzen präferiert eine Koalition mit der CDU. Der FDP-Mann steht auf dem aussichtsreichen Platz 22 der Reserveliste seiner Partei.