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Unterrichtsausfall wegen des Coronavirus im Kreis Heinsberg

Unterrichtsausfall wegen des Coronavirus : Besondere Situationen fordern besondere Lösungen

An vielen Schulen im Kreis Heinsberg fällt der Unterricht wegen des Coronavirus seit vergangenem Mittwoch aus. Eine besondere Herausforderung ist das für die Abiturienten.

Hans Münstermann, Schulleiter des Carolus-Magnus-Gymnasiums in Übach-Palenberg, sitzt mit seiner Stellvertreterin Sandra Terodde im Büro. Schüler sind keine da. Aber die Arbeit der Schulleitung erledigt sich trotzdem nicht von alleine. „Für manche Dinge muss ich einfach an meine Unterlagen kommen“, sagt Münstermann. „Und die Schulräume an sich sind ja auch nicht infiziert. Es geht ja vor allem darum, die Ansammlung von Schülern zu vermeiden, damit sich nicht alle gleichzeitig mit dem Corona-Virus anstecken.“ Bestätigte Fälle von erkrankten Schülern gibt es am CMG noch keine.

Während der Unterrichtsausfall bei den meisten Schülern nicht unbedingt für große Trauer sorgt, ist die Schließung der Schulen für die Schüler der Q2, also der Abiturienten 2020 nicht gerade ideal. „Der reguläre Schulbetrieb ist gerade für diese Schüler nicht zu ersetzen. Ich habe viele engagierte Kollegen, die sich bemühen, ihren Schülern auch jetzt Unterrichtsmaterial und Aufgaben zum Lernen zur Verfügung zu stellen. Aber nicht jeder angehende Abiturient wird sich an diese Empfehlungen halten. Darum brauchen wir dringend eine einheitliche und verpflichtende Vorgehensweise von Seiten der Bezirksregierung.“

Um die zu bekommen, hat Hans Münstermann direkt am frühen Montagmorgen mit seinen Vorgesetzten in Köln telefoniert. „Allerdings rechne ich heute nicht mehr mit einer Antwort. Dass die Versorgung der Q2 aber momentan das dringendste Problem ist, ist bei der Bezirksregierung natürlich ebenfalls bekannt.“

Vorstellbar sei nach Meinung von Münstermann eine einheitliche Verpflichtung für alle angehenden Abiturienten, sich das Unterrichtsmaterial über das Internet herunterzuladen und es zu bearbeiten. Ohne eine solche einheitliche Maßgabe sei es schwierig, alle Schüler zu erreichen, „und nicht jeder ist gleich gewissenhaft, wie der andere.

Wenn nach Ende der Quarantäne Schüler kommen, die sagen, sie hätten das nicht gewusst und sich beschweren, dass sie deshalb benachteiligt sind, wäre die Mühe, die wir uns jetzt geben, umsonst gewesen.“ Es gebe sogar Gerüchte, dass einige Schüler die Schulschließung genutzt hätten, um in den Urlaub zu fahren.

Rächen würde sich dies wohl spätestens bei den Abiturprüfungen. Münstermann: „Wir haben ja schließlich ein Zentralabitur. Und den Schülern im Kreis Heinsberg dann zwei oder mehr Wochen Unterricht fehlen, ist das eine Benachteiligung.“

Der Übach-Palenberger Schulleiter will noch eine Mail an seine Kollegen im Haus und an den anderen Schulen verfassen, um sie ebenfalls über den Stand der Dinge und die noch ausstehende Antwort der Bezirksregierung informieren.“

St. Ursula verschiebt Klausuren

Jürgen Pallaske, Schulleiter des Bischöflichen Gymnasiums St. Ursula in Geilenkirchen, steht dem aktuellen Unterrichtsausfall noch recht gelassen gegenüber: „Natürlich ist das eine außergewöhnliche Situation, aber sie ist beherrschbar.“

Auf der Homepage der Schule wird schon seit vergangener Woche über die Situation informiert. Nun wird das Angebot mit der Möglichkeit ergänzt, dass sich alle Schüler Unterrichtsmaterial über Outlook herunterladen können, inklusive einem Erklärvideo, damit jeder genau weiß, was er zu tun hat. Pallaske: „Ich gehe davon aus, dass unsere Schülerinnen und Schüler von diesem Angebot auch Gebrauch machen werden. Es gilt übrigens nicht nur für die Q2, sondern für alle Jahrgänge. Natürlich müssen die Aufgaben auch leistbar sein. Wir beschränken uns deshalb auf die Kernfächer.“

Grundsätzlich hätten vor allem die Abiturienten schon von alleine ein großes Interesse daran, sich auf ihre Klausuren vorzubereiten. Die Vorabi-Klausuren, die in dieser Woche hätten geschrieben werden sollen, sind schon auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.

„Wichtig ist, dass sich die Schüler nun selbstständig vorbereiten können. Wenn die Schule wieder losgeht, wird es auch noch die Möglichkeit geben, die Themen im Unterricht zu besprechen und Fragen zu klären, ehe die Klausuren dann geschrieben werden.“

Auch mit Blick auf das Abitur ist Pallaske der Meinung: Das wird schon alles klappen: „Besondere Situationen erfordern besondere Lösungen. Und sollte sich die Situation ändern, brauchen wir eine neue Strategie. Aber ich denke, über das Abitur muss sich momentan noch niemand große Sorgen machen.“

Keine Unruhe am Kreisgymnasium

Am Kreisgymnasium Heinsberg saß man am Montag zusammen, um über das weitere Vorgehen zu beraten.

Eine der am Kreisgymnasium von der Situation betroffenen Abiturienten ist Lea Erdweg aus Karken. Deutsch und Geschichte hat die 18-Jährige als ihre Leistungskurse gewählt, und eigentlich sollte sie am Mittwoch die erste Vorabi-Klausur in Deutsch schreiben. Dies wäre eine Klausur im Leistungskurs gewesen, jedoch schon unter Abiturbedingungen. Diese fällt jetzt ebenso aus wie ihre Vorabiklausur in Englich, ihrem dritten Fach, am Freitag dieser Woche. Sie habe wie ihre Mitschüler inzwischen eine E-Mail von ihrer Schule erhalten. „Dort heißt es, dass wir uns darauf einstellen müssen, dass diese Klausuren kurzfristig nachgeholt werden“, sagt sie. Wenn am kommenden Montag auch für sie die Schule wieder beginnt, steht jedoch schon eine Klausur in Geschichte auf dem Plan. „Ich gehe davon aus, dass wir dann in der nächsten Woche zumindest noch eine Klausur schreiben“, mutmaßt sie, „denn die Lehrer müssen die Klausuren ja auch in einer bestimmten Zeit korrigieren.“

Die Aufgaben für sie und ihre Mitschüler gibts derzeit über die Lernplattform Moodle. „Ein paar Tage später stehen dann auch dort die Lösungen“, erklärt sie. Eigentlich werde so die eigenständige Arbeit schon vor dem Abitur ein bisschen mehr gefördert, lautet ihr Resümee. Unruhe gebe es derzeit unter den Abiturienten ob der so plötzlich veränderten Situation nicht, weiß sie auch aus der WhatsApp-Gruppe, in der alle Abiturienten untereinander kommunizieren. „Manche treffen sich auch, um miteinander zu arbeiten.“ Das hat sie jedoch nicht gemacht. Sie kommuniziert über die neuen Medien mit ihren Mitschülern. „Am Anfang war ich schon schockiert“, erinnert sie sich an die Nachricht über das Coronavirus in der vergangenen Woche. „Jetzt ist es so, dass ich die Arbeiten doch endlich gerne schreiben würde.“ Zuerst habe sie immer das Gefühl gehabt, zu wenig Zeit für die Vorbereitung zu haben. Jetzt sei es genau anders herum.