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Die Geländewagenfahrer des ORC Grenzland: Helm auf, Gurt an, los geht’s

Die Geländewagenfahrer des ORC Grenzland : Helm auf, Gurt an, los geht’s

Fahrspaß auf vier Rädern steht bei den Geländewagenfahrern des ORC Grenzland auf dem Programm. Dabei geht es weniger um Schnelligkeit als um Geschicklichkeit. Damit wurde das Team aus dem Kreis Heinsberg jetzt deutscher Vizemeister.

Sie sind nicht mit Gefährten unterwegs, bei denen Lack und Chrom glänzen. Sie nehmen vielmehr Beulen und Schrammen durchaus in Kauf, um als Sieger oder wie jetzt im bayrischen Langenaltheim als deutsche Mannschafts-Vizemeister ins Ziel zu kommen.

Seit dem vergangenen Jahr erst sind die aktuellen Fahrer dieser selbst „getunten“ Geländewagen aus der Region auch als Team bei der Deutschen Geländewagen-Meisterschaft dabei. Dabei standen sie nach Platz sechs im vergangenen Jahr dieses Mal fast ganz oben auf dem Siegertreppchen.

Fünf Fahrer gehören zur siegreichen Mannschaft: Vereinsvorsitzender Jan Pappers aus Gangelt-Birgden, sein Bruder Kai aus Heinsberg-Grebben, Wolfgang Fröls aus Erkelenz-Hetzerath, Philipp Litzenberger aus Heinsberg-Kempen und Sven Opitz aus Heinsberg-Oberbruch. Zugleich sicherte sich Jan Pappers auch die Vizemeisterschaft in der Einzelwertung in seiner Fahrzeugklasse Modified, in der er 2018 in Spanien sogar Europameister geworden war.

Huckepack auf dem Anhänger

Sechs Läufe hatte die Deutsche Meisterschaft, für die alle Fahrer aus der Region weite Anreisen in Kauf nahmen, mit ihrem Geländewagen huckepack auf dem Anhänger. Sie starteten in Melsungen, Eisenberg, Bramsche, Drackenstein, Langenaltheim und sogar im französischen Seltz. „Das nächste Gelände ist für uns schon mehr als 330 Kilometer entfernt“, erklärt Philipp Litzenberger. Fünf verschiedene Fahrzeugklassen gibt es, von Original für Fahrzeuge, an denen noch alles unverändert ist, über Standard, Modified und Pro-Modified bis hin zu Prototyp. „Da gehen dann Wagen an den Start, die komplett Marke Eigenbau sind“, sagt der 27-Jährige.

Gewertet werden die Fahrer zunächst einzeln in ihren jeweiligen Klassen. Am wichtigsten ist dabei, sicher durch den jeweiligen Parcours zu fahren, der den Fahrern durch extreme Höhenunterschiede so einiges abverlangt. „Strafpunkte gibt’s fürs Rückwärtsfahren oder fürs Touchieren der Bänder, welche die Fahrtrasse vorgeben“, erläutert er. Für ihn selbst lief es da in der Standard-Klasse nicht so gut. Er wurde Zwölfter von insgesamt 81 Startern. „Zweimal Auto kaputt, da ist die Jahreswertung halt hin“, sagt er.

Die Mannschaftswertung geht über alle Klassen hinweg. Und da wird die Vizemeisterschaft des Teams aus dem Kreis Heinsberg umso gewichtiger, wenn man weiß, dass die Fahrer nur in zwei Klassen an den Start gehen, nämlich in Standard und Modified. „Würden wir Fahrer in allen fünf Klassen haben, hätten wir ja noch viel öfter die Chance, in der Einzelwertung die Nase vorn zu haben und wertvolle Punkte fürs Team zu holen“, so der junge Fahrer, dem sein Hobby quasi von seinem Vater Joachim in die Wiege gelegt wurde.

Sein Vater war auch vor genau 35 Jahren Gründungsmitglied des Vereins, in dem sich damals die Geländewagen-Freunde aus der Region mit denen aus dem Raum Mönchengladbach zusammenschlossen. Heute zählt der Verein rund 50 Mitglieder, die sich beim „Schrauben“ gegenseitig unterstützen und auch sonst dicke Freunde sind, wenn es um Ausflüge und Urlaub oder auch nur ums gemeinsame Feiern geht. Auf einem privaten Gelände im Kreis Heinsberg hat der ORC zudem die Gelegenheit, seine Vereinsmeisterschaft auszutragen.

„Eine Strecke mit dem Auto zu fahren, die ich zu Fuß nicht laufen möchte und die eigentlich unüberwindbar erscheint“, erklärt Philipp Litzenberger den Reiz seines Hobbys, dem er seit seinem 18. Lebensjahr frönt. „Helm auf, Gurt an, und dann probieren wir mal!“, habe damals die Devise gelautet, erinnert er sich. „Und man muss schon Schrauber sein“, fügt er gleich hinzu, denn sonst werde die Leidenschaft zu teuer. „Schweißen, lackieren, das muss man schon können“, schmunzelt er.

Und für ihn, der sich wie sein Vater beruflich mit Metallbau beschäftigt, ist es natürlich auch kein Problem, sein Gefährt für die Einsätze im „Rennen“ so mit einem Überrollkäfig auszustatten, dass es vor Ort jeweils problemlos die Abnahme des technischen Vorstands schafft. Das gilt auch für seinen jüngeren Bruder Felix, der in der Serie als Einzelstarter mit dabei war.

Die Anschaffung eines eigenen Fahrzeugs sei gar nicht das Teure an seinem Hobby, sagt der junge Metallbauer. Zeitintensiv und kostspielig sei es vielmehr, das Gefährt wettbewerbsfähig umzubauen, nicht zu vergessen die weiten Anreisen zu den jeweiligen Läufen der Deutschen Meisterschaft. Luxuriös übernachtet wird da übrigens auch nicht. Camping lautet die Devise. Die meisten Fahrer reisen mit dem Wohnmobil an oder schlafen im Zelt. „Ich habe meinen Anhänger so aufgebaut, dass nicht nur mein Auto draufpasst, sondern auch noch eine kleine Schlafkabine“, erzählt er.

Fürs nächste Jahr hat der ORC mit Modified-Vizemeister Jan Pappers, Sven Opitz (Platz vier Modiefied) und Wolfgang Fröls (Platz vier Standard) jetzt gleich drei Fahrer, die sich für die Europameisterschaft in der Slowakei qualifiziert haben. Dieses Jahr habe niemand vom Verein teilgenommen, weil die Reise mit Hänger auf der Fähre nach Finnland doch zu teuer geworden sei, so Philipp Litzenberger. Kai Pappers sei jedoch als Beifahrer in der Klasse Pro-Modified dabei gewesen.