Kommentar zum Coronavirus im Kreis Heinsberg : Gutes Krisenmanagement
Meinung Kreis Heinsberg Das Coronavirus hat uns erreicht. Natürlich, spätestens seit den bestätigten Erkrankungen in Norditalien war es nur eine Frage der Zeit, bis die Epidemie auch in Deutschland ankommt. Dass es ausgerechnet ein Ehepaar aus dem Kreis Heinsberg trifft, macht die Betroffenheit plötzlich unmittelbar. Corona hat es vor unsere Haustüre geschafft.
Einerseits, sagt der Heinsberger Landrat Stephan Pusch, könne man das engere Umfeld des schwer erkrankten Mannes und der infizierten Ehefrau ziemlich genau eingrenzen, also deren Familie, Freunde und Arbeitskollegen. Andererseits ist es immer noch eine Sisyphusarbeit zu ermitteln, mit welchen Leuten ein Ehepaar über einen Zeitraum von 14 Tagen Kontakt hatte, diese Menschen zu erreichen und zu warnen. Zumal das Narrenvolk gerade erst kräftig Karneval gefeiert hat. Den Optimismus zu haben, mit den beiden Fällen in Gangelt sei die Sache erledigt, wäre naiv und fahrlässig. Erst recht nach dem am Mittwochabend bestätigten Fall eines Bundeswehrsoldaten, der ebenfalls in der Gemeinde lebt.
Wer ist der Überträger?
Die beiden Mittvierziger aus Gangelt waren keine Stubenhocker, sie waren unterwegs in der gesamten Region, haben Freunde getroffen, waren im Kurzurlaub. Er ein recht bekannter Unternehmer, sie Erzieherin in der Kita in Breberen. Irgendwann, irgendwo in der jüngeren Vergangenheit haben sich die beiden bei irgendjemandem angesteckt. Es wird die große Aufgabe der Behörden sein, diesen Überträger schnell zu identifizieren und auch die Menschen in seinem Umfeld zu überprüfen. Sisyphusarbeit, ich erwähnte es. Aufhalten kann man nichts mehr, nur eindämmen.
Natürlich gilt es angesichts der Lage, die Ruhe zu bewahren. Das ist keine Floskel, um die Bürger zu beruhigen. Der Schwachsinn, den viele Neunmalkluge in den Sozialen Medien absondern, hilft nun wirklich niemandem.
Die Verantwortlichen im Heinsberger Kreishaus haben am Dienstag präzise und professionell ihren Krisenplan abgearbeitet. Landrat Pusch hat solche Fälle in der Vergangenheit üben lassen und seinen Stab dafür im wahrsten Sinne des Wortes ins Trainingslager geschickt. „Das zahlt sich jetzt aus“, sagte er am Mittwoch. Persönlich hatte er NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann noch am Abend informiert, alle Maßnahmen wurden seit diesem Zeitpunkt auf höchster Ebene organisiert.
Trotzdem gab es am Mittwoch Stimmen, die von übertriebenem Aktionismus sprachen, gleich alle Kitas und Schulen zu schließen – wohlgemerkt kamen sie von außerhalb des Kreises Heinsberg. Nun, Pusch hat die Entscheidung so mit seinem Team getroffen, er hat sie zu verantworten, dafür ist er gewählt worden.
Wie geht es weiter? Von einer dynamischen Lage war die Rede. Im Fußball würde man sagen: Wir schauen von Spiel zu Spiel. Dieser Pragmatismus ist möglicherweise das Gebot der Stunde. Das Coronavirus hat an unsere Tür geklopft und wird ein Weilchen bleiben. Das ist aber kein Grund, den Kopf zu verlieren.