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Dorfwanderung: 40 Krippen auf 4,5 Kilometern

Dorfwanderung : 40 Krippen auf 4,5 Kilometern

Corona macht erfinderisch: Dem Aufruf, ihre Krippen im Freien für alle gut sichtbar aufzubauen, der Jungschützen in der Bruderschaft St. Lambertus folgen viele Bewohner der Dörfer.

Wenn sich viele Menschen animieren lassen, einfach mitzutun, dann lässt sich auch viel erreichen. Das hat sich am dritten Adventssonntag in der kleinen Heinsberger Drei-Dörfer-Gemeinschaft Hülhoven-Grebben-Eschweiler gezeigt, wo die Menschen bereits zum zweiten Mal dem Aufruf der Jungschützen in der Bruderschaft St. Lambertus folgten, als Hoffnungslicht in Zeiten der Pandemie ihre Krippen im Freien oder für alle gut sichtbar aufzubauen. Etwa 40 Krippen luden dazu ein, einen rund 4,5 Kilometer langen Weg durch die Dörfer zu wandern.

Sie sind nur zu sechst, die jungen Mitglieder in der Bruderschaft um Jungschützenmeister Marius Moll, der die Idee zu dieser Veranstaltung aus dem Urlaub in Bayern mitgebracht hatte. Kurzfristig organisierten die Jungschützen dann schon im vergangenen Jahr – zu Zeiten des Lockdowns – einen ersten Weg mit etwa 30 Krippen. „Und der war erstaunlich gut besucht“, sagt Moll. „Sogar von außerhalb kamen viele Menschen mit dem Zeitungsartikel und liefen durch unsere Dörfer.“

Klar, dass da die Entscheidung, das Ganze zu wiederholen, schnell getroffen war. „Wir haben es jetzt professionalisiert“, sagt der 19-jährige Student, der die vergangenen Wochenenden ganz intensiv mit der Vorbereitung verbracht hat. Es gab dieses Mal einen Flyer mit der Kontaktadresse für die Anmeldung. Auf ihrer Internetseite schuf die Bruderschaft eine Karte mit allen Stationen des Weges und hatte diesen sogar eigens mit selbstgemachten, kleinen Holztafeln beschildert. Dazu gab es dieses Mal am Ausgangspunkt, der Alten Schule in Eschweiler, einen Glühwein- und Grillstand. Zwei weitere Glühweinstände erwarteten die Krippenweg-Wanderer bei Familie Hilgers am Kapellenring und bei Familie Florack am Mühlenbach.

Am Ausgangspunkt, der Alten Schule, galt es, gleich mehrere Krippen zu bewundern. Neben der modernen Außenkrippe der Jungschützen zeigte die Frauengemeinschaft ihre Krippen in der Schule, und sogar die Kinder-Chancen-Tafel hatte eine nostalgisch anmutende Krippe aufgebaut – aus Dankbarkeit. Ihr kommt nämlich in diesem Jahr der Erlös aus dem Verkauf von Glühwein, Zirbenlikör und Grillwurst zugute.

„Ich hatte schon immer eine Affinität zu Krippen“, erzählt Moll auf dem Weg zum Kapellenring. Schon als Kindergarten-Kind habe er Krippen aus Toilettenpapier-Rollen gebaut. „Die hielt dann auch immer nur ein Jahr“, lacht er. Vorbei an seinem Elternhaus, wo sein Vater im offenen Garagentor hinter zwei Bettlaken eine Schatten-Krippe gebaut hat, führt der Weg zu Familie Hilgers, wo gar ein Schwein die große Krippe vor dem Hoftor vervollständigt. „Ohne diesen Aufruf wäre ich nie auf die Idee gekommen, eine so große Krippe zu bauen“, freut sich Rudolf Hilgers. Seine Frau Theresia hat zudem aus alten Gebetbuchseiten Baumschmuck-Engel gebastelt, die sie ebenfalls zugunsten der Kinder-Chancen-Tafel verkauft.

Von einem alten Ladenlokal, wo der Ortsring neben einer alten Kirchenkrippe auch seine Bank gegen Ausgrenzung mit Aufschrift in Platt präsentiert, geht es weiter zu Heinz-Josef Florack. Seine ganz in Weiß gehaltene Krippe wirkt im Grün des Vorgartens besonders gut. Am Glühweinstand vor der Garage bietet er für den guten Zweck zudem eigene Basteleien aus Zementguss an.

Bis 21 Uhr hatten die wieder zahlreichen Besucher Gelegenheit, die adventliche Stimmung in der Drei-Dörfer-Gemeinschaft auf Abstand zu genießen.