Kunstausstellung im Bergfried : Der Ton wird geschüttelt, gedreht, geschlagen
Wassenberg Im Wassenberger Bergfried stellen die Geschwister Marile und Theo Heinen ihr Können zur Schau. Auf drei Etagen gibt es ind der Ausstellung „Gegenüber“ zahlreiche Bilder und Plastiken zu entdecken.
Nicht nur ihre erste gemeinsame Ausstellung heißt „Gegenüber“. Sie standen und stehen sich auch tatsächlich gegenüber im Wassenberger Bergfried. Zwei Tonplastiken, die sich vor dem Kamin gegenüberstehen, das könnten sie sein, die Geschwister Marile und Theo Heinen, die beide aus Dremmen stammen und heute beide in Nettetal leben.
Noch bis zum 10. November bestreiten die Keramik-Designerin und der Maler hier die inzwischen dritte Ausstellung von Künstlerpaarungen, bei denen sich die Malerei bisher zusammen mit Holz oder mit Metall zeigte wie jetzt mit Ton. Insgesamt 24 Plastiken und 30 Bilder gilt es für den Ausstellungsbesucher auf drei Etagen zu entdecken, wie Wassenbergs Kulturmanager Jürgen Laaser in seiner Begrüßung bei der gut besuchten Vernissage erklärte.
Marile Heinen studierte bei Prof. Dieter Crumbiegel und hat seit 2007 ihr eigenes Atelier in Kaldenkirchen. Ihr Bruder, seit 1999 Mitglied im Kunstverein Canthe Hückelhoven, gehörte von 2011 bis 2017 der Gemeinschaft Atelier Gillarth an, bevor er 2018 sein eigenes Atelier in Hinsbeck bezog.
„Gegenüber“ habe man die Ausstellung genannt, weil man zwar gemeinsam ausstelle, aber weil doch jeder anders arbeite, verriet Marile Heinen im Rahmen der Vernissage. Und es sei spannend zu beobachten, wie die Kunstwerke aufeinander reagieren, wie sie beim Betrachter ankommen würden, habe ihr Bruder doch seine Bilder quasi eigens für diese Ausstellung geschaffen, die weiblichen Formen ihrer Werke darin einbezogen, immer stärker, wie sich beim Rundgang durch die chronologische Hängung über die drei Etagen zeigen sollte.
Der Bergfried eigne sich ganz besonders für derartige Konzepte des „Dialogischen“, erklärte Georg Kohlen, selbst Maler, der schon gemeinsam mit dem Bildhauer Andreas Jörißen hier ausgestellt hatte. Marile Heinen arbeite und experimentiere mit grob schamottiertem weißem Ton.
Sie bearbeite diesen zunächst mit Farbpigmenten und dann mit Kupferoxiden, die wieder weggewischt würden, wodurch die Vertiefungen deutlich sichtbar würden, erklärte Kohlen. „Ich baue massiv auf und übernehme die Strukturen, die das Material mir vorgibt“, beschrieb Mariele Heinen selbst ihren künstlerischen Prozess. „Ich trete mit dem Material in Dialog“, sagte sie. Diese amorphen Formen würden ihre Figuren erst zu „Heinen-Figuren“ machen.
Theo Heinen verwende Acryl- und Ölfarben, aber auch Lacke in extrem flüssiger Form und lasse sie in extrem langen Trocknungsphasen aufeinander reagieren, so Kohlen zu den ausgestellten Bildern. Gemeinsam sei beiden Künstlern ihr Eingreifen in den künstlerischen Prozess. „Da wird mit Latten auf den Ton eingeschlagen“, bemerkte er zu den Tonarbeiten und ergänzte zur Malerei: „Da wird geschüttelt und gedreht.“
Nachspüren könne der Betrachter zudem, wie sich beide Künstler im Rahmen ihrer einjährigen Vorbereitung auf diese Ausstellung immer nähergekommen seien. So habe Theo Heinen die Formensprache seiner Schwester in seinen Bildern aufgenommen. Dies werde vor allem bei seinen Exponaten in den beiden oberen Etagen ganz deutlich.
Kohlen sprach von einem Zusammenspiel von Erde und Licht. Die weiblichen Körper kämen aus der Erde, in Fragmenten mit einer Anmutung von Verborgenheit und Geborgenheit zugleich. Mit viel Licht würden ihnen die Bilder von Theo Heinen begegnen.
Die Ausstellung ist noch bis zum 10. November 2019 jeden Sonntag von 11-17 Uhr geöffnet.