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Polizeiaktion auch in Heinsberg: 20 Verdächtige bei Drogenrazzia festgenommen

Polizeiaktion auch in Heinsberg : 20 Verdächtige bei Drogenrazzia festgenommen

Am Donnerstagmorgen haben Polizisten in acht Städten und Gemeinden sowie in Luxemburg Objekte durchsucht. Mit der Aktion soll eine mutmaßliche Drogenbande zerschlagen werden. Auch in Heinsberg war die Kripo aktiv.

Oberhausen (dpa) - Mit der Durchsuchung zahlreicher Gebäude, einem vollstreckten Haftbefehl und weiteren 20 Festnahmen sind Hunderte Einsatzkräfte der Polizei in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Luxemburg gegen eine mutmaßliche Drogenbande vorgegangen. Die umfangreichen Ermittlungen basieren erneut auf den sogenannten Encrochat-Auswertungen und richten sich nach Angaben der Polizei in Oberhausen und der zuständigen Staatsanwaltschaft in Duisburg gegen albanische Staatsangehörige. Sie stehen im Verdacht, bandenmäßig den bundesweiten Handel mit Betäubungsmitteln betrieben zu haben.

Die beiden Hauptverdächtigen sollen Lieferungen von Marihuana in der Größenordnung von mehr als 100 Kilogramm aus Albanien organisiert haben. Der Vertrieb vor Ort sei dann durch vier weitere Albaner im Ruhrgebiet (Essen, Oberhausen und Bottrop) durchgeführt worden, teilten die Behörden am Donnerstag mit. Es seien mehrere Depots ausgehoben worden. Zahlreiche Marihuana-Lieferungen von je fünf bis 20 Kilogramm im ganzen Bundesgebiet könnten nachvollzogen werden.

Ein Haftbefehl und 19 Durchsuchungsbeschlüsse wurden in Oberhausen, Heinsberg, Lüdenscheid, Bottrop, Gelsenkirchen, Essen und Gladbeck (alle NRW) sowie im hessischen Korbach und in Strassen (Luxemburg) vollstreckt. Die Durchsuchungen aller Objekte förderten neben drei Marihuana-Plantagen mit mehr als tausend Pflanzen zudem Bargeld in sechsstelliger Höhe, eine Schusswaffe und weitere Beweismittel zutage. 19 Verdächtige aus NRW und ein Mann aus Hessen seien festgenommen worden und sollen teilweise dem Haftrichter vorgeführt werden. Ein Haftbefehl wurde bereits vollstreckt.

In Heinsberg sei ein Objekt im Bereich der Ortsteile Hülhoven/Eschweiler durchsucht worden, sagte ein Sprecher der Oberhausener Polizei auf Nachfrage unserer Zeitung. Die Polizisten hätten dort eine „nicht mehr betriebsbereite“ Cannabisplantage entdeckt. Das bedeutet wohl so viel wie: Die Plantage war bereits abgeerntet worden. „Leider haben wir dort niemanden mehr angetroffen“, sagte der Polizeisprecher. 

„Der heutige Einsatz war ein großartiger Erfolg für die Ermittler und die rund 500 Einsatzkräfte“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul. „Um Lieferengpässe aus dem Ausland vorzubeugen, hat die Bande auch hochmoderne Plantagen in Deutschland installiert; zwei davon wurden allein in NRW beschlagnahmt.“ Wer glaube, dass eine derartig organisierte Kriminalität mit der Legalisierung von Cannabis verschwinden würde, unterschätze die Dimensionen dieses Problems, so Reul. „Wir werden den illegalen Drogenhandel jedenfalls weiterhin mit allen Mitteln bekämpfen.“

Sehr zufrieden äußerte sich auch die Leitende Oberstaatsanwältin in Duisburg, Christina Wehner: „Meine Abteilung zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität hat einmal mehr ihre Schlagkraft unter Beweis gestellt. Die Maßnahme war sehr zielführend und hat den Tatverdacht erhärtet.“

Man habe auch in diesem Fall die „ansonsten gerne im Dunkeln agierenden Bandenmitglieder gezielt in den Fokus nehmen“ können, erläuterte Polizeipräsident Alexander Dierselhuis vom Oberhausener Lagezentrum. „Unsere Ermittler haben in akribischer Kleinarbeit die Bandenstrukturen erhellt und alle Puzzleteile zusammengesetzt, was letztendlich zu diesem erfolgreichen Schlag gegen die organisierte Drogenkriminalität geführt hat.“

Encrochats werden vor allem von Kriminellen genutzt. Der Dienst galt wegen seiner aufwendigen Verschlüsselung als nicht zu knacken. Der Polizei gelang es 2020 dennoch, mehr als 20 Millionen geheimer Nachrichten abzuschöpfen, wie die europäische Justizbehörde Eurojust im Juli 2020 mitgeteilt hatte.

(dpa/ger)