Podcast der Lebenshilfe : Intensive Porträts von Menschen mit Behinderung
Heinsberg Die Lebenshilfe Heinsberg beschreitet neue Wege. Ab sofort gibt es eine Podcast-Serie, in der Menschen mit Behinderung zu Wort kommen.
Dank ihrer Öffentlichkeitsarbeit haben viele Menschen einen guten Einblick in das Wirken der Lebenshilfe Heinsberg. „Wir berichten häufig über die Menschen in unserer Region, für die wir uns jeden Tag engagieren“, sagt auch der dafür zuständige Michael Kleinen. Doch sehr oft seien es nur kurze Nachrichten, einzelne Fotos und sehr kleine Einblicke. So entstand die Idee für eine Podcast-Serie, für die er den Hörfunk-Reporter Daniel Kus gewinnen konnte und die jetzt mit den ersten drei Folgen gestartet ist.
Diese zwischen 20 und 25 Minuten langen, ausführlichen Porträts können sowohl auf der Internetseite der Lebenshilfe (www.lebenshilfe-heinsberg.de/podcast) aufgerufen als auch vom Portal Spotify heruntergeladen werden. „Schon gehört? Hör-Geschichten aus der Lebenshilfe Heinsberg“ lautet dort der Titel.
„In diesem Podcast wollen wir uns mehr Zeit nehmen für einen vertieften Einblick in das Leben der dort porträtierten Menschen“, erklärt Kleinen. Zunächst sollen insgesamt zwölf Folgen im Rahmen des von der Aktion Mensch geförderten Projekts veröffentlicht werden. In seiner ersten Folge besucht Daniel Kus Corinna Wolters aus Heinsberg. „Über Autismus und Assistenzhunde“ lautet der Titel.
Schon als Kind hat Corinna Wolters bemerkt, dass sie irgendwie anders ist als andere. Aber es hat einige Zeit gedauert, bis die Diagnose „Autismus-Spektrum-Störung“ zum ersten Mal im Raum stand. Heute studiert die junge Frau in Münster und kann offen über ihre Diagnose „Autismus“ sprechen.
Studien gehen davon aus, dass rund 500.000 Menschen in Deutschland eine „Autismus-Spektrum-Störung“ haben. Menschen mit Autismus können soziale oder emotionale Signale häufig nur schwer einschätzen und haben Schwierigkeiten, diese selbst auszudrücken. Im Alltag „filtern“ wir Menschen normalerweise ständig und unbewusst die Dinge, die ständig auf uns einwirken. Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung können Umgebungsgeräusche oder visuelle Reize schlecht filtern. Diese Überladung von Sinneseindrücken führt zu Stress, sie reagieren gereizt oder ziehen sich zurück.
Corinna Wolters hat gelernt, ihre Gefühle auszudrücken, sie setzt sich aktiv für die Rechte von autistischen Menschen ein und hat sich etwa an der Entstehung des Teilhabestärkungsgesetzes der Bundesregierung beteiligt, um die Rechte von Assistenzhund-Teams zu stärken. Im Podcast nimmt sie Daniel Kus und natürlich auch die Zuhörer mit in ihre Welt und ist sehr dankbar für diese Initiative der Lebenshilfe. „Ich freue mich sehr, dass Sie diesen Podcast dafür nutzen, eine Plattform für solche Stimmen zu kreieren“, sagt sie. Das Problem sei ansonsten sehr oft, dass einfach für Menschen mit Behinderung gesprochen werde, diese sich aber nicht selbst äußern dürften.
In der zweiten Folge ist Daniel Kus bei Leon Gläsner und seiner Familie zu Gast. Er hat eine schwere geistige und körperliche Behinderung. Mit seiner Mutter und seinen Geschwistern lebt der junge Mann in Erkelenz. Seine Mutter Marion Pinger ist rund um die Uhr für ihren Sohn da.
Um ihm die bestmögliche Förderung zu bieten, wurde das gesamte Haus umgebaut und behindertengerecht eingerichtet. In der Pflege und Alltagsbegleitung erhält die Familie Unterstützung von Assistenten des Familien unterstützenden Dienstes der Lebenshilfe. Chiara Post ist Studentin und übernimmt Leons Assistenz regelmäßig stundenweise. Leon Gläsner verstarb kurz nach Fertigstellung dieser Folge unerwartet im Krankenhaus.
In Folge drei steht die vierjährige Emma im Mittelpunkt. Sie hat das Phelan-McDermid-Syndrom und besucht das Familienzentrum Triangel in Geilenkirchen. Ihre Mutter Sandra Senftleben spricht über die Herausforderungen, die mit Emmas Entwicklungsstörung einhergehen. Vor allem die lange Suche nach der Ursache war für die Familie eine schwierige Zeit. Eineinhalb Jahre kämpfte die Mutter dafür, ernst genommen zu werden, bis endlich eine Diagnose im Raum stand.
Seitdem hat sich das Familienleben positiv verändert. Denn jetzt weiß man, wie Emma gefördert werden kann. Emma sei fröhlicher und freier, seitdem sie das Familienzentrum besucht und finde sich dort gut zurecht, sagt Sandra Senftleben.
In Emmas Kindertagesstätte ist Inklusion kein Thema. Gemeinschaft wird einfach gelebt. Birgit Roye leitet gemeinsam mit Agi Hirtz die Kindertagesstätten und Familienzentren der Lebenshilfe. Birgit Roye erklärt Daniel im Podcast auch die Förderansätze von Triangel und die Idee ihres neues inklusiven Projekts „Dabei sein von Anfang an“, um Kinder wie Emma auch außerhalb der Kita mehr Teilhabe am gesellschaftlichen zu ermöglichen.