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In einem Monat durch 23 Länder: Mit dem Motorrad vom Nordkap bis Kap Tripiti in Griechenland

In einem Monat durch 23 Länder : Mit dem Motorrad vom Nordkap bis Kap Tripiti in Griechenland

Einen Hauch von Freiheit wollte er erleben. Jorge Klapproth aus Hückelhoven erfüllte sich einen langgehegten Traum und bereiste Europa mit dem Motorrad. In nur einem Monat durchquerte er 23 Länder.

Vor zwei Jahren sei es gewesen, da habe ihn das Reisefieber derart gepackt, dass er endlich los wollte mit seinem Motorrad. Schon lange war in Jorge Klapproth, den viele Hückelhovener sicher noch aus seiner aktiven Zeit bei der FDP kennen dürften, der Wunsch gereift, die pure Freiheit im Sattel seiner R 1100 RS von BMW zu erleben. Durch die sibirische Taiga sollte es gehen oder einmal von Nord nach Süd über den afrikanischen Kontinent. Aber eigentlich war die Strecke beinahe schon egal. Nur lang sollte sie sein. Dass es am Ende 13.000 Kilometer sein würden, die er in nur einem Monat durch 23 Länder zurücklegen würde, hätte er nicht gedacht. Schon gar nicht vor zwei Jahren, als plötzlich durch die Coronavirus-Pandemie alle Grenzen quasi dicht gemacht wurden.

„Meinen Motorradführerschein habe ich zeitgleich mit dem Autoführerschein gemacht, aber mein erstes Motorrad habe ich später erst von einem Kommilitonen geschenkt bekommen, der selbst nicht mehr fahren wollte.“ Damals studierte Klapproth noch Nachrichtentechnik bei der Bundeswehr in München. Es sei eine Yamaha RD 250 gewesen, erinnert sich der heute 60-Jährige gut. „Die bin ich so lange gefahren, bis mir das Getriebe um die Ohren geflogen ist.“

Die Maschine sei sozusagen zeitgleich mit seiner erstgeborenen Tochter in sein Leben getreten. „Viele hören ja dann eher auf mit dem Motorradfahren, bei mir war es umgekehrt.“ Dass seine Frau sich im Wochenbett tatsächlich mit ihm über den zweirädrigen Zuwachs in der Familie gefreut habe, sei wohl dem allgemeinen Glücksgefühl durch die Geburt geschuldet, glaubt Klapproth und lacht.

Eine Kawasaki sei das erste Motorrad gewesen, das er selbst erworben habe. „Und als ich im Jahr 2000 meinen Abschied von der Bundeswehr nahm, habe ich mir einen R 1100 RS Tourer von BMW zugelegt. Den bin ich 20 Jahre lang gefahren.“ Als die Grenzen sich durch Corona schlossen, entschied sich Klapproth dafür, zunächst einmal eine Reise rund um Deutschland ins Auge zu fassen. Auf den 4200 Kilometern habe er schon jede Menge wertvolle Erfahrung für die große Tour gesammelt, sagt er. Vom Campen habe er keine Ahnung gehabt. „Und ich wusste auch gar nicht, wie es ist, wenn ich zehn Stunden am Tag auf dem Motorrad sitze, ob mein Rücken das überhaupt durchhält.“ 360 Kilometer legte er am Tag zurück, doch der Rücken hielt. Besser sogar als das Motorrad, das hin und wieder mit Zündaussetzern nervte.

Ursprünglich habe er zwar geplant, auch die Europa-Tour mit der 1100er anzugehen, doch das erschien ihm nun zu gewagt, denn ein eventueller Werkstattaufenthalt hätte seinen Zeitplan gesprengt. Mit Einführung des digitalen Covid-Passes habe er schließlich Nägel mit Köpfen gemacht und in Freiburg einen R 1250 RT Reisetourer von BMW gekauft. Schließlich standen jetzt sogar 400 Kilometer am Tag auf dem Programm.

Angst, sich völlig alleine auf große Fahrt zu begeben, habe er nicht gehabt, sagt Klapproth. „Nur wenn du alleine bist, kannst du die völlige Freiheit erleben. Das war genau das, was ich wollte.“

Das Erreichen des Nordkaps sei schon ein unvergessliches Highlight gewesen. „Ein großartiges Erlebnis!“ Nicht verschweigen möchte er aber, dass es durchaus mulmige Momente gegeben habe. „Die entstanden meist durch das Wetter. 100 Kilometer vor dem Nordkap ging mir schon ein wenig die Düse. Der Wind war so stark, dass er mich bis an den Fahrbahnrand gedrückt hat.“ In Griechenland, auf dem Weg zum südlichsten Punkt Europas, dem Kap Tripiti auf der kleinen Insel Gavdos, sei ihm ein klassischer Anfängerfehler unterlaufen. „Ich habe an einer Stelle zu schnell gebremst und dabei eingelenkt.“ Das Motorrad sei zwar umgekippt, doch zum Glück sei sonst nichts Schlimmes geschehen. In Griechenland sei er um ein Haar überfahren worden. „Ich habe durch die tief stehende Sonne eine rote Ampel in Larissa, in der nähe von Athen, übersehen.“ Doch auch hier ging alles gerade noch einmal gut.

Ein wenig kurios waren da eher die letzten viereinhalb Kilometer bis zum südlichsten Punkt, die er nur zu Fuß zurücklegen konnte. „Auf dem Rückweg habe ich mich verlaufen und meine Wasservorräte gingen zur Neige. Als ich wieder an der Taverne ankam, wo ich den Bus nehmen wollte, muss ich ausgesehen haben wie ein Geist. Der Tavernenbesitzer rief nur noch aufgeregt, der Deutsche braucht Wasser, der Deutsche braucht Wasser.“

Missen möchte Klapproth dennoch keinen Tag seiner aufregenden Reise, die er gleich in einem Buch mit dem Titel „Ein Hauch von Freiheit" festgehalten hat. Das Buch ist als Printversion im Buchhandel mit der ISBN 3754305948 und auch als eBook erhältlich. Im nächsten Jahr, das hat Klapproth sich fest vorgenommen, möchte er die britischen Inseln mit seinem Motorrad erkunden.