Obduktionsergebnis liegt vor : 83-Jähriger in seiner Wohnung in Erkelenz getötet
Update Erkelenz Am Freitag entdeckten die Mitarbeiter eines Pflegedienstes die Leiche eines 83-jährigen Mannes in Erkelenz. Die Staatsanwaltschaft gibt so gut wie keine Informationen zu dem Fall preis – warum nicht?
Als die Pflegedienstmitarbeiter am Freitag in die Wohnung eines ihrer Kunden kamen, fanden sie den 83 Jahre alten Mann leblos. Obwohl es offenbar keine sichtbaren Anzeichen eines Gewaltverbrechens gab, verständigten die Mitarbeiter routinemäßig die Polizei.
In Absprache mit der Mönchengladbacher Staatsanwaltschaft wurde die Leiche des Mannes der Rechtsmedizin zur Obduktion übergeben. Und in der Tat stand kurz darauf fest: Der Mann wurde getötet, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte, die Suche nach einem Täter aus dem Umfeld des Mannes laufe. Allerdings: Aus ermittlungstaktischen Gründen werden keinerlei weitere Angaben gemacht, ließ Oberstaatsanwältin Carola Guddat die Polizei ausrichten.
Zwar ist das kein ungewöhnliches Vorgehen, in manchen Fällen kann es von Bedeutung sein, kurz nach der Tat so wenig Informationen wie möglich öffentlich zu machen. Es gibt aber auch Fälle, in denen Staatsanwälten einfach keine Lust haben, ihrer Auskunftspflicht nachzukommen und sich reflexartig auf die Informationsverweigerung aus ermittlungstaktischen Gründen berufen.
Die behördliche Konstellation im Fall des getöteten 83-Jährigen ist insofern kompliziert, als für die Ermittlung eine Mordkommission des Aachener Polizeipräsidiums zuständig ist, wie überall in den Kreisen Heinsberg und Düren und der Städteregion Aachen. Fast überall wird das Ermittlungsverfahren bei der Staatsanwaltschaft Aachen geführt, die Zusammenarbeit der beiden Aachener Behörden ist meist gut.
Der ungelöste Mordfall S.
Im Norden des Kreises Heinsberg aber ist nicht die Staatsanwaltschaft Aachen, sondern die in Mönchengladbach zuständig, weil der Aachener Landgerichtsbezirk und der Polizeibezirk der Aachener Kriminalhauptstelle nicht kongruent sind. Zuständig in Wegberg, Hückelhoven und eben Erkelenz ist daher die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach.
Zu behaupten, die Zusammenarbeit der Aachener Polizei und der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach sei verbesserungsbedürftig, wäre eine Übertreibung. Fakt aber ist, dass die Beteiligten beider Behörden aufgrund der speziellen räumlichen Konstellation nur in wenigen Fällen zusammenarbeiten – was in der Vergangenheit seltsame Ermittlungsergebnisse zur Folge hatte.
Am 8. Januar 2010 wurde an der Landstraße 19 in Erkelenz zwischen Immerath und Holzweiler die Leiche des Heinsberger Augenarztes Udo S. gefunden, erschossen mit einer Maschinenpistole aus dem Zweiten Weltkrieg. Der Täter hatte zwei Magazine verfeuert und den Unterleib des Arztes mehr oder weniger durchsiebt. Auch in diesem Fall ermittelte eine Mordkommission aus Aachen, das Verfahren führte die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach.
Die Aachener Polizisten waren recht schnell sicher, den Mörder ermittelt zu haben, es gab nicht wenige Indizien. Der für das Verfahren zuständige Staatsanwalt aber, der damals kurz vor der Pensionierung stand, betreute den Fall eher leidenschaftslos und weigerte sich, den Ermittlungsergebnissen der Polizei zu folgen. Stattdessen ließ er die Mordkommission einen anderen Täter suchen, der allerdings nie gefunden wurde. Anfragen der Presse beantwortete er widerwillig, wenn überhaupt, und berief sich auf „ermittlungstaktische Gründe“.
Der Fall ist einer der wenigen Mordfälle in unserer Region, die bis heute als ungelöst gelten – obwohl die damals ermittelnden Polizisten bis heute davon überzeugt sind, auf der richtigen Spur gewesen zu sein.
Eine Anfrage unserer Zeitung zum Fall in Erkelenz ließ die Mönchengladbacher Staatsanwaltschaft am Mittwoch unbeantwortet. Oberstaatsanwältin Guddat selbst war am Nachmittag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.