Dörfer am Tagebau : Aktivisten weisen Vorwürfe von Anwohnern zurück
Erkelenz Benehmen sich die Aktivisten in Keyenberg, Kuckum und Co. daneben? Sind sie für Vandalismus verantwortlich? Bedrohen sie die Anwohner? Das Bündnis „Alle Dörfer bleiben“ weist die Vorwürfe zurück und beschuldigt stattdessen die CDU.
Das Bündnis „Alle Dörfer bleiben“, das in den vergangenen Monaten mit den Klimaaktivisten in und um Lützerath kooperierte, hat Vorwürfe zurückgewiesen, in den fünf geretteten Dörfern komme es zu massivem Vandalismus und Drohungen von Klimaaktivisten gegen Anwohner. Verbliebene Bewohner der in weiten Teilen leerstehenden Orte hatten diese Vorwürfe nach der Lützerath-Räumung im Januar erhoben. Auch NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) und Polizeipräsident Dirk Weinspach machten sich vor Ort ein Bild und sprachen mit Anwohnern.
Das Bündnis wirft nun seinerseits der CDU vor, Desinformation zur Lage in den Dörfern am Tagebau Garzweiler zu betreiben, um Klimaproteste zu kriminalisieren und die Räumung von Lützerath in ein besseres Licht zu rücken. David Dresen vom Bündnis „Alle Dörfer bleiben“ sagt, dass die Vorwürfe nicht der Wahrheit entsprächen. „Außer ein paar wenigen Graffiti hat sich im Ort gar nichts verändert. Dass ausgerechnet die CDU die erhobenen Vorwürfe nutzt, um Klimaproteste schlechtzureden, wundert mich jedoch nicht“, sagt Dresen, der in Kuckum wohnt. Er kritisiert auch die Medien, die die Vorwürfe und Ängste der Anwohner aufgegriffen hatten. Dresen findet, die Medien hätten diese Vorwürfe besser prüfen sollen.
Polizeipräsident Dirk Weinspach hatte die Situation in den geretteten Dörfern um Keyenberg und Kuckum nach einem Gespräch mit Anwohner im Interview mit unserer Zeitung so geschildert. „Sie (die Anwohner) versuchen, wieder eine Dorfgemeinschaft aufzubauen, auch mit den Flüchtlingen, die dort untergebracht sind. Sie befürchten aber, dass das nicht gelingt, weil sie sich von der Dauerversammlung bedroht und beeinträchtigt fühlen.“ Unklar ist aktuell noch, wie lange das Aktivisten-Camp auf dem Sportplatz in Keyenberg bleiben wird. Weinspach sagte jedenfalls, dass die Polizei in den Garzweiler-Dörfern weiter Präsenz zeigen wolle.
Die Mitglieder des Bündnisses „Alle Dörfer bleiben“ finden nun jedoch, dass besonders die CDU mit zweierlei Maß messe. Denn Anwohner betonten schon seit Beginn der Umsiedlung, dass es vor Ort immer wieder Einbrüche und Vandalismus gebe. Doch das habe weder die Stadt Erkelenz noch die damalige Landesregierung aus CDU und FDP interessiert: „Es ist seit vielen Jahren ein Problem, dass Menschen in die Häuser in den teilweise umgesiedelten Dörfern einbrechen, weil sie denken, dass niemand mehr hier wohnt“, sagt Dorothée Laumanns aus Berverath.
In Immerath, Pesch, Borschemich und anderen Dörfern seien als die Orte leerer wurden immer wieder Häuser beschmiert, Scheiben kaputtgeschlagen und Gegenstände entwendet worden. „Wenn wir uns darüber beschwert haben, hat das die CDU nie interessiert. Aber wenn es in die politische Agenda gegen Klimaschutz passt, wird es an die große Glocke gehängt“, sagt Laumanns.
Das Bündnis „Alle Dörfer bleiben“ selbst zählte in Keyenberg nur wenige neue Graffiti und eingeschlagene Scheiben an Häusern, die bereits RWE gehören.