1. Lokales
  2. Heinsberg

Kreis Heinsberg: Die Themen des Jahres 2021

Jahresrückblick : Diese Themen haben uns am meisten bewegt

Menschen, denen das Wasser alles genommen hat, eine Impfung, ersehnt und doch oft abgelehnt, Schüler, für die die Pandemiebekämpfung ungeahnte Folgen hat, all diese Themen, über die wir schreiben, haben uns auch persönlich berührt.

Kolleginnen und Kollegen der Lokalredaktion beschreiben, was sie im Jahr 2021 am meisten bewegt, beschäftigt und beeindruckt hat:

Unversöhnlich: Ein Piks, der Familie spaltet

Wir schreiben das zweite Jahr im Pandemiemodus, doch das erste, in dem es den sehnlichst erwarteten Impfstoff gibt. Ich kann mich erinnern, im ersten Lockdown vor nun fast zwei Jahren, als uns ein Impfstoff versprochen wurde, da warteten wir alle sehnsüchtig. Nun gibt es ihn – und ein gutes Drittel der Bevölkerung verweigert sich der Impfung.

Das Thema Corona-Impfung spaltet die Gesellschaft wie kaum ein anderes Thema. Das fängt am Arbeitsplatz an, geht weiter bei Vereinen und wirkt sich sogar auf Familien, Freundschaften und Partnerschaften aus. Jahrzehntelange Freundschaften zerbrechen an der absoluten Unversöhnlichkeit der Ansichten.

Die Wirkung, die dieser kleine Piks auf die Gesellschaft hat, war Anfang des Jahres noch nicht abzusehen.
Die Wirkung, die dieser kleine Piks auf die Gesellschaft hat, war Anfang des Jahres noch nicht abzusehen. Foto: dpa/Sebastian Willnow

Ein Bekannter von mir, der sich als infantile Trotzreaktion gegen die Politik nicht impfen lassen will, hat kurz vor Weihnachten mit seiner Familie gebrochen. Eine Freundin, die im Umfeld esoterischer Naturheilkundler aufgewachsen ist und in deren Familie die Pharmaindustrie von Luzifer persönlich geleitet wird, hütet die Tatsache, dass sie geimpft ist, vor ihren Eltern wie ein Staatsgeheimnis. Und sogar geimpfte und ungeimpfte Schüler mobben sich gegenseitig auf dem Schulhof. Was hat Corona langfristig für Folgen? Für unsere Gesellschaft? Für Freundschaften? Für Familien? Was hat die Pandemie für Auswirkungen auf unser künftiges soziales Zusammenleben? Ich weiß es nicht, aber es ist eines der Themen, die mich in diesem Jahr am meisten bewegt haben.

Nicola Gottfroh

Besinnen: Das Leben kann so schön sein!

Dem Geschäftsmann hatte es förmlich die Zornesröte ins Gesicht geschrieben: Der Blätterhaufen, der sich in der Einkaufsgasse nicht weit von seinem Laden angesammelt hatte, war der Stein des Anstoßes. „Der muss weg, der verschandelt das Stadtbild. Was macht eigentlich die Stadt? Warum räumt die ihn nicht weg?“, ereiferte er sich lautstark. Und überhaupt: So eine schmutzige Stadt habe er im Kreis Heinsberg noch nicht gesehen. Alles war für ihn nur schlecht. Auf die Idee, selbst mit dem Besen für Sauberkeit zu sorgen, ist er nicht gekommen. Stattdessen wurde der Ruf nach dem Bauhof laut. Dieser Geschäftsmann ist nur ein Beispiel von vielen.

Wie geleckt soll die Gerbergasse in Geilenkirchen aussehen. Schon ein Blätterhaufen in einem der Winkel lässt bei manchem Zeitgenossen den Blutdruck in die Höhe schießen.
Wie geleckt soll die Gerbergasse in Geilenkirchen aussehen. Schon ein Blätterhaufen in einem der Winkel lässt bei manchem Zeitgenossen den Blutdruck in die Höhe schießen. Foto: MHA/Udo Stüßer

Überall hört man Klagen über „unfähige Politiker“, zu hohe Steuern und zu geringe Renten. Und allzu oft sind das die Menschen, die sich das neueste Luxusklassemodell für die Straße gönnen oder einen Urlaub auf einer beliebten Insel gebucht haben. Ja, ja, so schlecht ist alles. Für viele Menschen hat das Jahr 2021 aber tatsächlich unsägliches Leid gebracht: Sie haben Krankheit und Todesfälle im Freundes- oder Familienkreis erlebt, andere leiden selbst unter den Folgen der Pandemie. Und wieder andere haben durch die Hochwasserkatastrophe ihre Existenz verloren. Sie haben Grund zum Klagen, tun es aber nicht. Diejenigen, die von Leid und Elend verschont geblieben sind, sollten sich nicht ärgern, sondern sich darauf besinnen, wie gut es ihnen geht. Das Leben kann so schön sein. Alles andere verweht doch der Wind.

Udo Stüßer

Dringend: Die Kinder müssen aufgefangen werden!

Homeschooling, Teams-Sitzung, Online-Unterricht, Hybrid-Besprechung, Präsenzphase, dann wieder digitale Schule, Arbeitsblätter herunterladen – ausdrucken - Arbeitsblätter hochladen, Vogelhäuschen basteln, Jerusalema-Tanz einstudieren, Joggen, Kilometer sammeln, Pooltest, Lollytest, Einzel-PCR-Test, Schnelltest, Clusterquarantäne, K1-Quarantäne – mal zwei Wochen, mal fünf Tage, ganze Schule geschlossen, komplette Oberstufe zu Hause, wieder Quarantäne, und wieder und wieder und wieder…

Kein anderes Thema hat mich in diesem Jahr so beschäftigt, wie die Situation an den Schulen – an denen, die meine Kinder besuchen, und an all jenen im Kreis Heinsberg. Während an den weiterführenden Schulen, wo mittlerweile viele Kinder geimpft sind, nach den Sommerferien etwas Ruhe einkehrte, ging das Infektions- und Quarantänegeschehen an den Grundschulen erst so richtig los. Vielleicht wird es sich nun mit Blick auf die Impfungen für ab 5-Jährige ja etwas beruhigen. Ich hoffe es.

Maske auf, Maske ab, Homeschooling, Wechselunterricht, Quarantäne: Die Langzeitfolgen der Pandemiebekämpfung für die Kinder sind noch nicht absehbar. 
Maske auf, Maske ab, Homeschooling, Wechselunterricht, Quarantäne: Die Langzeitfolgen der Pandemiebekämpfung für die Kinder sind noch nicht absehbar.  Foto: dpa/Matthias Balk

Fest steht für mich, dass wir auch in Zukunft unser Augenmerk vor allem auf die Kinder richten müssen – hoffentlich dann nicht mehr so sehr, um sie vor der Pandemie zu schützen, sondern weil wir wieder gut machen müssen, was ihnen angetan wurde: Bildungslücken, seelische Schäden, Defizite im Lernverhalten und soziale Auffälligkeiten – es wird uns Mühe kosten, das alles aufzufangen!

Simone Thelen

Verstörend: Die Gewalt der Natur

Das Hochwasser im Juli hat unsere Region nachhaltig erschüttert. Es hat gezeigt, wie unaufhaltsam das Wasser von Rur und Wurm ist, wenn es denn mit einer solchen Wucht kommt, wie in diesem Sommer. Und es hat gezeigt, wie unberechenbar die Natur ist – besonders in Zeiten des Klimawandels. Natürlich muss man sagen, dass der Kreis Heinsberg – verglichen mit Ahrtal oder Eschweiler und Stolberg – noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen ist. Aber es ist ein gehöriges Veilchen, das noch immer schmerzt.

 Auch wenn das Hochwasser im Kreis Heinsberg nicht so viel Schaden angerichtet hat, wie in Eschweiler, Stolberg oder im Ahrtal haben auch in Randerath viele Menschen nasse Füße bekommen.
Auch wenn das Hochwasser im Kreis Heinsberg nicht so viel Schaden angerichtet hat, wie in Eschweiler, Stolberg oder im Ahrtal haben auch in Randerath viele Menschen nasse Füße bekommen. Foto: MHA/Daniel Gerhards

Wie stark die Auswirkungen sind, zeigt die Tatsache, dass auch in Randerath einige Häuser noch nicht wieder bewohnbar sind. Verstört haben die Bilder aus der Geilenkirchener Innenstadt, aus Randerath und aus Ophoven sowieso. Kaum vorstellbar wie viel dort und in anderen Orten entlang der sonst so zahmen Flüsse zerstört worden ist. Ermutigend ist, mit welchem Einsatz die Helfer von Feuerwehr und THW, aber auch viele Freiwillige gegen das Wasser gekämpft haben. Der Zusammenhalt war beeindruckend. Ohne die Menschen, die so beherzt angepackt haben, wäre das Leid der Betroffenen wohl noch deutlich größer gewesen. Die Hilfsbereitschaft und auch die große Spendenbereitschaft entbinden die Gesellschaft aber nicht davon, für die nächste Katastrophe vorzusorgen. Dabei müssen die Mühlen von Politik und Behörden endlich schneller mahlen. Denn beim Hochwasserschutz drängt es gewaltig.

Daniel Gerhards

Vorsatz: Öfter ins Kino

Wie oft waren Sie dieses Jahr im Kino? Ich dachte eigentlich, ich hätte 2021 kaum einen Film auf der großen Leinwand gesehen. Doch als ich das Jahr noch einmal rekapituliert habe, kam ich auf vier Kinobesuche – immerhin. Sie alle waren im Sommer, als die Corona-Zahlen besser und die Schutzmaßnahmen trotzdem noch hoch waren. Für Kinobetreiber war das Jahr erneut kein Gutes.

Zwar gingen in Deutschland in den zwei Monaten nach dem Lockdown immerhin 15,5 Millionen Menschen ins Kino. Doch es gab und gibt starke Sitzplatzbeschränkungen. Während die Corona-Einschränkungen für die Kinobetreiber im schlimmsten Fall existenzbedrohend sind, muss ich ehrlich sagen, dass ich sie als Kunde gar nicht so schlecht finde. Zwei Plätze Abstand nach links und rechts, vorne und hinten.

Viel Platz hat man derzeit im Kino um sich herum. Abstand halten heißt es laut Corona-Schutzverordnung. Das mag für die einzelnen angenehm sein, für die Kinos ist es fatal.
Viel Platz hat man derzeit im Kino um sich herum. Abstand halten heißt es laut Corona-Schutzverordnung. Das mag für die einzelnen angenehm sein, für die Kinos ist es fatal. Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Keine Schlangen, keine überfüllten Säle, kein Drängeln in oder aus dem Saal heraus – solange man am Platz die Maske abnehmen darf und Popcorn essen kann, ist das für mich ein entspanntes und gutes Kinoerlebnis. So konnte ich auch die vier Besuche in diesem Jahr genießen. Meinetwegen könnten die Bedingungen immer so sein. Doch das wünsche ich den Kinos natürlich nicht. Wenn sie weiterhin nur so wenige Leute reinlassen dürfen oder sogar wieder in einem Lockdown die Türen ganz schließen müssen, gibt es bald so manches Kino nicht mehr.

Daher ist einer meiner Vorsätze fürs neue Jahr: Öfter ins Kino gehen. Aber leider nur, wenn die Corona-Lage es sorgenlos zulässt. Hoffentlich komme ich 2022 auf mehr als vier Besuche.

Benjamin Wirtz

Hier geht es zu unserem Kino-Ressort.