1. Lokales
  2. Heinsberg

Landtagswahl 2022: Die Parteien im Kreis Heinsberg

Parteien im Kreis Heinsberg : Nach der Wahl ist vor der Wahl

Die Parteien im Kreis Heinsberg bringen sich bereits für die Landtagswahl in Stellung. Die SPD setzt auf Frauenpower, die Grünen auf junge Gesichter. Favoriten bleiben aber die CDU-Kandidaten.

Kurz nach der Bundestagswahl haben sich die Parteien bereits für die Landtagswahl im Frühjahr in Stellung gebracht. CDU, SPD, Grüne und FDP haben Direktkandidaten für die beiden Wahlkreise im Kreis Heinsberg aufgestellt.

Bei Landtagswahlen ist der Kreis Heinsberg in zwei Wahlkreise aufgeteilt. Der Wahlkreis Heinsberg I umfasst die Kommunen Gangelt, Geilenkirchen, Heinsberg, Selfkant, Übach-Palenberg und Waldfeucht im südlichen Kreis Heinsberg. Der Wahlkreis II die nördlicheren Städte Erkelenz, Hückelhoven, Wassenberg und Wegberg. Beide Direktmandate gingen bei der vergangenen Landtagswahl im Jahr 2017 an die CDU, zusätzlich gelangte FDP-Mann Stefan Lenzen über die Liste in den Landtag.

Die vier aussichtsreichsten Parteien haben nun Direktkandidaten für diese Wahlkreise aufgestellt. Für die CDU treten die beiden Amtsinhaber Bernd Krückel aus Heinsberg (Südkreis) und Thomas Schnelle aus Hückelhoven (Nordkreis) erneut an. Die SPD schickt Andrea Reh aus Gangelt (Südkreis) und Heike Simons aus Wassenberg (Nordkreis) ins Rennen. Die Grünen setzen im Südkreis auf Dr. Sabrina Grübener aus Heinsberg und im Nordkreis auf Paul Mank aus Wassenberg. Die FDP hat erneut Stefan Lenzen aus Heinsberg (Südkreis) und Tino Pakusa aus Hückelhoven (Nordkreis), der bereits 2012 für den Landtag kandidiert hatte, nominiert.

Die beiden CDU-Bewerber gehen wieder als deutliche Favoriten in die Wahl. Bei der vergangenen Wahl gewannen sie ihre Wahlkreise deutlich. Krückel, der seit 2005 im Landtag ist, holte 49,1 Prozent und gewann mit deutlichem Abstand vor dem damaligen SPD-Bewerber Christoph Grundmann (27,4 Prozent). Schnelles Abstand zum Zweitplatzierten war etwas geringer, er gewann mit 44,6 Prozent vor dem damaligen SPD-Kandidaten Ralf Derichs (29,1 Prozent). Der politische Trend nach der Bundestagswahl deutet jedoch darauf hin, dass es diesmal etwas knapper zugehen könnte.

Nach dem gerade zu Ende gegangenen Bundestagswahlkampf werden sich die Parteien noch einmal aufraffen müssen, um nun für ihre Landtagskandidaten zu trommeln. Motivationsprobleme sehen die Parteichefs im Kreis Heinsberg bei ihren Mitgliedern jedoch nicht. „Dass die Stimmung auf allen Ebenen der CDU schlecht ist, darf bei einem derartigen Ergebnis im Bund nicht verwundern. Wir haben in NRW über viereinhalb Jahre gezeigt, dass wir an den Herausforderungen der Landespolitik geschlossen arbeiten, auch mit unserem Koalitionspartner von der FDP“, sagt CDU-Kreisvorsitzender Bernd Krückel. Anfang November finde eine erste Wahlkampf-Besprechung statt. Krückel habe den Eindruck, „dass der Wille vorhanden ist, im nächsten Jahr motiviert in den Landtagswahlkampf zu starten“.

Bei der SPD ist die Stimmungslage deutlich besser. SPD-Kreisvorsitzender Norbert Spinrath sagt: „Die Motivation ist da.“ Denn für seine Partei seien die Ausgangsbedingungen diesmal gut. Spinrath glaubt, dass die SPD nun von dem Schwung nach der erfolgreichen Bundestagswahl profitieren kann. „Daraus wollen wir Kapital schlagen“, sagte er. Grünen-Kreissprecherin Dr. Ruth Seidl sieht ebenfalls viel Einsatzbereitschaft in ihrer Partei. „Wir haben eine frische Kandidatin und einen frischen Kandidaten, deshalb glaube ich, dass die Mitglieder in den Ortsvereinen motiviert mitarbeiten werden.“

FDP-Kreisvorsitzender Klaus J. Wagner glaubt, dass die Mitglieder für den anstehenden Wahlkampf sogar noch einfacher zu begeistern sind. „Die Motivation fällt für eine Landtagswahl noch leichter als für eine Bundestagswahl.“ Das liege einerseits daran, dass die Partei bereits einen Vertreter in Düsseldorf habe. Andererseits daran, dass die vorwiegend kommunalpolitisch engagierten Mitglieder in der Landespolitik noch größere Schnittmengen zu ihren kommunalen Aufgaben sähen. „Wir brauchen jemanden, der unsere Stimme in Düsseldorf ist“, sagt Wagner.

Eines ist bereits jetzt klar: Das Bewerberfeld wird weiblicher. Bei der vergangenen Landtagswahl gab es in den beiden Heinsberger Wahlkreisen insgesamt nur zwei Bewerberinnen. Diesmal sind es schon bei den vier größten Parteien drei Frauen. Die SPD setzt gar komplett auf Frauenpower. „Ich freue mich, dass wir zwei starke Frauen als Landtagskandidatinnen für den Kreis Heinsberg gewählt haben“, sagt SPD-Kreisvorsitzender Spinrath. Für den Kandidatenposten im Nordkreis hatte sich mit Katharina Gläsmann aus Erkelenz auch noch eine weitere Genossin beworben. Damit sei die SPD jedoch keiner Quote oder Strategie gefolgt, sagt Spinrath. „Die besten Kandidatinnen oder Kandidaten sollen es machen.“ Dass die SPD diesmal mit zwei Frauen an der Spitze in den Wahlkampf zieht, sei Zufall. „Aber das ist auch gut so“, sagt Spinrath.

Die Grünen setzen bei ihren Kandidaten im Kreis Heinsberg auf junge, frische Gesichter. Sabrina Grübener ist 38 Jahre alt, Paul Mank 32. Seidl bewertet es sehr positiv, dass jungen Kandidaten das Vertrauen geschenkt wird. „Es gibt insgesamt eine ganze Menge junge Leute in der Partei. Ich finde es wichtig, dass es diesen Generationenwechsel gibt“, sagt sie. Denn auch im Düsseldorfer Parlament sei eine Mischung aus älteren und jungen Abgeordneten wichtig. Schon bei der Bundestagswahl hatten die Grünen mit Dignanllely Meurer, 30 Jahre, eine junge Bewerberin ins Feld geschickt.

Für die SPD wird es in den kommenden Wochen und Monaten darum gehen, ihre Kandidatinnen auf aussichtsreiche Landeslisteplätze setzen zu lassen. Erste Gespräche habe Spinrath dazu schon geführt. Die Landesliste der SPD werde jedoch erst im Januar nach einem mehrstufigen parteiinternen Prozess beschlossen. Für die FDP rangiert Südkreis-Kandidat Lenzen wieder auf Listenplatz 22. Deshalb sei es für die Liberalen vorrangiges Ziel, Lenzen wieder in den Landtag zu bekommen, sagt Kreisvorsitzender Wagner. FDP-Nordkreis-Kandidat Pakusa verfüge hingegen über einen kaum aussichtsreichen Listenplatz. Auch Grünen-Kandidatin Grübener möchte neben ihrer Direktkandidatur im Südkreis einen aussichtsreichen Listenplatz ergattern, um den Sprung nach Düsseldorf zu schaffen. Die Grünen-Liste werde im Dezember aufgestellt, sagt Seidl. Mank, der für die Grünen im Nordkreis antritt, kandidiert nur direkt.

Bei aller Hoffnung auf gute Listenplätze sei es gleichwohl das Ziel der SPD, mit ihren Kandidatinnen auch Direktmandate zu gewinnen. „Wir sind im Aufwind. Diesen Schwung wollen wir nutzen“, sagt Spinrath. „Es ist kein Naturgesetz, dass die CDU im Kreis Heinsberg die Nase immer deutlich vorn hat.“ Er vertraut darauf, dass die Wähler auf frischen Wind hoffen. Grünen-Sprecherin Seidl gab erst einmal das Ziel eines motivierten Wahlkampfes aus, in dem sich die Partei weiter profilieren solle. Bei den Zweitstimmen erwartet sie ein besseres Ergebnis als bei der Bundestagswahl (10,7 Prozent).

Für die CDU-Kandidaten Krückel und Schnelle zählt in erster Linie die Verteidigung der Direktmandate. „Die persönliche Zielsetzung für Thomas Schnelle und für mich liegt darin, das Direktmandat wieder zu gewinnen und mit einem hohen Zweitstimmen-Ergebnis zu einem guten Ergebnis der CDU auf Landesebene beizutragen“, sagt Krückel. Das schlechte Wahlergebnis bei der Bundestagswahl sieht er nicht als Negativtrend. „Bei der Kommunalwahl hat die CDU im Kreis Heinsberg deutlich bessere Ergebnisse erzielt. Für die Landtagswahl werden wir auf die erfolgreiche Arbeit im Landtag verweisen und für eine Verlängerung der Regierungsarbeit werben. Hierfür werden wir kämpfen“, sagt Krückel.