Nach sexuellen Übergriffen : Die fieberhafte Suche nach dem unbekannten Radfahrer
Heinsberg Innerhalb von zwei Wochen werden zwei Frauen im Kreis Heinsberg von einem vermummten Radfahrer sexuell angegangen. Die Polizei steht vor einem Rätsel – und sucht weiter nach Zeugen.
Am Vormittag des 17. Januar, einem Dienstag, ging eine 32 Jahre alte Frau mit ihrem Hund im Herbacher Wald zwischen Übach-Palenberg spazieren. Es war zwischen 10 und 10.30 Uhr, als sich von hinten ein Mountainbiker näherte, hinter ihr von seinem Rad sprang und ihr, als die Frau sich umdrehte, an den Hals und in den Schritt griff. Zum Glück der Frau waren unmittelbar nach dem Angriff Kinderstimmen zu hören, der Angreifer ließ von der Frau ab. Der Mann entkam unerkannt.
Auf den Tag zwei Wochen später verzeichnete die Polizei einen ähnlichen Angriff, allerdings 30 Kilometer nördlich in Wassenberg: Gegen 19 Uhr fuhr ein Radfahrer im Bereich Limburger Straße/Brühlstraße von hinten auf eine 44-jährige Fußgängerin zu, fasste ihr ans Gesäß und sprang von seinem Rad. Danach fasste er der Frau laut Polizeibericht an die Brüste und versuchte, sie zu Boden zu bringen – mitten in einem Wohngebiet unweit eines Supermarktes. Die Frau wehrte sich und schrie, bis der Radfahrer von ihr abließ. Wieder entkam der Täter unerkannt.
Die 32 Jahre alte Frau des ersten Angriffs im Herbacher Wald beschrieb den Täter nur rudimentär: Er habe einen geschlossenen Fahrradhelm mit Fahrradbrille und schwarz-rote Handschuhe getragen, die Oberbekleidung soll schwarz gewesen sein. Die zweite, in Wassenberg angegriffene Frau sprach von einem 1,70 bis 1,75 Meter großen Täter. Die Bekleidung sei figurbetont und dunkel, vermutlich schwarz gewesen. Möglicherweise Radfahrerbekleidung. Vom Gesicht sei aufgrund einer Vermummung nur die Augenpartie erkennbar gewesen. Sein Fahrrad war offenbar schwarz.
Zeugen, dringend gesucht
Wen man bei der Polizei in Nordrhein-Westfalen auch fragt, niemand hat je gehört, dass Sexualstraftäter auf Fahrrädern nach Opfern suchen. Weil solche Taten allenfalls sporadisch registriert werden, wenn überhaupt, werden sie auch statistisch nicht erfasst.
Aus juristischer Sicht spielt es keine Rolle, ob ein Sexualstraftäter mit dem Auto, dem Bus, mit dem Rad oder zu Fuß zum Tatort kommt, es macht die Tat nicht gefährlicher oder harmloser. Aus polizeilicher Sicht hingegen liegt aufgrund der Seltenheit der Taten, die vom Fahrrad aus begangen werden, allerdings der Verdacht nahe, dass es sich bei beiden Fällen um denselben Täter handelt.
Die bisherigen Ermittlungen der Polizei Heinsberg verliefen allerdings ergebnislos. Weder konnte der Täter nach den beiden Angriffen im Umkreis der jeweiligen Tatorte gefasst werden, noch konnten Zeugen entscheidende Hinweise geben, bislang jedenfalls nicht. Die Heinsberger Polizei ist dabei, weitere Spuren auszuwerten, teilte ein Behördensprecher auf Anfrage unserer Zeitung am Mittwoch mit, weitere Angaben wolle man aus ermittlungstaktischen Gründen derzeit nicht machen.
Straftaten, die im öffentlichen Raum begangen werden, sorgen in manchen Fällen für eine gewisse Beunruhigung in der Bevölkerung, jedenfalls im weiteren Umfeld der Tatorte. Die Heinsberger Polizei trägt dem dadurch Rechnung, dass sie ihre Präsenz im Bereich der beiden Tatorte erhöht hat, erklärte der Sprecher. Nicht nur, um das subjektive Sicherheitsgefühl der dortigen Bevölkerung zu erhöhen, sondern auch, um Radfahrer, auf die die Beschreibungen der beiden Frauen passen könnten, anzuhalten und kontrollieren zu können.
Nichtsdestotrotz sucht die Polizei weiter nach Zeugen, die eine der beiden Taten beobachtet oder im Bereich der Tatorte zu den jeweiligen Tatzeiten einen Radfahrer gesehen haben, auf die die Beschreibung der Frauen passen könnte. Hinweise nimmt das Kriminalkommissariat 1 der Polizei in Heinsberg unter 02452-9200 entgegen. Zudem können Hinweise auch über den direkten Link https://polizei.nrw/artikel/anzeige-hinweis gegeben werden.