Heimatverein : Von Erdwerken, Motten und Burgen in Hückelhoven
Hückelhoven Da kam beim Vortrag Erstaunen auf: Mit 28 historischen „Befestigungsanlagen“ weist Hückelhoven im Kreisgebiet die meisten dieser Bauwerke auf, die seit dem Mittelalter in Form von Erdwerken, Motten und Burgen dem niederen Adel als Zufluchtsstätten bei Auseinandersetzungen, räuberischen Umtrieben, aber auch als Landwirtschaftsanlagen dienten.
Der Geilenkirchener Archäologe Markus Westphal referierte nun auf Einladung des Arbeitskreises (AK) Hückelhoven im Heimatverein der Erkelenzer Lande Zahlen und Fakten vor gut 30 Interessenten im Hotel am Park in der ehemaligen Bergbaustadt. Und die hatte AK-Leiter Willi Spichartz mit der Erinnerung an eben diesen Bergbau begrüßt, Bergleute als „Archäologen“, die Kohle als Besonderheit aus der Erde holten. Und eine weitere Besonderheit habe die Bergbauzeit ausgezeichnet, die einzige U-Bahn der weiteren Region überhaupt, die Hückelhoven bis zum Ende des Bergbaus mit Wassenberg verband…
Erdwerke gehörten zumeist zu den älteren Anlagen, deren Funktionen nicht mehr ganz verständlich sind, da kaum Fundstücke von ihnen vorhanden sind. Die Archäologen machten laut Markus Westphal ihre Lage und ihre Größenordnungen vor allem aus alten Karten fest. Von den meisten sind im Boden kaum noch Konturen zu erkennen, höchstens für die Fachleute. Oft waren sie Vorgänger späterer Burgen, so lag an der Rur zwischen Hilfarth und Doveren eine 10.000 Quadratmeter große Anlage, die vermutlich eine Vorgängerin des heute noch vorhandenen Rittersitzes Grittern war.
Bei Brachelen lagen nach Erkenntnissen des Archäologen Westphal bis etwa 1923 Reste eines Erdwerks, das im Volksmund „Blankenheimer Schloss“ genannt wurde. Heute noch sichtbar ist in Ratheim oberhalb der Rundwäsche der ehemaligen Zeche Sophia-Jacoba die Motte „Schenkelesberg“, ebenfalls noch sichtbar, allerdings nicht von der Bundesstraße 57 aus, von der es unweit gelegen ist, das Erdwerk/Motte „Kippingen“ zwischen Baal und Rurich in einem kleinen Gehölz.
Geklärt werden konnten einige Fragen zum Erdwerk „Bergerhof“ bei Kleingladbach, dessen Eigentümer zu den Interessenten des Abends im Hotel am Park gehörte. Interessante Neu-Erkenntnisse zur Burg Hückelhoven, unweit des Vortragsorts gelegen, legten der Doverener Geschichtsforscher Frank Körfer, Vorsitzender des Fördervereins Haus Hohenbusch, und AK-Hückelhoven-Leiter Willi Spichartz vor, nach denen die im Wassergraben gelegenen Grundmauern der Burg aus Doverener Sandstein gestaltet worden sind wie bei einer ganzen Reihe weiterer Burgen und Herrenhäuser auch, ermittelte Körfer.
Aus Urnenfunden und der agrarischen Eignung der Böden in der Ortslage Hückelhoven, folgerte AK-Leiter Spichartz, dass die Ur-Siedlung vor dem Bau der Burg im 13. Jahrhundert gut 800 Meter weiter nordöstlich am Lieberg gelegen haben muss, also an der sandreichen Rurterrasse mit Nahverbindung zum fruchtbaren Lössboden oberhalb des Tales. Der Legende nach sind die „Bauarbeiter“ vom Lieberg aus ihrem Wohnhaus „Höffgen“, Reste davon sind noch vorhanden, zur Baustelle gegangen, am Bach entlang, der die Gräben des Herrenhauses mit Wasser versorgte.
Spannende Themen mit vielen Fragen und Antworten – nach fast zweieinhalb Stunden endete der archäologische Abend mit dem Hinweis, dass am gleichen Ort am Dienstag, 16. April, um 19 Uhr der nächste Stammtisch des AK Hückelhoven steigt.