DeinWerk gGmbH : Inklusiv und nah am ersten Arbeitsmarkt
Kreis Heinsberg Wer den Begriff Innovation allein mit wissenschaftlicher Forschung und hoch technisierter Produktion auf dem ersten Arbeitsmarkt verbindet, der war noch nicht bei der DeinWerk gGmbH in Oberbruch.
Diese eigenständige Werkstatt für Menschen mit psychischen Behinderungen, deren alleiniger Gesellschafter die Lebenshilfe Heinsberg ist, macht derzeit mit Innovationen in Produktion und Dienstleistung sowie gleichermaßen in Aus- und Weiterbildung auf sich aufmerksam.
Äußeres Zeichen für eine eigene, innovative Produktion ist die sogenannte Bank gegen Ausgrenzung mit der verlängerten Rückenlehne. „Kein Platz für Ausgrenzung“ steht dort über dem fehlenden Sitzplatz zu lesen.
Mit diesem Produkt vermarktet das Unternehmen nicht nur seine Innovationskraft, sondern vermittelt vor allem den Schwerpunkt seiner eigenen Arbeit: die Förderung von Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit psychischer Behinderung. Beim Wettbewerb um den „exzellent“-Preis der Bundesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten belegte DeinWerk damit gerade den zweiten Platz in der Kategorie Arbeit.
Dass die Themen Produktion und Montage hier großgeschrieben werden, zeigt eine neue, von außen gesehen eher unscheinbare große, graue Halle auf dem Gelände des Bizzparks in Oberbruch. Nach der Abtrennung des Unternehmens Profil aus der ehemaligen Prospex gGmbH habe diese eigentlich mit DeinWerk nur einen neuen Namen erhalten, erklären Geschäftsführer Edgar Johnen und Thorsten Manguay, Leiter Arbeit und Technik, bei einem Rundgang übers Firmengelände.
Dass diese Werkstatt im Vergleich mit anderen Einrichtungen der Lebenshilfe eigenständig sei, habe damit zu tun, dass man mit der beruflichen Rehabilitation psychisch kranker Menschen sehr nah am ersten Arbeitsmarkt bleiben und vor allem inklusiv arbeiten wolle.
Wichtig sei die eigene Firmierung jedoch auch, um im Dienstleistungssektor ein kompetenter Partner zu sein. Hier hat DeinWerk gerade die vollständige Montage des neuartigen sogenannten Camping-Butlers übernommen. Dabei handelt es sich um einen vollautomatischen, für den Nutzer kontaktfreien Reinigungsautomaten für mobile Toiletten-Kassetten von Wohnwagen oder Wohnmobilen. Einzigartig daran ist, dass er alle Kassetten-Typen, derzeit rund 15, selbst erkennt sowie innen und außen perfekt reinigt.
Man habe den Automaten vorher durch andere Firmen montieren lassen, erzählt Dr. Simon Freutel von der W+F Engineering GmbH aus Mönchengladbach, die den Automaten entwickelt hat. Orientiert an der Fertigung der Automobilindustrie, hat sein Unternehmen dann in enger Abstimmung mit DeinWerk die Montage in rund 40 Baugruppen unterteilt, sodass der Camping-Butler nun komplett in Oberbruch aus den Elementen dieser Baugruppen zusammengefügt werden kann.
„Die sind wirklich gut hier!“, betont Freutel. So gut, dass W+F Engineering jetzt sogar seinen Firmensitz nach Oberbruch verlagern will. Für Johnen ist das „der Königsweg“ innovativer Dienstleistung. 30 dieser Camping-Butler stehen schon auf Campingplätzen in Deutschland, 30 weitere sollen in dieser Saison noch hinzukommen.
Innovativ ist DeinWerk aber auch, wenn es um Aus- und Fortbildung geht. „Hier hat jeder ein Tablet“, sagt Markus Bings, Leiter Sozialer Dienst. Damit und mit speziellen Datenbrillen, die künftig zum Einsatz kommen sollen, werden die Teilnehmer von Reha-Maßnahmen hier schon bald sogar mithilfe der sogenannten Augmented Reality lernen und arbeiten können. Diese computergestützte Erweiterung der Lern- und Arbeitsumgebung, die Informationen für den Nutzer visuell darstellt, wird für Oberbruch unter anderem in Kooperation mit der Fachhochschule Aachen entstehen.
Die innovative Technologie wird dem Unternehmen eine Aus- und Fortbildung mit weniger Theorie und mehr Praxis ermöglichen, sind sich Manguay und Bings sicher. Zugute komme dies auch dem Umstand, dass immer mehr junge Menschen in die Werkstatt kommen würden, die noch nie auf dem ersten Arbeitsmarkt tätig gewesen seien, ergänzt Bings.
Einen Zusammenhang mit der Corona-Pandemie sieht er hier nicht. „Sie wären so oder so gekommen. Corona ist hier nur das Brennglas“, sagt er. „Alles andere wäre Spekulation“, pflichtet ihm Johnen bei. „Doch sicherlich ist die Situation für Menschen mit psychischen Behinderungen gerade nicht einfach“, räumt er ein. „Diese Menschen suchen Kontakte und sind genau darin derzeit eingeschränkt.“
Ausbildungen will DeinWerk künftig auch anbieten, zunächst in den Bereichen Holz und Lager, danach aber auch für den Fachpraktiker Küche und eventuell sogar für den Mechatroniker.
230 Mitarbeiter und 40 Angestellte zählt das Unternehmen derzeit. Standorte sind Oberbruch und Erkelenz. Darüber hinaus betreibt DeinWerk die Kantinen der Kreisverwaltung, des Finanzamts Erkelenz und des Unternehmens Wirth in Erkelenz. Weitere Informationen: www.deinwerk-heinsberg.de