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Geilenkirchen: Vor allen Dingen: Da sein! Bürgertreff feiert fünften Geburtstag

Geilenkirchen : Vor allen Dingen: Da sein! Bürgertreff feiert fünften Geburtstag

Das ganz große Spektakel soll es nicht werden. Eher ein Treffen unter Freunden in entspannter Atmosphäre und bei musikalischer Begleitung. Und doch kann es sich auch für alle, die den Bürgertreff nicht nicht so gut kennen, lohnen, einen Blick zu riskieren. Es wird nämlich jeder willkommen sein, wenn die Einrichtung in der Fußgängerzone ihren fünften Geburtstag feiert. Wobei das ja eigentlich immer gilt.

Alles begann vor etwas mehr als fünf Jahren mit dem Bundesprogramm „Toleranz fördern — Demokratie stärken“ und richtig harter Arbeit: Der erste Standort in der Konrad-Adenauer-Straße musste erst einmal gründlich entmüll werden. „In der Garage lag anderthalb Meter hoch der Unrat“, sagt Jürgen Benden, einer von zwei Vereinsvorsitzenden, und breitet vor sich auf dem Tisch Fotos aus, die diese Beschreibung ziemlich gut illustrieren.

Der ganze Plunder wurde containerweise rausgeschleppt, einige Zwischenwände rausgerissen, das Ladenlokal in einen ansehnlichen Zustand gebracht. Dann war auch schon das Eröffnungswochenende — „und am Montag brauchten wir die Türe gar nicht erst zu schließen, der Bürgertreff war ein Selbstläufer“, sagt Nicole Abels, die sich den Vereinsvorsitz mit Benden teilt.

Das gilt jedenfalls, sofern der Zuspruch gemeint ist. Um die Finanzierung muss immer aufs Neue gekämpft werden. Klinkenputzen gehört zum Tagesgeschäft, dabei geben Benden, Abels und ihr Team nur gute 1000 Euro pro Monat aus.

Das ist eigentlich lächerlich wenig, wenn man den Mehrweit für die Allgemeinheit bedenkt. Doch auch dieser Betrag muss irgendwo herkommen, weshalb der Bürgertreff auf Spenden angewiesen ist, auch gibt es Zuschüsse von der Stadt — just diese Woche wurde ein Antrag auf Erhöhung vertagt.

Und auch um die Ehrenamtler muss man sich immer aufs Neue bemühen, gerade im Moment würde wieder der ein oder andere Neuling gern gesehen. Die Personaldecke sollte nach Möglichkeit immer so dick sein, dass der offene Treff von zwei Ehrenamtlern betreut werden kann. Vor allem kommunikativ und empathisch muss man sein, sagen Benden und Abels.

Und man sollte sich auch nicht zu schade sein zum Abspülen oder Durchwischen. Doch die wichtigste Aufgabe ist deckungsgleich mit der der ganzen Einrichtung: da sein! Von der Schülerin, die Sozialarbeiterin werden wollte, bis zur Seniorin war auch schon jede Altersklasse an Bord, einige halten dem Projekt schon seit Jahren die Treue.

Benden und Abels sind aber die einzigen, die tatsächlich vom ersten Tag an dabei waren. Und nach dem erfolgreichen Startwochenende war nicht nur schnell klar, dass es weitergeht, sondern auch, dass man nicht dauerhaft in der Konrad-Adenauer-Straße bleiben kann. Das scheiterte schon daran, dass der Standort nicht barrierefrei war, und der Bürgertreff sollte ja für jedermann sein.

Eine Heizung gab es nicht, in die Keller lief bei schlechtem Wetter Wasser. Auch die Toiletten waren nicht so der Knaller. Jedenfalls folgte dann nach drei Monaten recht bald der Umzug in die Alte Poststraße. In etwa zur gleichen Zeit wurde auch der Verein gegründet. In der Alten Poststraße blieb man drei Jahre, Ende Februar 2016 dann zog man ein paar Häuser weiter an den heutigen Standort: in die Gerbergasse 21. Noch offener, noch freundlicher wirkt es dort.

Unter sozialen Gesichtspunkten ist der Bürgertreff vielleicht für die am wichtigsten, die sonst eher einsam wären. Eine Besucherin berichtete Nicole Abels einmal, dass sie ohne den Bürgertreff von morgens bis vor dem Fernseher hängen würde. Abels, die von Beruf Sozialprädagogin ist, nahm das als wohlverstandene Bestätigung. „Viele in unserer Gesellschaft vereinsamen immer mehr“, sagt sie.

Doch man sitzt nicht nur bei netter Gesellschaft zusammen, der Bürgertreff ist auch ein Ort spontaner Nachbarschaftshilfe. Ausländer lernen Deutsch und Deutsche eignen sich Fremdsprachenkenntnisse an. Man trifft mit drei bis vier Dutzend Besuchern ins Schwarze beim Darts-Abend. Und auch der Klassiker Bingo darf nicht fehlen. Zum Konzept gehört es, Passanten einfach auf gut Glück anzusprechen und auf einen Kaffee hereinzubitten. Das ist ebenso unspektakulär wie herzlich und im allerpositivsten Sinne unzeitgemäß.

Ein wenig getrennt zu sehen vom regelmäßigen Programm sind die Abendveranstaltung, die neben dem Stammpublikum auch Gäste anziehen, die man im Bürgertreff sonst weniger häufig sieht, mitunter auch Gäste von außerhalb der Kreisgrenzen. Man darf sich jedoch nicht nur als Zuschauer oder Zuhörer oder beim Leeren der Kaffeetasse einbringen, sondern auch als Protagonist.

Wer endlich mal seine Gedichte vortragen will, kann im Bürgertreff ebenso den passenden Standort finden wie derjenige, der einen ersten Ausstellungsort für seine Fotografien oder Gemälde sucht. Der Veranstaltungskalender wird auch und gerade von den Ideen der Bürger mit Leben gefüllt.

Vielleicht werden ja auch zur Jubiläumsfeier kommende Woche ein paar gute Einfälle mitgebracht. Als Geburtstagsgeschenk.