1. Lokales
  2. Geilenkirchen
  3. Übach-Palenberg

Schwarz-Gruppe in Übach-Palenberg: PET-Flaschen recyceln

Wie PET-Flaschen recycelt werden : Ein europaweit einzigartiges System

Die Schwarz-Gruppe, zu der Lidl und Kaufland gehören, hat ein eigenes Wertstoffsystem. In Übach-Palenberg werden die zurückgegebenen Flaschen recycelt und neu aufbereitet. Dabei ist ein schwieriger Spagat notwendig.

Bislang hat sich das Unternehmen Schwarz Produktion mit öffentlichen Informationen zurückgehalten, dabei ist das, was er in den letzten Jahren aufgebaut hat, bemerkenswert: Der Lebensmittelhersteller für die Eigenmarken von Lidl und Kaufland hat einen – laut Angaben des Unternehmens – in der Branche einzigartigen eigenen geschlossenen Wertstoffkreislauf erstellt. Die PET-Flaschen der Getränke bestehen zu 100 Prozent aus recyceltem Material, abgesehen von Deckel und Etikett.

Alle Teile des Wertstoffkreislaufs – von der Sammlung der Pfandflaschen über das Recycling und die Herstellung neuer Flaschen bis zur Befüllung und dem Vertrieb – liegen bei Schwarz Produktion in einer Hand. Unter dem Dach des Kunststoff- und Recyclingwerks der MEG in Übach-Palenberg findet sowohl das Recycling als auch die Produktion der neuen PET-Flaschenrohlinge statt. Das ist nicht gerade üblich. Oft sind Recycling und Produktion voneinander getrennt. Dadurch, dass dies in Übach-Palenberg in einem Werk zusammengelegt ist, entfallen Transportwege.

 In einer großen Halle werden die Ballen der zurückgegebenen Flaschen gelagert.
In einer großen Halle werden die Ballen der zurückgegebenen Flaschen gelagert. Foto: MHA/Benjamin Wirtz

Der Kreislauf beginnt bei der Sammlung: Die Kunden werfen ihre leeren PET-Flaschen in den Pfandautomaten bei Lidl oder Kaufland. Ein Lkw bringt die zusammengepressten Ballen aus zurückgegebenen Flaschen ins MEG-Werk. Dort werden sie zerkleinert und nach Farben sortiert. Die Etiketten werden abgesaugt. Danach wird das Plastik auf 270 Grad erhitzt und eingeschmolzen. Um jede Verunreinigung zu beseitigen und das Material wieder lebensmitteltauglich zu machen, muss es sieben bis acht Stunden in einem Vakuum bei Hitze gehalten werden. Anschließend kann das Granulat in Form gebracht werden.

Aus diesem Granulat, das aus den recycelten Flaschen hergestellt wurde, entstehen die neuen Flaschen.
Aus diesem Granulat, das aus den recycelten Flaschen hergestellt wurde, entstehen die neuen Flaschen. Foto: MHA/Benjamin Wirtz

Im Werk werden noch nicht die großen, fertigen Plastikflaschen hergestellt, sondern kleine Rohlinge, also acht bis 13 Zentimeter kleine Fläschchen, in denen das Gewinde schon eingearbeitet ist. Diese werden zu den Getränkewerken von Schwarz Produktion geliefert. Erst dort findet die Befüllung statt. Die Rohlinge werden erhitzt, aufgeblasen und direkt befüllt. Der Vorteil ist, dass so viele Fahrten gespart werden. Eine Million Rohlinge passt auf einen Lkw. Wären die PET-Flaschen schon in ihrer normalen Größe, würden gerade einmal etwa 15.000 auf eine Ladung passen.

 Es werden kleine Rohlinge hergestellt, die erst später beim Befüllen zu den 0,5- oder1,5-Liter-Flaschen aufgeblasen werden.
Es werden kleine Rohlinge hergestellt, die erst später beim Befüllen zu den 0,5- oder1,5-Liter-Flaschen aufgeblasen werden. Foto: MHA/Benjamin Wirtz

22.000 Tonnen Recyclingmaterial werden in den Übach-Palenberger Kunststoff- und Recyclingwerken der MEG jährlich bearbeitet, etwa eine Milliarde neuer Flaschen entstehen dort im Jahr bislang. Alle sechs Minuten wird eine Tonne Recyclingmaterial bearbeitet. 110.000 Tonnen CO2 werden durch den PET-Wertstoffkreislauf laut Schwarz Produktion jährlich eingespart.

Dabei muss bei der Arbeit ein Spagat erreicht werden: „Die Herausforderung ist, die Flaschen stabil zu machen, aber gleichzeitig so wenig Material wie nötig zu verwenden“, sagt René Witter, Geschäftsführer Kunststoff bei Schwarz Produktion. Es werde um jedes Zehntel Gramm gefeilscht. Das klingt pro Rohling zwar nach wenig, rechnet man es aber auf die eine Million Stücke pro Lkw-Fahrt hoch, macht es sich bemerkbar.

Laut Witter hat Schwarz Produktion die leichtesten Flaschen auf dem Markt. „Es gibt auch zu 100 Prozent recycelte Flaschen, die aber das doppelte Gewicht haben“, sagt Witter. Da sei durch den Transport die Ökobilanz trotzdem noch nicht so gut. Darum wird bei Schwarz Produktion auch weiter geforscht und entwickelt. Wo kann man eventuell noch etwas Material wegnehmen, ohne dass die Stabilität beeinträchtigt wird? Denn es ist der Firma wichtig, dass die Flaschen nach dem Öffnen nicht in sich zusammenfallen oder beim Trinken leicht einknicken.

EU-Gesetze machen Forschung nötig

Auch EU-Richtlinien machen die Forschung unbedingt nötig. Laut neuem EU-Gesetz müssen ab 2024 die Deckel an Plastikflaschen befestigt sein, sodass sie nicht abgetrennt werden können. Nun muss der Konzern einen Weg finden, trotz der Befestigung möglichst wenig Material zu verwenden. Wie sinnvoll diese EU-Regel ist, darüber lässt sich streiten. „95 Prozent der Flaschen kommen mit Deckel zurück“, sagt Pressesprecher Frank Holzmüller.

Der Hauptgrund, den eigenen geschlossenen Wertstoffkreislauf einzuführen, ist nach Angaben des Unternehmens zwar Nachhaltigkeit gewesen, aber es mache sich jetzt auch bezahlt. Schwarz Produktion ist unabhängig und leidet in dieser Hinsicht nicht unter steigenden Rohstoffpreisen. Alles, was sie für die Flaschen brauchen, kommt aus dem Kreislauf.

„Wir haben früh damit begonnen, uns mit Nachhaltigkeit zu befassen, schon bevor die öffentliche Diskussion aufkam“, sagt René Witter. 2016 wurden noch 55 Prozent der PET-Flaschen der Eigenmarken selbst recycelt, im vergangenen Jahr wurden die 100 Prozent erreicht. Voraussetzung dafür: das deutsche Pfandsystem.