Lärmgutachten : Fußball zu laut für neuen Spiel- und Sportplatz
Heinsberg Der Bau der modernen Anlage in Lieck beginnt im Oktober 2022. Im Juli 2023 sollen die Kinder und Jugendlichen sie schon nutzen können. Ob sie dort allerdings auch Fußball spielen dürfen, ist noch nicht klar.
Die Bürgerinnen und Bürger hatten die Chance, sich mit kreativen Ideen zu beteiligen, und 122 von ihnen haben dies offenbar rege genutzt, wie Ingo Naschold vom Planungsbüro DSGN jetzt bestätigte. Im Juni dieses Jahres hatte der Jugendhilfeausschuss der Stadt Heinsberg dazu aufgerufen. Im Rahmen der geförderten „Aufwertung des Alten Sportplatzes Heinsberg-Lieck zu einem integrativen multifunktionalen Spiel- und Sportplatz“ konnte das Ergebnis jetzt vorgestellt werden. Obwohl das 1,4-Millionen-Profekt, das mit einer Bundesförderung von 630.000 Euro rechnen darf, im Jugendhilfeausschuss einstimmig auf den Weg gebracht wurde, gab es dennoch einen Wermutstropfen.
Die geplante Ausstattung der neuen Spiel- und Sportanlage strotzt geradezu vor Vielfalt und lässt für Kinder und Jugendliche im Hinblick auf körperliche Aktivitäten beinahe nichts zu Wünschen übrig. Parkour, eine Sportart, deren Ziel es ist, nur mit den Fähigkeiten des eigenen Körpers möglichst effizient über unterschiedlichste im Umfeld gegebene Hindernisse von Punkt A zu Punkt B zu gelangen, Klettern und der spätestens seit der überaus erfolgreichen RTL-Show beliebte Ninja-Sport, bei dem es gilt, einen komplizierten, künstlich erstellten Parcours zu bewältigen, sind neben Calisthenics, dem Training mit dem eigenen Körpergewicht, die neuen Trendsportarten der Jugend. Und all dies findet in der Planung der neuen Sportanlage ihren Niederschlag.
Barren, verschiedene Reckstangen, eine Hangelleiter, Mauern in unterschiedlichen Höhen, kleine Landings, Stangenkombinationen, Stufen und Trampoline sind nur einige Angebote, um dem Bewegungsdrang gerecht zu werden. Hinzu kommen diverse Angebote im Kletterbereich, unterschiedlich große Steine, Mikado-Stämme, Netze zum Hangeln, Rohre und Stämme zum Balancieren sowie Stangen zum Schwingen.
Im Hinblick auf klassische Ballsportarten ist allerdings nur ein Basketballfeld vorgesehen. Als Grund hierfür nannten Naschold und der Technische Beigeordnete Peter Sangermann ein Lärmschutzgutachten, dass gegen Fußball auf einem Kleinspielfeld spreche. Daher soll es laut Planung kein Multifunktionsspielfeld geben. Ein Umstand, mit dem sich nicht nur Guido Rütten von der CDU nicht abfinden wollte. Ihn befremde doch sehr, dass aus Lärmgründen das Fußballspielen an dieser Stelle nicht möglich sein solle. Auch Jugendamtsleiter Bernd Kleinjans konnte sich mit diesem Gedanken nicht abfinden. Die Realität sei am Ende sowieso, dass die Kinder den Platz wohl selbstständig einfach zum Fußballspielen nutzen würden, glaubte er. Sangermann versprach in dem Zusammenhang prüfen zu lassen, ob im Rahmen des Gesamtbudgets eventuell Lärmschutzmaßnahmen errichtet werden könnten, die dann doch ein Multifunktionsspielfeld möglich machten.
Es soll in der neuen Anlage zudem einen Unterstand, Sitzbänke, Liegebänke,Tische, Fahrradständer und sogar einen Trinkbrunnen geben. Im Bereich von Parkour, Calisthenics und dem Spielfeld erhalten die Böden einen Kunststoffbelag. Die Kletterflächen werden mit einen Fallschutz aus Holzhäckselmaterial ausgestattet. Wegeflächen und Rollspielflächen werden asphaltiert.
Der„Alte Sportplatz“ in Lieck liegt im Schnittpunkt zwischen den Ortsteilen Kirchhoven, Heinsberg und Lieck. Der etwa 12.000 Quadratmeter große Rasensportplatz wurde bis Mitte der 90er Jahre ausschließlich als Vereinssportplatz genutzt, seitdem kickten hier regelmäßig nur noch vereinsungebundene Freizeitfußballmannschaften. Eine Nutzung durch die im Einzugsbereich lebenden Kinder und Jugendlichen fand jedoch wegen der fehlenden Attraktivität der Sportanlage kaum noch statt.
Im Einzugsbereich des Standortes befinden sich das Jugendzentrum „LoonyDay“, das täglich von etwa 70 Kindern und Jugendlichen frequentiert wird, das Naherholungsgebiet „Lago Laprello“, das insbesondere von Jugendlichen und jungen Erwachsenen besucht wird, das Asylwohnheim Josef-Gaspers-Straße, das überwiegend mit kinderreichen Familien belegt ist, das Wohnheim für behinderte Menschen der Lebenshilfe Heinsberg sowie das an der Stadtgrenze liegende Asylwohnheim der Gemeinde Waldfeucht, dessen Bewohner bereits jetzt die Freizeitangebote des „Lago Laprello“ und des Jugendzentrums „LoonyDay“ nutzen.
Die Fertigstellung und Inbetriebnahme der neuen hochmodernen Spiel- und Sportablage soll im Juli 2023 realisiert sein. Baubeginn ist im Oktober 2022.