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Fahrradwerkstatt Gangelt: Gut erhaltene Kinderräder für Ukrainer gesucht

Fahrradwerkstatt Gangelt : Gut erhaltene Kinderräder für Ukrainer gesucht

Hilfe materieller und personeller Art benötigt das Projekt „Fahrradwerkstatt“ in Gangelt, damit hilfsbedürftigen Menschen aus der Ukraine geholfen werden kann.

Die „Fahrradwerkstatt“ in Gangelt benötigt Unterstützung, personell und materiell. Denn „leider“ ist der Fahrradwerkstatt ein wertvoller Mitarbeiter „abgeworben“ worden. Ein iranischer Flüchtling hatte sich gemeinsam mit Rainer Mansel und Peter Dahlmanns um die Fahrräder für Flüchtlinge gekümmert. Doch der junge Iraner hatte Anfang des Monats eine Anstellung als OP-Assistent in einem Krankenhaus bekommen. Er fehlt nun im Team der Fahrradwerkstatt, das gespendete Räder aufarbeitet und diese geflüchteten Menschen, die in der Gemeinde Gangelt gestrandet sind, zur Verfügung stellt.

Der iranische Kollege hatte sich den Respekt der beiden Gangelter erworben und war zu einer wertvollen Stütze des Projektes geworden, das als Schulwerkstatt der Mercatorschule 2014 gestartet war. Inzwischen ist die Werkstatt sozusagen selbstständig geworden und hat ihren Sitz in der Sittarder Straße 5 im Herzen Gangelts, gleich hinter dem Alten Rathaus. Die Werkstatt selber ist klein, aber gut ausgestattet. Das Lager befindet sich im Keller. Während in den Anfangsjahren ausschließlich junge Männer nach Gangelt kamen, sind jetzt im Rahmen der Familienzusammenführung auch viele Frauen, Kinder und Jugendliche gekommen. Dieser Trend hat sich seit dem Ukraine-Krieg nochmals verstärkt. Deshalb werden in der Werkstatt besonders Fahrräder für Kinder und Jugendliche benötigt. Fahrräder für Erwachsene werden natürlich auch noch angenommen, vor allem wenn sie noch gut erhalten sind.

Rainer Mansel und Peter Dahlmanns haben ihre Werkstatt bestens im Griff. „Noch zwei Stück – und wir haben 400 Fahrräder durch die Werkstatt gebracht“, berichtet Rainer Mansel. Er führt genau Buch über die Räder, inklusive der Fahrgestellnummer. Diese wird bei der Ausgabe des Rades in die Quittung eingetragen. Mit der Quittung werden 20 Euro Pfand bescheinigt, die der Empfänger des Rades wiederbekommt, wenn er das Rad nicht mehr benötigt. Zudem erhält er mit dem Rad ein Seilschloss, das gegen Diebstahl des Rades schützen soll. Wird doch mal eines geklaut, hilft die Fahrgestellnummer bei der Anzeigenerstattung.

Rainer Mansel hat in den vielen Jahren, in denen er die Werkstatt betreut, Erfahrungen gesammelt im Umgang mit dem Fahrrad und den Kunden. „Natürlich wollen die Jungs alle ein Mountainbike“, erzählt er. Da bedarf es schon ein wenig Überzeugungsarbeit, um die Vorzüge eines „normalen“ Rades etwa beim Einkaufen zu verdeutlichen. Auch die Sinnhaftigkeit einer Zahlenschlosskombination, die nicht aus dem Geburtsjahr 1999 besteht, will erläutert sein, um unliebsamen Überraschungen vorzubeugen. Mansel selber erlernte schon als zehnjähriger Spross einer Radsportfamilie die Wartung und Pflege eines Rades. Peter Dahlmanns ist Elektromeister und befasst sich nach der Pensionierung nicht nur damit, dass die Lampen am Rad auch leuchten, sondern setzt jedes gespendete Rad bis zur Straßentauglichkeit instand, auch wenn mal aus zwei Rädern ein Fahrrad gebastelt werden muss.

Das Schulprojekt „Fahrradwerkstatt“ war schon im Winter 2014 erweitert worden, als vom damaligen Asylkreis Selfkant die Anfrage kam, ob in der Werkstatt auch Fahrräder für Asylbewerber repariert werden könnten. Von Anfang an waren Asylbewerber in die praktische Arbeit in der Werkstatt mit einbezogen worden. Das Projekt war daher 2015 mit dem Integrationspreis der Kreissparkasse Heinsberg ausgezeichnet worden. Rainer Mansel: „Die Jungs, die gerne in der Werkstatt mitmachten, bekamen schnell Arbeitsstellen, bis hin zu einer inzwischen mit Erfolg abgeschlossenen Ausbildung als Zweiradmechaniker.“

Neben dem Herrichten gespendeter Räder werden gegen einen Selbstkostenpreis für das Material auch defekte Fahrräder der Flüchtlinge repariert. Jeden Mittwoch von 14 bis 16 Uhr ist die Fahrradwerkstatt in Gangelt, Sittarder Straße 5, gleich neben dem Seiteneingang der Kreissparkasse, geöffnet.

Wer ein Fahrrad spenden oder in der Werkstatt mitmachen möchte, wendet sich an Rainer Mansel per Telefon unter 02454/7859 oder per E-Mail unter rainer.mansel@t-online.de.