Ein Verein, der junge Leute lockt : Das kleine Paradies der Angler aus Effeld
Wassenberg Im See gibt es Weißfische, Rotaugen, Karpfen. Im Grün drumherum Reiher, Fledermäuse, Biber und manchmal einen Eisvogel. Ein Besuch beim Sportanglerverein Erholung Effeld – wo Menschen allen Alters zur Natur finden.
Die Backesweide ist eine Idylle. Ein verträumter Mini-See im Südwesten von Effeld, mit einer kleinen, grün bewachsenen Insel darin; am Ufer versteckt sich eine gepflegte hölzerne Schutzhütte unter ein paar Bäumen. Auf dem Gelände rund um das Wasser steht und hängt allerlei, das Mensch und Tier zum Erholen einlädt: Sitzbänke und Insektenhotels, Fledermauskästen und Igelhöhlen, Trockenmauern mit Spalten für Lurch und Salamander.
Erholung ist das Stichwort: Die Backesweide ist das Zuhause des Sportanglervereins Erholung Effeld. Ein Verein, der für seine Jugendarbeit vor kurzem mit dem Heimatpreis der Stadt Wassenberg ausgezeichnet wurde. Hier, einen Steinwurf von der Rur entfernt, haben es sich die 680 Mitglieder – davon rund 70 Jugendliche – so richtig schön gemacht.
Am Ufer stehen Helmut Busch, der Vorsitzende, und Sebastian Louis, der Jugendwart, und lassen die Blicke über das Gelände schweifen. Vom gegenüberliegenden Ufer starrt ein Reiher zurück. „Mit etwas Glück sieht man hier sogar einen Eisvogel“, sagt Sebastian Louis. So schön es hier auch ist, sogar jetzt im noch im kahlen Vorfrühling, so wenig kann die grüne Oase sich selbst überlassen werden. Irgendwo ist immer was zu tun. „Der Name Anglerverein stimmt eigentlich gar nicht“, sagt Busch halb ernst. In Wahrheit ist es eher ein Naturschutzverein.
Wie zum Beweis schauen die beiden Männer auf offene Spuren von Vandalismus an der Uferböschung. Am Wasser ragen noch die traurigen Reste eines gewaltsam umgeknickten Baumes auf, Holzspäne liegen verstreut, der Stamm fehlt. Wer waren die Übeltäter? „Biber“, weiß Sebastian Louis. Den Baum haben die Nager, nachdem sie ihn mit Zahneskraft auf die Erde geholt hatten, zerlegt und eigenfüßig abtransportiert, zu ihrer Burg ein Gewässer weiter. Der nicht-naturkundige Besucher staunt.
Ortswechsel: Der Jansen-See zwischen Kempen und Wassenberg ist ein zweites Refugium des Vereins. Eine Kiesgrube, die ihren Namen von der Firma hat, die sie einmal bewirtschaftete. Ein Schwimmbagger ruht still im See. Umso lauter trompetend steigt eine Schar Gänse in den Himmel. Neben einer Hütte hat der Verein drei Container aufgestellt – einen für das Werkzeug, einen für die Ausrüstung der Senioren und einen für die Jugendabteilung.
Denn die ist etwas Besonderes. Zehn Prozent Unter-18-jährige, davon träumt so mancher Verein im Kreis Heinsberg. Auch die Erwachsenen kommen teils von weither, aus Aachen, Jüchen oder Frechen. Denn in Effeld geht es nicht darum, stundenlang hinter einer Angelrute der Zeit beim Vergehen zuzuschauen. Hier wird geschafft.
Für mehrere Gewässer ist der Verein verantwortlich: den Effelder Waldsee, den Baggersee der AGOS (Anglergemeinschaft Ophovener Seenplatte), den Jansen-See, einen Abschnitt der Rur und mehrere Teiche wie die Backesweide. Damit hat der Verein die Pflicht übernommen, die Gewässer in Schuss zu halten. Sträucher müssen gepflanzt werden, Gehölz geschnitten, Müll entsorgt, Rasen gemäht, Böschungen instandgehalten. Ein Fischlehrpfad stellt über dreieinhalb Kilometer an der Rur auf 14 Informationstafeln heimische Arten vor.
Vier Aktionstage veranstaltet die Jugendabteilung im Jahr, da geht es zur Sache. Dazu gibt es zweimal jährlich Naturerlebnis-Wochenenden: Highlights für die jungen Teilnehmer. Draußen sein, Stockbrot am Feuer, gegrillter Fisch, Spiele unter freiem Himmel, ein bisschen Abenteuer. Die Corona-Zeit, fast überall ein Vereinskiller, brachte den Anglern regen Zulauf: Aktivitäten an der frischen Luft waren so ziemlich das einzige, das problemlos möglich war. Heute sorgt eine Naturschutz-und-Angel-AG an der Grundschule in Orsbeck dafür, dass Jugendliche schon früh erfahren, dass es da einen Verein gibt, der für sie interessant sein könnte.
Dabei sah es schon kurz nach der Gründung im Jahr 1960 gar nicht gut aus für den Verein. Das Stammgewässer, der Effelder Waldsee, wurde schon 1964 von der Stadt anderweitig verpachtet, dem Verein blieb nur die Rur – und die war weitgehend tot, erinnert sich Helmut Busch. Schuld waren die Abwässer der Papierfabriken in Düren. Die Mitglieder standen kurz vorm Aufgeben. Dann fand sich doch noch ein Teich. Und seitdem geht es aufwärts.
Und der Fisch? Ist wieder so munter im Wasser, wie es das Sprichwort verlangt. Auch in der Rur: Mehr als 50 Arten leben dort mittlerweile. „Bis zu zwei Meter große Welse kann man da finden“, sagt Sebastian Louis. In die Vereinsgewässer werden jährlich nach einem speziellen Hegeplan zwischen 300 und 400 Kilo neuer Fisch aus Zuchten eingesetzt.
Auch künftig ist viel zu tun. Neue Schwimminseln sollen Wassertieren ein Zuhause bieten. Der vor zwei Jahren gekaufte Räucherofen muss endlich aufgebaut werden. Und die Wiese am Jansen-See hat schon länger keinen Grill mehr gesehen. Beim Angeln in Effeld kommt auch weiterhin keine Langeweile auf.