„Müssen Infektionsgeschehen reduzieren” : Aufnahmestopp im Erkelenzer Krankenhaus
Erkelenz Bis einschließlich Montag werden keine elektiven Patienten am Erkelenzer Hermann-Josef-Krankenhaus aufgenommen. Der Betrieb sei jedoch nicht in Gefahr, erklärte Verwaltungsdirektor Jann Habbinga. Der Ärztliche Leiter appellierte nachdrücklich zu mehr Vernunft in der Bevölkerung.
Um deutliche Worte waren Pflegedirektor Stephan Demus, Verwaltungsdirektor Jann Habbinga und der Ärztliche Direktor Harry Elsbernd am Donnerstagnachmittag nicht verlegen. Sie wollten Transparenz zeigen und erklärten deshalb auf einer Pressekonferenz, warum sich das Direktorium des Erkelenzer Hermann-Josef-Krankenhauses für einen Aufnahmestopp für elektive Patienten, also im Fall von terminierten und aufschiebbaren Eingriffen, bis einschließlich Montag entschieden hat.
Die Regelung, die in Absprache mit dem Gesundheitsamt des Kreises Heinsberg getroffen wurde, sei „ein Schritt, weil es nicht besser geworden ist“, sagte Habbinga. Das Infektionsgeschehen habe sich im Zuge der bisherigen Regelungen, wie etwa einem am Freitag vergangener Woche eingeführten Besuchsstopp, nicht so verringert, wie erhofft.
Trotz deutlicher Kontaktreduzierung habe es immer wieder kleinere Infektionsfälle innerhalb des Personals gegeben. Zudem habe es auf einer Station um Weihnachten herum einen größeren Ausbruch gegeben. Das habe das Krankenhaus jedoch gut im Griff, der Betrieb und besonders die Versorgung der Intensiv- und Corona-Station sei nicht in Gefahr. Gleichzeitig betonte Habbinga, dass es unerlässlich sei, das Infektionsgeschehen vor Ort weiter zu reduzieren.
Natürlich werde das Krankenhaus weiter Notfall- und Corona-Patienten aufnehmen. „Das passiert alles in Absprache mit dem Gesundheitsamt und diese Patienten können wir hier auch versorgen“, betonte Elsbernd. Um die Kapazitäten des Hospitals zu entlasten, würden stabilisierte Patienten teilweise in andere Krankenhäuser verlegt. Als weitere Maßnahme werden aktuell regelmäßige Schnelltests bei den rund 1000 Mitarbeitern vor Dienstbeginn vorgenommen. Pro Tag gebe es rund zehn positive Testungen, so Habbinga. Durch diese Maßnahme können diese Mitarbeiter isoliert werden und somit Ausfälle ganzer Abteilungen vermieden werden.
Die Maßnahmen, wie der Aufnahmestopps für die sogenannten „elektiven Patienten“ und das Besuchsverbot, würden derzeit täglich im sehr konstruktiven Austausch im Krisenstab mit dem Gesundheitsamt und den Kliniken in Geilenkirchen und Heinsberg geprüft. „Das ist jetzt so eine Art Lockdown“, sagte Elsbernd. Derzeit habe man 37 Covid-Patienten auf zwei Stationen. Diese Situation sei „gut zu stemmen“, da man im Vorfeld entsprechende Strukturen geschaffen habe. Von einer Lage, wie es sie teilweise in Belgien gegeben habe, in der positiv geteste Mitarbeiter weiter arbeiten mussten, oder davon, dass intensivpflichtige Patienten nicht behandelt werden könnten, sei man weit entfernt, bekräftigte zudem Demus.
Elsbernd nutzte die Gelegenheit, um nochmals eindrücklich an die gesellschaftliche Verantwortung in der Corona-Krise zu appellieren: „Alle müssen sich jeden Tag an die bekannten Maßnahmen halten und Kontakte reduzieren. Jede Nachlässigkeit kann zu erheblichen Konsequenzen führen!“
Es sei durchaus „Licht am Ende des Tunnels zu sehen, aber davon sind wir noch weit entfernt.“ Die Immunisierung der Bevölkerung werde noch eine lange Zeit dauern. Solange müsse sich jeder an die Regeln halten. Aktuell sei etwa nur noch ein Intensivbett im Kreis Heinsberg frei, und es sei wichtig, dass die Krankenhäuser untereinander sich mit freien Kapazitäten unterstützen könnten. Eine Überlastung des Gesundheitssystems müsse um jeden Preis vermieden werden.
Auch die Mitarbeiter in Erkelenz arbeiteten unter hohem Einsatz und mit viel Solidarität. „Das hat die Fachbereiche zusammengeschweißt“, sagte Demus. Der Impfbeginn am Montag sei auch nicht in Gefahr, die Bereitschaft in den Abteilungen teilweise über 90 Prozent. „Wir freuen uns über jede Dosis“, so Habbinga. Impfen sei der einzige Weg aus der Krise. Solange seien auch harte Entscheidungen nötig.