Tagebau-Dorf Lützerath : Kein Welterbe-Titel für den Heukamp-Hof
Erkelenz-Lützerath Ein Bielefelder Polizist will, dass der Lützerather Bauernhof von Eckardt Heukamp auf die Unesco-Welterbeliste kommt. Warum das kaum Aussicht auf Erfolg hat.
Das Landesheimatministerium hat dem Vorstoß eines Polizisten aus Bielefeld, den Lützerather Hof von Eckardt Heukamp auf die Unesco-Welterbeliste zu setzen, eine Absage erteilt. Auf Anfrage unserer Zeitung teilte Pressesprecher Robert Vornholt mit, dass schon formale Gründe dagegensprächen.
Vornholt sagte, dass Anträge nicht von Einzelpersonen, also auch nicht von dem in der Klimaschutzbewegung engagierten Polizisten gestellt werden können: „Anträge zur Aufnahme in die Welterbeliste können gemäß den Richtlinien zur Umsetzung der Welterbekonvention nicht von Privatpersonen, sondern nur von den Vertragsstaaten der Welterbekonvention - also der Bundesrepublik Deutschland - selbst eingereicht werden.“
Jeder Vertragsstaat erstelle nach Angaben des Ministeriumssprechers zunächst eine nationale Vorschlagsliste, die sogenannte Tentativliste. Ist eine Stätte mindestens ein Jahr auf der Tentativliste eingetragen, könne für sie ein Antrag zur Aufnahme in die Welterbeliste ausgearbeitet und bei der Unesco in Paris eingereicht werden.
Auch inhaltlich wäre es wohl schwierig, ausreichend Unterstützung für Vorstoß zu finden. „Unesco-Welterbestätten schützen Objekte mit einem außergewöhnlichen universellen Wert, der es rechtfertigt, sie als Erbe der gesamten Menschheit zu sehen; dies müsste für den Ort Lützerath dargelegt werden“, so Vornholt.
Weil Schutz und Pflege von Kulturgut in Deutschland Angelegenheiten der Bundesländer sind, haben für Kulturerbestätten die Länder das Nominierungsrecht und stimmen über die Kultusministerkonferenz die deutsche Tentativliste ab. Nordrhein-Westfalen habe nach einem Kabinettsbeschluss aus dem August vergangenen Jahres ausschließlich den Antrag „Europäische Großbogenbrücken des 19. Jahrhunderts“ eingereicht, teilte Vornholt mit. Das betreffe zum Beispiel die Müngstener Brücke in Solingen. „Mit der nächsten Fortschreibung ist erfahrungsgemäß frühestens in zehn Jahren zu rechnen“, so Vornholt.
Damit hat der Vorstoß, den Heukamp-Hof in Lützerath auf die Liste setzen zu lassen, wohl keinerlei Aussicht auf Erfolg. RWE möchte die Braunkohle unter Lützerath abbauen. Landwirt Eckardt Heukamp wehrt sich aktuell vor Gericht gegen seine Enteignung zugunsten von RWE. Der Bielefelder Bastian Brinkmann wollte mit seinem Vorstoß für den Welterbe-Titel erreichen, dass Lützerath vor einem Abriss geschützt wird. Er war bei einer Demonstration auf die Lage in Lützerath aufmerksam geworden.