Telemedizin : KV kann Kritik nicht nachvollziehen
Kreis Heinsberg Telemedizin ist eine Versorgungsvariante, die derzeit sehr gefragt ist. Zumindest aus Sicht der KV. Wie sich die Zahlen seit Corona entwickelt haben und was Kritiker bemängeln.
Mit der Schließung der Notfallpraxis in Geilenkirchen hat die kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KV) ein Pilotprojekt im Kreis Heinsberg angekündigt, bei dem ein telemedizinisches Angebot geschaffen werden soll. Telemedizin-Projekt im ambulanten Notdienst, so ist die Kassenärztliche Vereinigung überzeugt, eine Versorgungsvariante, die derzeit sehr gefragt ist. „Wir haben – vor allem seit Beginn der Corona-Pandemie – festgestellt, dass Telemedizin seitens der Patienten und auch der Ärzte immer mehr genutzt wird“, sagt Christopher Schneider, Pressesprecher der Kassenärztlichen Vereinigung. Zum einen würden „überflüssige“, längere Anfahrtswege vermieden, zum anderen entschieden sich viele Patienten auch aus Infektionsschutzgründen für den Videocall statt des Wartezimmers.
Laut Schneider wurden im gesamten Rheinland im Jahr 2019 lediglich rund 500 Videosprechstunden durchgeführt, im Pandemie-Jahr 2020 waren es schon über 380.000. „Auch die Anzahl der niedergelassenen Ärzte in Nordrhein, die dieses Format anbieten, ist rasant angestiegen – von 27 im Jahr 2019 auf nunmehr etwa 3300“, so Schneider. Einen besonderen Altersschwerpunkt der teilnehmenden Patienten mache die KV dabei im Grundsatz nicht aus. „Der Service wird sowohl von jüngeren Patienten als auch von Älteren positiv angenommen – aus diesem Grund können wir die Kritik, die im Kreis Heinsberg geäußert wird, nicht nachvollziehen“, so Schneider. Insbesondere auch deswegen, weil die traditionellen Versorgungsalternativen durch Notdienstpraxis oder Hausbesuch weiterhin existierten.
Sowohl Ärztevertreter als auch Kommunalpolitiker hatten sich kritisch zum Pilotprojekt geäußert. Die Grüne Kreistagsfraktion stellte in der jüngsten Kreisausschusssitzung klar, dass ein telemedizinisches Angebot im ambulanten ärztlichen Notdienst kein Ersatz für eine Notfallversorgung am Abend und an Sonn- und Feiertagen sein könne.
„Telemedizin kann nur ein zusätzliches Angebot für Patienten und Patientinnen neben der Behandlung durch einen Arzt in der Praxis sein. Schon wegen der technischen Hürden bei der Nutzung der Telemedizin durch die Patienten und Patientinnen und des fehlenden persönlichen Kontakts, der direkte Untersuchungen und Rezeptausstellungen nicht zulässt, ist dies keine Alternative zu einer wohnortnahen Arzt- bzw. Notfallpraxis“, machte Fraktionsvorsitzender Jörg van den Dolder deutlich. Die Schließung der Notfallpraxis in Geilenkirchen stellt für die Grüne Kreistagsfraktion eine Verschlechterung der ärztlichen Versorgung für die Menschen im Südkreis dar, die nicht durch Telemedizin ersetzt werden könne.