IHK-Ehrung : Der Weg zum Top-Auszubildenden
Erkelenz 28 Top-Azubis wurden dieses Jahr von der Industrie- und Handelskammer ausgezeichnet. Einer von ihnen ist Sven Wernsdorfer. So manches Wochenende musste er fürs Büffeln nutzen.
Es waren anstrengende Monate für Sven Wernsdorfer. Aber sie haben sich für ihn gelohnt. Der 20-Jährige hat im Sommer seine Mechatroniker-Ausbildung abgeschlossen und ist einer von 28 Top-Auszubildenden im Kreis Heinsberg, die von der IHK für ihre Leistung ausgezeichnet wurden.
Seine Ausbildung machte Wernsdorfer im Rahmen eines dualen Studiums. Dabei studiert er die ersten vier Semester in Teilzeit, so dass er die Hälfte der Woche in der Uni hockt und den Rest der Zeit die Ausbildung macht. Danach folgen noch zwei Jahre Studium, bis er seinen Bachelorabschluss bekommt. Das duale Studium habe den Vorteil, dass man die gelernte Theorie direkt in die Praxis umsetzen kann, erklärt Wernsdorfer.
Nachdem er sich entschlossen hatte, bei der Hochschule Niederrhein ein duales Studium in Mechatronik zu machen, musste er nur noch einen Ausbildungsbetrieb finden. Da Wernsdorfer aus dem Selfkant kommt, suchte er etwas in der Nähe und wurde in Erkelenz fündig: bei der Firma Schaaf, die Verbindungstechniken wie beispielsweise Schraubenspannvorrichtungen oder Hydraulikmuttern entwickelt, produziert und vertreibt. Dort hat er während seiner Ausbildung unter anderem an einem Roboter mitgearbeitet, der beim Aufbau von Windkraftanlagen zum Einsatz kommt.
Viel zu tun
Eine Schwierigkeit gibt es aber beim dualen Studium: Wernsdorfer besuchte keine Berufsschule. Und die Theorie der Uni ist nicht auf die Praxis der Ausbildung abgestimmt. Hieß: Er musste sich alles Nötige, das sonst in der Berufsschule vermittelt wird, selbst erarbeiten. Hinzu kam, dass zur selben Zeit der IHK-Prüfung die Prüfungen der Hochschule anstanden. Da gab es viel für ihn zu tun. „Es brauchte dann schon die Bereitschaft, das ein oder andere Wochenende zu opfern“, sagt Wernsdorfer.
Doch offenbar hat es sich für ihn gelohnt. So ist er einer der 226 von insgesamt rund 2000 Auszubildenden im Bezirk der IHK Aachen, die ihre Prüfung im Sommer mit der Note „Sehr gut“ abgeschlossen haben. 28 von ihnen stammen aus dem Kreis Heinsberg. Damit ist die Zahl der Top-Azubis im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. 2020 meisterten von 3062 Auszubildenden 173 mit der Note „sehr gut“ die Prüfung. 20 waren damals aus dem Kreis Heinsberg. Und das, obwohl viele durch Corona und die Flutkatastrophe erschwerte Bedingungen hatten. „Die zahlreichen hervorragenden Abschlüsse zeigen, dass Ausbildung auch in Krisenzeiten sehr gut funktioniert“, sagt IHK-Präsidentin Gisela Kohl-Vogel.
Die Ehrung der Top-Azubis hingegen funktioniert in Pandemiezeiten nicht so gut, darum wurde auf eine Veranstaltung vor Ort verzichtet. Ihre Urkunde bekamen die Auszubildenden per Post. So auch Wernsdorfer. Ob er damit gerechnet hätte, dass er zu den Besten gehört? „Das kommt drauf an, wann man mir diese Frage gestellt hätte. Mitten in der Ausbildung nicht, da war es sehr stressig“, sagt der 20-Jährige.
Ein Blick in die Zukunft
Jetzt hat er noch zwei Jahre Studium vor sich. Viel Theorie, wenig Praxis. Aber das sei nicht schlimm. „Ich gehe davon aus, dass ich das hier Gelernte nie verlernen werde“, sagt der junge Selfkanter. Ein Abschied von seinem Ausbildungsbetrieb ist das aber noch nicht. Die meisten der Auszubildenden, auch die mit dualem Studium, bleiben später bei Schaaf. Auch Wernsdorfer will in Kontakt bleiben, in den Semesterferien dort arbeiten oder auch seine Bachelorarbeit zusammen mit der Firma schreiben – und eines Tages vielleicht für eine ganze Stelle zurückkehren.