Gastronomie und Hotelerie : „Wir alle haben schwer zu kämpfen!“
Kreis Heinsberg Rückläufige Zahlen und fehlende Kunden – gerade über die Festtage hatten Gastronomen und Hoteliers im Kreis zu kämpfen. Was sind die Erwartungen für 2022? Wir haben bei Dehoga-Chef Wolfgang Wahl nachgefragt.
„Gastronomen und Hoteliers sind Kämpfernaturen“, ist Wolfgang Wahl, Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes im Kreis Heinsberg überzeugt. „Wir sind es gewohnt, uns ständig neu zu erfinden, stecken nicht den Kopf in den Sand oder warten untätig auf den Tod.“ Dabei wäre es nur allzu verständlich, wenn die Kollegen nach zwei Jahren Corona und Corona-Politik Trübsal blasen würden. „Die Situation sieht nicht gut aus. Wir alle haben schwer zu kämpfen.“
Die gute Nachricht voraus: Bei allen bestehenden Schwierigkeiten hat Wahl von niemandem gehört, der ausschließlich aufgrund der Pandemie-Folgen sein Restaurant oder sein Hotel aufgegeben hat: „Das hat mich selbst überrascht, weil ich ja genau wie die übrigen Gastronomen am Ende des Monats merke, was fehlt.“ Für manche, die ohnehin überlegt hätten, zum Beispiel ihr Restaurant aufzugeben, sei Corona aber im Prinzip eine Entscheidungshilfe gewesen. „Wer ohnehin mit seinem Geschäft gehadert hat, weil es nicht mehr das war, was es gewesen ist, dem wurde die Entscheidung in den vergangenen zwei Jahren erleichtert. Alle übrigen halten noch aus und haben die Hoffnung nicht verloren.“
Die momentane Situation, gerade über die Festtage, habe jedoch vielen Gastronomen zu schaffen gemacht. „Über Weihnachten und Silvester hat es sehr viele Stornierungen gegeben, teilweise bis zu 60 und 70 Prozent. Die Menschen sind unsicher und bleiben lieber zu Hause.“ Einen Vorwurf will Wolfgang Wahl ihnen deshalb nicht machen. „Wir haben zwar keinen Lockdown, aber mit 2G plus wird die Messlatte so hochgelegt, dass trotzdem kein reibungsloser Betrieb möglich ist. Die Situation kann keiner mehr nachvollziehen. Die Regeln sind ein Hin und Her und damit im Prinzip so etwas wie ein versteckter Lockdown für die Gastronomie.“
Dabei hätten die Hotel- und Gaststättenbetreiber alles getan, um dem Gesetzgeber gerecht zu werden. „Wir wollten unseren Beitrag leisten, wir haben auch einen Nutzen gesehen. Aber jetzt fühlen wir uns als Spielball der Interessen, der hin und her getreten wird. Hotels, Restaurants, Eventmanager und Kinobetreiber – es trifft uns alle gleichermaßen.“
Die Unsicherheit zieht sich ins neue Jahr hinein, ist Wolfgang Wahl überzeugt. Denn niemand wisse momentan, wie es weitergeht. „Wir Gastronomen müssen überlegen, ob es sich überhaupt noch lohnt, die Tür aufzuschließen. In der Regel werden wir es aber machen, auch wenn es sich finanziell nicht lohnt. Schließlich wollen wir die Kunden, die wir noch haben, nicht auch noch vergraulen.“
Erst, wenn die Ausnahmesituation aufgrund der Pandemie irgendwann einmal endet, werde man sehen, welche Hotels und Restaurants dann noch existieren. „Alle wollen wieder aufstehen. Aber die Frage wird sein: Wer kann es noch? Schließlich muss man auch Geld in die Hand nehmen, damit es wieder läuft. Was hilft es, ein schönes Auto in der Garage zu haben, wenn man sich das Benzin nicht mehr leisten kann?“
Bis es überhaupt einmal so weit ist, werde noch einige Zeit ins Land ziehen, befürchtet der Dehoga-Chef. „Ich fürchte, dass die Situation noch länger andauert. Ich hoffe aber, dass ich eines Besseren belehrt werden. Alles weitere ist wie ein Blick in die Kristallkugel. Frühestens, wenn die Außengastronomie wieder startet, haben wir eine Chance, unser Geschäft zu machen“, meint Wahl und hofft auf ein mildes und trockenes Frühjahr und einen schönen Sommer.
Von der Politik wünscht er sich vor allem eine einheitliche Linie und Planungssicherheit. „Niemand will im Prinzip einen harten Lockdown, aber er wäre besser als dieses Hick Hack mit sich ständig ändernden Vorgaben. Wir brauchen jemanden, der sagt ‚Wir machen das jetzt so‘, und der das dann auch durchhält. Ich glaube, die Menschen wären bereit, die extremsten Einschränkungen anzunehmen, um zu sehen, ob wir eine Chance haben. Und wenn nicht, müssen wir eben lernen, damit zu leben.“