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Jobcenter im Kreis Heinsberg: Mitarbeiter sind Lotsen im Sozialsystem

Jobcenter im Kreis Heinsberg : Mitarbeiter sind Lotsen im Sozialsystem

Weniger Kunden, doch mehr Arbeit für die Mitarbeiter des Jobcenters. Der Grund: Von den 10.362 leistungsberechtigten Personen im Oktober vergangenen Jahres waren 943 Ukrainer, die seit Juni Hartz-IV-Leistungen beantragen konnten.

Eines ist klar: Das Arbeitsaufkommen für die Mitarbeiter des Jobcenters im Kreis Heinsberg ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen und wird auch in diesem Jahr nicht weniger werden. Das zumindest machte Christian Trox im Ausschuss für Gesundheit, Soziales und Generationenfragen des Kreises Heinsberg deutlich. „Das vergangene Jahr, das geprägt war durch den Krieg in der Ukraine, war eine enorme Herausforderung“, sagt Trox.

Und trotz des Umstands, dass inzwischen weniger Kunden betreut werden müssen als noch in den Jahren 2020 und 2021. Dafür sei die Zahl der Geflüchteten aus der Ukraine unter den Kunden gestiegen, Kommunikations- und Sprachbarrieren erschweren die Arbeit für Mitarbeiter und Kunden. Weil nicht immer Dolmetscher zugegen sein können, geht die Verständigung manches Mal auch bei Kunden und Mitarbeitern über Übersetzungs-Apps. „Hinzu kommt: Die Mitarbeiter sind nicht mehr lediglich Ansprechpartner in finanziellen Fragen, sondern quasi Lotsen im Sozialsystem in fast allen Bereichen des Lebens“, sagt Trox.

Ein Kraftakt wurde für die Mitarbeiter vor allem die zweite Jahreshälfte. Vom 1. Juni an können Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine Hartz-IV-Leistungen beantragen, zuvor war das Sozialamt für die Geflüchteten zuständig. Von den 10.362 leistungsberechtigten Personen im Oktober vergangenen Jahres waren 943 Ukrainer. „Das heißt, dass die Mitarbeiter plötzlich rund 1000 Menschen mehr zu betreuen hatten“, so Trox.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Ausgaben des Jobcenters für Leistungen zum Lebensunterhalt und für Unterkunft und Heizung durch die Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge gestiegen sind. Die Steigerungsrate lag bei den Leistungen zum Lebensunterhalt bei 3,3 Prozent. Bei den Leistungen zu Heizung und Unterkunft ist ein Anstieg von 1,5 Prozent zu verzeichnen, also rund 490.000 Euro mehr.

Die Einführung des Bürgergeldes verlief dagegen reibungslos. Eine Antragsflut, die befürchtet worden war, sei nicht eingegangen.

Die neuen Herausforderungen, so sagt Trox, wird das Jobcenter mit dem vorhandenen Personal bewältigen. „Kurzfristig ist keine qualifizierte Verstärkung verfügbar“, macht Trox deutlich. Die Einstellung neuer Mitarbeiter käme in Betracht, wenn erkennbar werde, dass sich ein dauerhaft höherer Personalbedarf begründen lässt. „Dies ist gegenwärtig noch nicht absehbar“, so Trox. Er sei jedoch zuversichtlich, dass die Mitarbeiter den Anforderungen, die in diesem Jahr auf sie warten, gewachsen sind.