1. Lokales
  2. Heinsberg

Bundesverdienstkreuz für Beate Gorissen von „Kinderhilfe Selfkant“

Bundesverdienstkreuz für Beate Gorissen : Sie sorgt für Lebensfreude und neue Zuversicht

Beate Gorissen hat mit dem Verein „Kinderhilfe Selfkant – Verein für krebs- und schwerstkranke Kinder“ viel bewegt und Gutes getan. Nun ist ihr Engagement mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland gewürdigt worden.

Was für eine Wertschätzung durch den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier für ein nicht alltägliches ehrenamtliches Engagement. Und was für eine Geschichte, die letztlich zur Verleihung führte. Beate Gorissen aus Selfkant-Höngen engagiert sich seit Mitte der 1990er Jahre für krebskranke Kinder.

Wolfang Robertz vom Verein Kinderhilfe hatte einen Brief an das Bundespräsidialamt geschrieben, es ging um eine Einladung als Dankeschön zum Nachmittag für verdiente Ehrenamtler im Schloss Bellevue. Alljährlich lädt der Bundespräsident verdiente Menschen aus dem ganzen Land zu diesem bunten Nachmittag ein, um deren Einsatz zu würdigen. Das Berliner Büro hatte für das Engagement von Beate Gorissen aber eine noch bessere Idee als die Einladung zum bundespräsidialen Nachmittag. Dieser Vorschlag wurde an die Staatskanzlei NRW übermittelt, über den Ministerpräsidenten sollte eine Auszeichnung mit der Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland in die Wege geleitet werden. Gesagt, getan.

Nun fand im Sitzungszimmer des Rathauses in Tüddern der große Festakt statt. Bürgermeister Norbert Reyans begrüßte die zahlreichen Ehrengäste. Und die Laudatio für ein jahrzehntelanges Engagement für krebskranke Kinder durch den stellvertretenden Landrat Erwin Dahlmanns machte eindrucksvoll deutlich, dass das Berliner Büro mit seinem Vorschlag zur Würdigung der Verdienste Beate Gorissens, 59, richtig lag.

 Konnte sich vor Glückwünschen kaum retten: Beate Gorissen.
Konnte sich vor Glückwünschen kaum retten: Beate Gorissen. Foto: Heinz Eschweiler

1995 war für Familie Gorissen ein Schicksalsjahr. Tochter Sabrina verstarb nach schwerer Krankheit viel zu früh im zarten Alter von fünf Jahren. Die verbrachte Zeit auf der Kinderkrebsstation im Aachener Klinikum war für Beate Gorissen prägend. Die Lebensumstände für die betroffenen Kinder empfand Beate Gorissen mit Wehmut und Schmerz. Es fehlte unter anderem an Spielzeug und vielen weiteren Dingen, die den kranken Kindern in ihrer Situation eine Hilfe sind. Bereits im Klinikum war für Beate Gorissen klar: Das muss geändert werden.

Beate Gorissen organisierte einen Verkaufsstand mit Losen auf dem Lambertusmarkt in Höngen. Die One-Woman-Show war fortan ein Thema im Selfkant. 660 Deutsche Mark wurden eingenommen und diese gleich an den Förderverein weitergeleitet. Hier hatte sie mit der Vorsitzenden Marlies Hambücker eine Mitstreiterin gefunden, die als Schwester auf der Station tätig war. Im folgenden Jahr besorgte Beate Gorissen im Selfkant auch mit Hilfe von Sponsoren rund 1000 Preise für die Verlosung. Ihr Motto war: Jedes Los ist ein Gewinn. Zudem verkaufte sie Lose für die Reiseverlosung der Kinderkrebshilfe Ophoven, wobei diese Einnahme natürlich an diese engagierte Initiative ging.

War die Höngenerin zunächst als Einzelkämpferin im Einsatz, erhielt sie mit und mit Unterstützung. Hans Donners und Günter Bleifeld hatten dann die Idee, eine Oldienacht in Havert steigen zu lassen. 1996 fand die erste Oldiefete im Saal Rauschen statt. Diese Nacht – „Oldies but Goldies“ – hat mittlerweile Kultstatus zu Halbfasten und brachte in den zurückliegenden Jahren mehr als 180.000 Euro ein. Die Aktivitäten wurden erweitert, unter anderem war das Team auf der Leistungsschau des Gewerbevereins oder Weihnachtsmärkten für die Kinder im Einsatz. Im Jahr 2010 wurde aus der Interessengemeinschaft Kinderkrebshilfe Selfkant der Verein „Kinderhilfe Selfkant – Verein für krebs- und schwerstkranke Kinder“ gegründet. Immer vorne seit 1995: Beate Gorissen.

In der Laudatio sprach Erwin Dahlmanns von einer Einzelkämpferin, die sich seit dem Schicksalsschlag selbst eine neue Lebensaufgabe gegeben habe. Der erste stellvertretende Landrat blickte auf den Verein „Kinderhilfe Selfkant“ mit seinen rund 150 Mitgliedern und einer Vorsitzenden Beate Gorissen, die sich täglich viele Stunden ehrenamtlich und ohne Aufwandsentschädigung einbringe. „Sie bestärken mit ihrer Hilfsbereitschaft und ihrer persönlichen Unterstützung viele Betroffene und deren Angehörige, Zuversicht zu entwickeln und Lebensfreude zu bewahren. Sie sind in den schweren Stunden einfach da und geben den Familien das Gefühl, dass sie in dieser schweren Zeit nicht alleine gelassen werden. Sie leben getreu der Maßgabe, dass die Stärkeren die Schwächeren unterhaken und unterstützen. Ihr Einsatz ist Ihnen hoch anzurechnen und nötigt uns großen Respekt ab“, so Erwin Dahlmanns weiter. Er verlieh anschließend das Verdienstkreuz an Beate Gorissen und übergab die Verleihungsurkunde, überbrachte die Glückwünsche des Landrates Stephan Pusch, des NRW-Ministerpräsidenten sowie der Regierungspräsidentin.

Auch der Bürgermeister der Gemeinde Selfkant war voll des Lobes: „Bitte mach weiter so, wir können auf Dich und den Verein Kinderhilfe nicht verzichten“, so betonte Norbert Reyans.

Festredner Wolfgang Robertz lobte den Einsatz von Beate Gorissen mit ihrem Leitspruch „Einem schwerstkranken Kind und der Familie einen unvergesslichen Tag zu ermöglichen und für Stunden die schlimme Krankheit zu verdrängen, ist etwas Wunderbares“. „Unser Verein hat in den letzten elf Jahren mehr als 750.000 Euro an Geldern erhalten, die eins zu eins den Bedürftigen oder Projekten zugute gekommen sind oder es noch werden“, betonte Robertz. Die Preisträgerin und ihre Weggefährten machten viele Kinder für einige Stunden sehr glücklich. Robertz erinnerte beispielsweise an den erfüllten Wunsch eines Kindes, ein Bundesligaspiel seines Lieblingsvereins VfB Stuttgart im Schwabenland besuchen zu dürfen.

Vom Förderverein für krebskranke Kinder im Klinikum Aachen war Susanne Göschel angereist. Sie überbrachte Grüße der erkrankten Marlies Hambücker. Dank der Unterstützung von Beate Gorissen sei unter anderem ein Spielplatz auf der Stadion eingerichtet worden. Das tägliche Leben auf der Station sei für die betroffenen Kinder dadurch lebhafter geworden. Auch konnte vor einigen Jahren in Kliniknähe eine Elternwohnung eingerichtet werden. „Bleibt Sie uns Aachenern erhalten“, bekräftigte Susanne Göschel.

Und am Ende des Festaktes folgte für den Förderverein eine Riesenüberraschung: Susanne Göschel schlug gerührt die Hände vors Gesicht, als die Kinderhilfe ihr unter großem Applaus einen Scheck über weitere 33.333 Euro überreichte.