Hochwasserschutz : Umstrittene Fällarbeiten am Heidberg starten am Montag
Übach-Palenberg Der Wasserverband Eifel-Rur startet am kommenden Montag mit den Fällarbeiten am Heidberg in Übach-Palenberg. Die Maßnahme sollte eigentlich bereits im Januar stattfinden, doch Anwohner hatten protestiert, die Notwendigkeit der Maßnahme angezweifelt und einen Stopp der Arbeiten durch Bürgermeister Oliver Walther erwirkt.
Bei einem Vor-Ort-Termin mit Anwohnern, der Stadtverwaltung und Vertretern aus der Politik hatte der Wasserverband daraufhin versucht, die Notwendigkeit der Arbeiten zu erklären. Es sei wichtig, den Übach und seine Uferböschung an dieser Stelle abzusichern, da Versiegelungen aus der Vergangenheit unter anderem ein Grund für die verschärfte Situation am Übach seien. „Zusätzlich ist damit zu rechnen, dass es in Zukunft wegen des auch in unserer Region erkennbaren Klimawandels häufiger als in der Vergangenheit zu lokalen Starkregenereignissen kommen wird“, erklärt Verbandssprecher Marcus Seiler.
Geplant ist daher, die Bachsohle des Übachs von der Kanalbrücke bis zur Querung der Brücke Carlstraße zu erneuern. Gleichzeitig soll die Sicherung der in Fließrichtung rechts befindlichen Uferböschung ausgetauscht werden. Da dafür mit schweren und großen Baumaschinen gearbeitet werden muss, müssen zur Schaffung des Baufeldes laut dem Verband 37 große, teils nicht mehr standsichere Bäume sowie kleinere Gehölze gefällt werden. Dafür hat der Verband auch die entsprechende Genehmigung vorliegen.
Durch das Starkregenereignis im August vergangenen Jahres sind große Schäden an der Uferböschung und in der Sohle des Übachs entstanden. „Diese beziehen sich vor allen Dingen auf die flußabwärts gesehen rechte Uferseite, da der Bach hier in einer leichten Linkskurve verläuft und die Kraft des anströmenden Wassers deswegen hauptsächlich auf diese gerichtet war“, so Seiler. Bereits in der Vergangenheit sei die Uferböschung mehrfach befestigt worden, wobei Rasengittersteine, Steinplatten und anderen Materialien verwendet wurden. Nach dem Hochwasser habe die Untere Wasserbehörde des Kreises Heinsberg die Stelle begutachtet und dabei erhebliche Schäden festgestellt. Daher sei der Verband aufgefordert worden, die Standfestigkeit der Uferbefestigung wiederherzustellen.
„In Anbetracht des Schadensausmaßes wurde entschieden, einzelne Schadstellen nicht zu reparieren, sondern das Flussbett und die Ufersicherung durchgehend mit Steinmatten und Steinwalzen zu sichern“, führt Seiler aus. Diese seien naturnäher als ein konventioneller Ausbau mit Beton und Wasserbausteinen. Da die Arbeiten noch in diesem Jahr durchgeführt werden sollen, müsse nun kurzfristig ein Baufeld hergerichtet werden. „Durch die Anlage des Baufelds muss in das Wurzelwerk der Bäume eingegriffen werden. Ebenso wurzeln Bäume zum Teil in den vorhandenen Rasengittersteinen, die ja entfernt werden sollen“, erklärt Seiler die Gründe für die Fällungen.
Auch seien einige Bäume beim Hochwasser unterspült worden, so dass sie nicht mehr standsicher seien und umstürzen könnten. Mittlerweile dränge die Zeit etwas, da die Arbeiten gemäß der gesetzlichen Vorgaben bis Ende Februar abgeschlossen sein müssen: „Danach beginnt die Brutsaison der Vögel.“
Während der Fällungen ist es erforderlich, die Straße Heidberg für die Arbeitsausführung ab dem Kreuzungsbereich mit der Carlstraße bis zur Haus Nummer 25 tagsüber komplett zu sperren. Der Arbeitsbereich werde laut Verband dabei abschnittsweise angepasst, „um die Behinderungen für die Anwohner möglichst gering zu halten“. Die planmäßige Arbeitszeit ist montags bis donnerstags 8 bis 16 Uhr und freitags 8 bis 13 Uhr. Für die Anwohner des oberen Teils der Straße wird dann die Möglichkeit bestehen, die Straße an der sonst gesperrten, oberen Ausfahrt zu verlassen.
„Zur Umsetzung der Baumaßnahme selbst wird derzeit eine detaillierte Ausführungsplanung erstellt, die von der Unteren Wasserbehörde des Kreises Heinsberg genehmigt werden muss“, heißt es. Grundsätzlich habe sie jedoch der Sicherung mit Steinmatten und -walzen bereits zugestimmt. Die Planung werde der Behörde im zweiten Quartal vorgelegt.
Die Anwohner fürchten Verzögerungen, da die Planung und Ausschreibung noch nicht abgeschlossen sind. „Der Wasserverband hat jetzt die Notwendigkeit zur Sanierung ausführlich begründet", erkennt Franz-Josef Hansen an. Er lebt seit 30 Jahren am Heidberg und ist unmittelbar von der Maßnahme betroffen. Gleichwohl betont er: „Ohne einen neutralen Sachverständigen können wir natürlich nicht beurteilen, ob und inwieweit die Standfestigkeit dieser 37 Bäume in Gänze gefährdet ist. Das müssen wir so hinnehmen." Soweit eine unmittelbare, hochwertige und angemessene Neubepflanzung erfolge - insbesondere was die Höhe der neuen Bäume betreffe-, könne man sicher mit den Umständen leben. Gleichwohl hat er an einer zügigen Neubepflanzung so seine Zweifel und verweist in diesem Zusammenhang auf die nachlässige Pflege der umliegenden Fuß- und Fahrradwege: „Dabei geht es immer wieder um das Hin- und Herschieben von Zuständigkeiten.“
„Nach erfolgter Zustimmung der Unteren Wasserbehörde wird die Bauleistung ausgeschrieben, sodass der Wasserverband mit einem Baubeginn im Sommer 2021 rechnet“, betont allerdings Seiler. Die Arbeiten sollen dann zwei bis drei Monate in Anspruch nehmen. Nach Abschluss der Arbeiten sollen neue Bäume gepflanzt werden – dazu sei der Verband sogar verpflichtet. „Da der Übach am Heidberg im Landschaftsschutzgebiet liegt, müssen für die gefällten Bäume und kleineren Gehölze nach Abschluss der Arbeiten nach Maßgabe der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Heinsberg und der Stadt Übach-Palenberg Ersatzpflanzungen vorgenommen werden“, erklärt er. Diese sollen mit den Anwohnern abgestimmt werden.