Buchvorstellung „Spaltungen“ : Der Kampf um Lützerath jetzt als Romanstoff
Wassenberg Werner Berens aus Birgelen hat seinen ersten Roman „Spaltungen“ dem Kampf um die Dörfer am Rand des Braunkohletagebaus gewidmet. Nun stellte er das Werk vor.
Der Kampf um den Erhalt des kleinen Erkelenzer Ortes Lützerath war wochenlang das große Thema in den Medien. Jenseits dieser rein sachlichen Dokumentation zur Problematik einer Ausweitung des Braunkohleabbaus hat Werner Berens aus Wassenberg-Birgelen die Szenerie für seinen ersten Roman gewählt. Diesen hat er auf Einladung der Wassenberger Bücherkiste im Naturpark-Tor im Rahmen einer Lesung vorgestellt.
Spaltungen heißt das Werk sehr treffend, denn aus der Position des Beobachters heraus beschreibt der studierte Germanist und ehemalige Realschullehrer auf rund 230 eng beschriebenen Seiten sehr detailliert unterschiedliche Begebenheiten, die alle Gruppen beteiligter Protagonisten betreffen. Da sind zum einen die Bewohner der beiden Dörfer Oberrath und Unterrath, die Verantwortlichen im Bergbau-Konzern, die Aktivisten, die um den Erhalt kämpfen, oder die Polizisten, die versuchen, ihnen Einhalt zu gebieten.
Schreiben sei quasi schon seit einem Vierteljahrhundert sein „Zweitberuf“, erzählte der 75-Jährige seinen Zuhörern, bevor er begann, einzelne Stücke nicht direkt aus seinem Buch, sondern vom Manuskript vorzulesen. Eigentlich sei er jedoch eher im Journalismus unterwegs, schreibe für Fischerei-Fachzeitschriften, habe in diesem Bereich auch schon vier Sachbücher geschrieben. „Das Erzählende liegt mir aber mehr“, räumte er ein und verwies auf sein Buch „Von Fischern und Fischen. Geschichten vom Abenteuer Angeln“.
Ursprung des neuen Romans sei vor einigen Jahren eine Umfrage in einer Tageszeitung gewesen, in der es um die Bedeutung des Begriffs Heimat gegangen sei, so der Autor weiter. Er habe dazu eine Kurzgeschichte über die Verhältnisse am Rande des Tagebaus verfasst, die von der Zeitung sogar gedruckt worden sei. „Die hat dann Jahre vor sich hingekokelt“, schmunzelte er ins Publikum. Doch dann machte sich Berens ans Werk und weitete die Geschichte in wenigen Monaten aus zu dem vorliegenden Roman, für ihn die „Königsdisziplin“ des Schreibens.
Seine Lesung begann er mit einem Blick ins Dorf auf den ehemaligen Schreiner und Rentner Franz Meurers. Detailliert und bildreich beschrieb er die Beobachtungen des Seniors, der sich gerade eine Kamera gekauft hatte, um den Istzustand für die Nachwelt festzuhalten und der den Fortschritt des Tagebaus betrachtete, „als habe ein riesiges Tier in einen faulen Apfel gebissen“. Sein „Kamerablick“ schwenkte dann in die Konzernzentrale. Dort sah er sogar drei unterschiedliche Säfte zur Wahl auf dem Tisch in der Vorstandsetage, beschrieb die Vorgänge im Unternehmen wie die einer nimmermüden Maschinerie, mehr noch eines selbstlernenden Systems.
Weitere Passagen widmete er in der Lesung einem Polizeieinsatz in der Luft und einem am Boden, beschrieb diese Szenerie wie „fehlgesteuerte Züge, die aufeinander zurasen“. Nach der Pause beschrieb er noch den Abbruch einer Kirche. Deutlich machte er, dass Oberrath auf jeden Fall verschwinden sollte, woraus sich dann der neue Konflikt ergab, ob nun Unterrath auch oder eher das ebenfalls betroffene Waldstück verschwinden sollten. Mehr verriet Berens nicht, nur so viel: „Es bleibt spannend bis zum Ende. Und es geht nicht so aus wie in der Realität.“
Er habe sowohl Polizisten als auch Mitarbeiter von RWE in seinem Verwandten- und Bekanntenkreis, antwortete der Autor auf die Frage nach der Herkunft seiner doch dokumentarisch und sehr detailliert wirkenden Beschreibungen. Zudem gebe es eine ganze Reihe von Filmen im Internet zu den aktuellen Auseinandersetzungen um den Tagebau, fügte er hinzu. Diese habe er jedoch nicht wiedergegeben, sondern nur genutzt, um die Stimmung vor Ort für sich einzufangen und diese dann für seine Fiktion zu nutzen. Und wie steht er selbst zur aktuellen Thematik in dieser Wirklichkeit? „Ich bin dafür, dass wir aus der Braunkohle aussteigen“, erklärte er, „aber mit Sinn und Verstand, nicht mit Gewalt!“