Sanierung notwendig : Der Zahn der Zeit nagt am Bocketer Kirchturm
Waldfeucht-Bocket Die Fassade des Kirchturms in Bocket ist in schlechtem Zustand. Bei Stürmen sind schon faustdicke Steine heruntergefallen. Jetzt soll saniert werden. Was das kostet und wie viel Geld das Bistum beisteuert.
Hoch oben im Turm der Bocketer Kirche werden die Symptome des Patienten St. Josef deutlich sichtbar. Aus den Fugen zwischen den Steinen rieselt das allzu sandige Material geradezu heraus. Es ist der Zahn der Zeit, der an der neogotischen Kirche nagt, die ausgangs des 19. Jahrhunderts gebaut wurde. Das sei wegen der Dicke der Mauern an sich noch nicht gefährlich, sagt Franz-Dieter Janßen vom Kirchenvorstand. Aber bei starken Stürmen seien bereits faustdicke Steine vom Turm heruntergefallen, weswegen Teile der Fassade auch mit einem Netz abgespannt worden seien.
Der Vorfall mit den herunterfallenden Steinen zeigte, dass die Kirche – und besonders ihr Turm – dann doch eine Frischzellenkur benötigt. „Das hat uns gemahnt, dass etwas gemacht werden muss“, sagt Janßen. Den Antrag auf Zuschüsse für die aufwendige Sanierung hatten die Bocketer bereits vor einigen Jahren beim Bistum Aachen gestellt. Als dann kurzfristig eine Pfarre mit ihrem Projekt absprang, ging es ganz schnell. Vor Weihnachten fasste der Kirchenvorstand einen offiziellen Beschluss, dass saniert werden soll. Und das Bistum gab noch im Dezember des vergangenen Jahres seine sogenannte Planungsgenehmigung.
Bei der Sanierung der Kirche sollen gleich mehrere Dinge im Paket angegangen werden. „Die Außenwandflächen des Kirchturmes weisen erhebliche Mängel im Bereich des Fugwerkes und der Natursteingesimse aus Tuffstein auf. Da ein Austausch der Gesimse immens kostspielig wäre, ist geplant, diese zu reparieren und im Anschluss mit Walzblei abzudecken“, sagt Anja Klingbeil aus der Pressestelle des Bistums. Die Fassade muss zudem neu verfugt werden.
Um sich die Schäden aus der Nähe anzuschauen, habe es eine Befahrung mit einem Kran gegeben. Dabei sei festgestellt worden, dass das Dach des Turmes und das oben thronende Kreuz ebenfalls in schlechtem Zustand seien. Die aktuelle Dacheindeckung aus Zementfaserplatten soll durch eine neue Naturschiefereindeckung ersetzt werden. Das ist dann sicherlich sogar eine Verbesserung der Substanz und nicht nur ein einfaches Wiederherstellen. „Wir sind uns bewusst, dass es sich um ein Denkmal handelt. Wenn etwas erneuert wird, dann soll es dadurch auch besser werden“, sagt Janßen.
Auch die sogenannten Schallluken sollen überarbeitet werden, und der Sockel, der die gesamte Kirche, nicht nur den Turm umläuft, soll saniert werden, um weiteren Feuchtschäden vorzubeugen, so Klingbeil. Bei der Gelegenheit soll dann auch noch der Glockenstuhl im Turm der Kirche gereinigt werden, sagt Janßen.
Das Bistum geht davon aus, dass die Sanierung gut 368.000 Euro kostet. Das Ergebnis der aktuell laufenden Ausschreibung bleibe jedoch abzuwarten. „Nach derzeitigem Stand ergibt sich ein Zuschuss des Bistums in Höhe von 174.311 Euro. Zusätzlich sind 72.400 Euro aus Denkmalfördermitteln des Landes bereitgestellt worden“, so Klingbeil. Das heißt, dass die Gemeinde gut 120.000 Euro selbst aufbringen muss.
„Wir als Kirchenvorstand wollen durch die Aktivität zeigen, dass die kleinen Kirchen noch leben“, sagt Franz-Dieter Janßen. So sei vor drei Jahren auch schon die Kirchenheizung erneuert und auf Gas umgestellt worden. Bei einem Rundgang durch die Kirche fallen Janßen noch viele Dinge ein, die man mit der Zeit einmal angehen sollte. Zum Beispiel der Fußboden in der Kirche, der aktuell mit Kunststoffbelag ausgelegt ist. Und die Bänke. Die eigentlichen Kirchenbänke waren in den 60er Jahren einmal verkauft worden. Neue, damals moderne, aber sehr schmucklose Bänke wurden in der Folge eingebaut. Die würde Janßen gerne wieder durch alte Holzbänke ersetzen, zum Beispiel aus einer entwidmeten Kirche. „Es liegt mir am Herzen, daraus wieder eine gescheite Kirche zu machen“, sagt er. Und dann wäre da noch die denkmalgeschützte Orgel. Die war 2003 saniert worden, aber nur bis das Geld ausging. Seitdem liegen Teile des Instruments bei einer Firma in der Eifel.
Ein Rundgang mit einem Architekten hat den Bocketer Kirchenvorstand an anderer Stelle aber auch beruhigen können. Die Holzkonstruktion unter dem Dach der Kirche ist noch in Ordnung. Das gelte sowohl für die alten Balken als auch für die etwas neueren, die eingesetzt wurden, nachdem im Zweiten Weltkrieg eine Bombe auf das Dach gefallen war, wie Janßen sagt.
Zuletzt kernsaniert worden war die Bocketer Kirche Anfang der 90er Jahre nach dem schweren Erdbeben, das die Region erschütterte. Damals sei die Kirche etwa ein Jahr lang geschlossen gewesen, die Heiligen Messen hätten in der Alten Schule stattgefunden, sagt Janßen. Solch eine Schließung droht diesmal wohl nicht. Janßen geht davon aus, dass die Arbeiten noch in diesem Jahr beginnen werden.