Pandemie in den Ferien : Erst der Corona-Test, dann erst das Vergnügen
Kreis Heinsberg Durch die Teilnahme an den regelmäßigen Corona-Tests in der Schule gelten Schüler in Nordrhein-Westfalen als getestete Personen. Kinder bis zum Schuleintritt sind getesteten Personen gleichgestellt. Das gilt allerdings nicht in den Ferien. Diese Regelung macht manchen Eltern das Leben schwer.
Die Weihnachtsferien bringen für Eltern und ihre schulpflichtigen Kinder neue Regeln mit sich – die zumindest bis zum Ende der Ferien gelten: Denn Schulkinder gelten nicht mehr automatisch als getestet. Damit müssen bis zum Ende der Ferien die Schülerinnen und Schüler von Klasse 1 an einen Testnachweis bringen, um Zugang zu 3G-, 2G- oder 2G-plus-Angeboten zu erhalten. Keine Testpflicht besteht generell für Kinder unter sechs Jahren. Für Kinder und Eltern heißt das nun: Erst der Coronavirus-Test, dann erst das Vergnügen.
Ob für Bus- und Bahnfahrten, Restaurant- oder Kinobesuche müssen Schüler und Schülerinnen einen Negativnachweis vorlegen. Ein zertifizierter Schnelltest ist ausreichend, ein Selbsttest nicht.
Das führt dazu, dass sich an den Teststellen im Kreis lange Schlangen bilden, so wie am Montagmorgen am DRK-Testzentrum in Hückelhoven.
Noch ganz ist die Ferienregelung nicht bei allen angekommen. „An der Abendkasse des Haldenzaubers mussten wir schon Familien nach Hause schicken, weil die jüngeren Kinder nicht getestet waren“, sagt Carsten Forg, Geschäftsführer der Stadtmarketing Hückelhoven GmbH. Dennoch nutzten Familien nach wie vor das Angebot des Haldenzaubers. „Das ist ein Event, das die Familien planen. Daher haben auch die meisten Familien sich vorher informiert und planen den Gang zum Testzentrum mit ein“, sagt Forg.
An der Schlange am DRK-Testzentrum in Hückelhoven steht an diesem Tag auch Martina Schulte mit ihrer Tochter Mila. „Wir sind derzeit jeden Tag hier“, sagt sie. Heute braucht die Erstklässlerin Mila einen Testnachweis, um an einem Kindergeburtstag einer Freundin in einem Hückelhovener Indoorspielplatz teilnehmen zu können. Am vergangenen Donnerstag musste die Familie ins Möbelhaus. „Natürlich habe ich Verständnis für diese Maßnahme und sie ist besser als ein Lockdown. Dennoch macht uns Eltern diese Corona-Schutzverordnung das Leben schwerer und kostet jede Menge Zeit. Wir nehmen sie selbstverständlich trotzdem in Kauf. Mit Schrecken erinnern wir uns an den Lockdown-Winter vor einem Jahr und wollen das, was geht, in den Ferien mitnehmen“, sagt Schulte.
Ähnlich denken viele Eltern. Auch im Hückelhovener Hallenbad war der Andrang in den Ferien groß – trotz der Testpflicht für Schüler. „Die Gäste hat das bislang nicht gestört. Sie wollen was unternehmen – auch wenn dafür vorher der Gang mit den Kindern zum Testzentrum nötig ist. Die meisten Eltern waren auch gut informiert. Nur wenige Familien waren da, die die neue Regelung, die in den Ferien gilt, noch nicht kannten und die wir dann wegschicken mussten“, sagt ein Mitarbeiter des Hallenbads. Womöglich liege der rege Besucherandrang aber auch daran, dass das Hückelhovener Schwimmbad eines der wenigen in der näheren Umgebung war, dass in der ersten Ferienwoche geöffnet war und die Besucher daher aus dem gesamten Kreis kamen.
Dass es in diesen Ferien nicht ganz so voll ist wie in den Weihnachtsferien in der Vor-Corona-Zeit, hat Gabi Virnich vom Spielepark Fridolino in Hückelhoven-Brachelen festgestellt. Rund 15 Prozent weniger Besucher verzeichnet das Fridolino in diesen Wochen. „Das hat auch mit der Testpflicht zu tun. Die Besucher kommen spontan bei schlechtem Wetter – aber der Gang ins Testzentrum macht den Besuch bei uns weniger spontan. Viele Eltern zeigen sich von der Testpflicht auch genervt“, sagt sie. Auch die Geschäftsleute im Kreis stören sich an der Testpflicht. „Die Kunden können nicht mehr eben spontan etwas einkaufen oder sich umsehen, wenn sie mit kleineren, insbesondere noch ungeimpften Grundschulkindern unterwegs sind“, erklärt eine Einzelhändlerin aus Heinsberg, die ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte. „Das macht uns Einzelhändlern und auch den Gastronomen wieder das Leben schwer“, findet sie. Sie ist jedoch optimistisch: „Nächste Woche sind die Ferien vorbei, dann gelten alle Kinder bis 16 Jahre wieder als getestet. Das wird Eltern und Händlern das Leben wieder erleichtern, weil man dann wieder spontan mit seinem Kind ein Geschäft betreten darf.“