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Heinsberg-Porselen: Baggerfahrer macht Waldstück platt

Unglaubliche Aktion : Baggerfahrer macht unerlaubt städtisches Waldstück platt

Revierförster Wolfgang von der Heiden und Tiefbauamtsleiter Peter Pelzer sind fassungslos: Ein unbekannter Baggerfahrer hat in einem Waldstück in Heinsberg-Porselen eine Schneise der Verwüstung hinterlassen.

Dass Männern nachgesagt wird, sie träumten alle davon, wenigstens einmal im Leben einen Bagger bedienen zu dürfen und nach Herzenslust das Erdreich umzuwühlen, ist ja hinlänglich bekannt. In Porselen scheint dies ein unbekannter Baggerfahrer jetzt in die Tat umgesetzt zu haben. Zumindest wäre es eine mögliche Erklärung für das, was sich in einem Waldstück in Porselen, in der Verlängerung der Straße Am Taukamp zugetragen hat.

Am Freitag vergangener Woche, so hatten Anwohner berichtet, sei ein Tieflader mit dem Mobilbagger an Bord an dem etwa einen Morgen, also rund 2500 Quadratmeter großen Waldstück, vorgefahren und habe mit der Arbeit begonnen. Auch am Montag nach dem Kommunalwahlsonntag habe der Baggerfahrer beherzt jeden Baum und Strauch auf dem Gelände umgepflügt, mehrere, mit Pflanzenüberresten durchsetzte Erdhügel aufgeschüttet und so zurückgelassen.

Besonders makaber: Das Waldstück gehört der Stadt Heinsberg, doch diese hatte zu den Baggerarbeiten zu keiner Zeit irgendjemand einen Auftrag erteilt, wie Tiefbauamtsleiter Peter Pelzer auf Nachfrage bestätigt. Pelzer ist bei der Stadt auch für die Forstflächen zuständig.

Abgesehen davon, dass es der Stadt nicht ansatzweise in den Sinn gekommen wäre, mal eben aus Jux und Dollerei ein mühsam bepflanztes Waldstück mit dem Bagger wieder platt zu machen, seien solche Erdbewegungen auch genehmigungspflichtig, erklärt Pelzer. Die Untere Landschaftbehörde sei dazu der rechte Ansprechpartner. Und die weiß natürlich auch von nichts, da die Stadt ja gar nicht erst vorstellig wurde.

„So etwas habe ich in 34 Berufsjahren noch nicht erlebt“, sagt Revierförster Wolfgang von der Heiden, der gemeinsam mit Pelzer das schändliche Werk des anonymen Baggerführers in Augenschein genommen hat. „Mich macht im Berufsleben nur noch wenig sprachlos, aber das gehört dazu.“ Und Pelzer schiebt gleich nach. „Ich schließe mich da mit 30 Berufsjahren an.“

Eine Anwohnerin hatte zunächst einen Bekannten aus dem Ort, von dem sie wusste, dass er bei der Naturschutzbehörde des Kreises arbeitet, über ihre bizarre Beobachtung in Kenntnis gesetzt. Und der wiederum informierte die Stadt. Leider war zu dem Zeitpunkt die ganze Bescherung längst erfolgt und der Bagger nebst Tieflader wieder so unerkannt entschwunden wie er gekommen war.

„Die Fläche war mit Edellaubbäumen bepflanzt“, sagt Von der Heiden. Zum Beispiel Bergahorn, Vogelkirsche oder Schwarznuss. „Der Schaden dürfte mindestens an die 20.000 Euro liegen. Im Rahmen eines Forstbewirtschaftungsvertrages werde ich der Stadt einen Vorschlag machen, wie wir das Waldstück schnellstens wieder bepflanzen können.“

Im Herbst, so sagt Pelzer, werde die Fläche erst einmal von den wüsten Spuren der wilden Baggerei und zudem noch abgeladenem Schutt befreit, um dann im Frühjahr mit dem Pflanzen zu starten. Beonders traurig sei, dass die gerodeten Bäume jetzt zwischen 10 und 15 Jahren nahezu umsonst gewachsen seien. „Da sind einige Kubikmeter weggegangen“, meint der Förster.

Pelzer und Von der Heiden hoffen nun, dass der Verursacher dieses Waldfrevels nach der unerlaubten Rodung selbst auch nicht ungeschoren davonkommt. Klar ist bislang lediglich, dass es sich auf Grund der Spurenlage um einen Bagger mit Zwillingsbereifung gehandelt haben muss. Das Rechtsamt der Stadt wird jedenfalls Anzeige gegen Unbekannt erstatten.