Schwarz Produktion : Schoko, Eis und Berliner aus Übach
Übach-Palenberg Auf dem riesigen Gelände von Schwarz Produktion in Übach-Palenberg werden tonnenweise Lebensmittel hergestellt. Ein Blick hinter die Kulissen.
Wer bei Lidl die Schokolade der Eigenmarke kauft und verspeist, der beißt in eine Tafel, die mit hoher Wahrscheinlichkeit aus dem Werk in Übach-Palenberg kommt. Auf 317.000 Quadratmetern stellen insgesamt 1.800 Mitarbeiter Produkte für Lidl und Kaufland her.
Vier Firmen sitzen dort, die zur Schwarz Produktion gehören. Es ist ein riesiges Werk. 160.000 Tiefkühl-Stellplätze stehen zur Verfügung, was bedeutet, dass 160.000 Europaletten eingelagert werden können – tiefgekühlt bei -22 Grad Celsius. Es ist eins der größten Tiefkühl-Hochlager in Europa.
Die Geschichte der Schwarz Produktion in Übach-Palenberg ist eine Geschichte von rasantem Wachstum und enormen Dimensionen. Begonnen hat sie im Jahr 2010. Damals nahm die Solent GmbH ihren Betrieb auf, die Schokolade, Nüsse und Trockenfrüchte verarbeitet. Sie war die erste Firma unter dem Dach der Schwarz Produktion an diesem Standort.
In Übach-Palenberg wird nicht die Schokoladenmasse an sich hergestellt. Diese kommt von außerhalb. Im Werk an der David-Hansemann-Straße werden Zutaten wie Nüsse hinzugefügt und die Tafeln geformt und verpackt. 47.000 Tonnen Schokolade und 67.000 Tonnen Nüsse und Trockenfrüchte verließen 2020 das Werk in Richtung der Filialen in ganz Europa.
2012 kam die Bonback auf dem Gelände hinzu. Die Großbäckerei versorgt Lidl und Kaufland mit Backwaren. 1,3 Milliarden Backwaren für ganz Europa werden im Bonback-Werk jährlich hergestellt, darunter Brote, Brötchen und Croissants, aber auch süße Teilchen wie Berliner, Apfeltaschen und – seit neuestem – Donuts und vegane Mini-Donuts.
Muss bei solcher Massenware nicht die Qualität leiden? Nein, sagt zumindest Fabian Neumann, Leiter des Bereichs Öffentlichkeit & Nachhaltigkeit bei der Schwarz Produktion. Die Backwaren bestünden nicht, wie viele annähmen, aus Backmischungen und Chemie, versichert er. „Wir haben eine nahezu handwerkliche Herstellung. Es ist wie in einer Bäckerei, nur größer“, sagt er. Im Werk werden die Backwaren nur zu circa 70 bis 80 Prozent gebacken. Fertiggebacken wird dann in der Filiale, damit die Waren möglichst frisch sind.
Und das Gelände in Übach-Palenberg wuchs weiter: 2017 kam noch eine Lebensmittelproduktionsfirma hinzu: Bon Gelati, die Eisprodukte herstellt. Auch hier sind die Dimensionen beindruckend: 770 Millionen Stücke Eis produziert Bon Gelati im Jahr. Das vierte Unternehmen ist Sindra Logistik und Services GmbH, das anders als die anderen drei nichts produziert, sondern sich unter anderem um die IT, das Personal und Instandhaltung kümmert.
Früher, meint Fabian Neumann, seien Eigenmarkenprodukte vor allem wegen der günstigen Preise gekauft worden. Mittlerweile werde aber auch über die Qualität geworben. Die Wahrnehmung der Verbraucher habe sich in der Hinsicht geändert. „Das Eigenmarkenprodukt steht dem Markenprodukt in nichts nach – nicht in Geschmack, nicht in Qualität und auch nicht in Sachen Nachhaltigkeit“, sagt Neumann.
Etwa einen Kilometer von dem großen Werksgelände entfernt liegt eine weitere Firma der Schwarz Produktion, die ein wichtiger Bestandteil des Unternehmens ist: Bei MEG in der Boschstraße werden Getränkeflaschen recycelt und neue Flaschenvorformlinge hergestellt: Eine Milliarde PET-Flaschen werden hier im Jahr recycelt.
Der Standort Übach-Palenberg stellt für das Unternehmen einen wichtigen Meilenstein dar: „Wir sind das erste Unternehmen, das es geschafft hat, gemeinsam mit seinen Handelssparten einen eigenen Wertstoffkreislauf zu erstellen“, sagt Neumann. Die Flaschen werden nach Angaben des Unternehmens zu 100 Prozent recycelt.
Nachdem der Kunde die PET-Flaschen in den Pfandautomaten geworfen hat, wird das ganze Material zu festen Blöcken zusammengepresst. So passen 400.000 Flaschen auf einen Lkw. Der bringt sie ins Übach-Palenberger Werk, wo aus den alten Flaschen das Material für neue Flaschen geschaffen wird. Es entstehen kleine Rohlinge, also acht bis 13 Zentimeter kleine Fläschchen, in denen das Gewinde schon eingearbeitet ist.
In den Getränkewerken der MEG werden diese Rohlinge erhitzt, zu den großen PET-Flaschen aufgeblasen und direkt befüllt. Aus einem 13 Zentimeter großen Rohling wird beispielsweise eine 1,5-Liter-Flasche. Der Vorteil: Es kann platzsparend transportiert werden. Bis zu eine Million Rohlinge passt auf einen Lkw. Der bringt sie dann von Übach-Palenberg in die Werke, in denen sie aufgeblasen und befüllt werden.
Die Produktion brummt auf dem Gelände. Zwar hat die Corona-Pandemie zu kleineren Schwierigkeiten geführt, da die Nachfrage stieg, gleichzeitig aber die Corona-Schutzmaßnahmen für die Mitarbeiter umgesetzt werden mussten. Doch gab es laut Neumann nie wesentliche Ausfälle oder Engpässe. „Uns ist nochmal klar geworden, was für eine hohe Verantwortung wir für die Gesellschaft haben. Wie wichtig die Versorgung der Bevölkerung ist, sieht man, wenn man bedenkt, was in den Anfängen der Pandemie mit Toilettenpapier passiert ist“, sagt Neumann. Zugegebenermaßen sei Eis vielleicht nicht der wichtigste Rohstoff, aber Brot beispielsweise dürfe keinesfalls in Krisenzeiten aus dem Supermarkt-Angebot wegfallen.
Die Schwarz Produktion bekennt sich zum Standort Übach-Palenberg. „Es ist logistisch gut gelegen“, erklärt Neumann, „wir liegen nah zur Autobahn und zu den Nachbarländern, so haben wir eine geringe Transportentfernung“. Die Region habe sowieso viel mit Lebensmittelproduktion zu tun, so sei die wichtige Infrastruktur vorhanden.
Wie so viele Firmen spürt aber auch Schwarz Produktion den Fachkräftemangel. „Es ist heutzutage nicht einfach, gute Leute auf dem Markt zu finden. Darum ist Ausbildung ein wichtiges Element für uns. So können wir Fachkräfte selbst generieren“, sagt Fabian Neumann. In Übach-Palenberg werden stets um die 50 Personen ausgebildet. Bis 2025 möchte die Schwarz Produktion den Anteil der Auszubildenden an der Gesamtbelegschaft auf vier Prozent erhöhen. Auch dafür hat das Unternehmen im August eine Lehrwerkstatt eröffnet. Es freut sich über junge Leute, die Interesse an einer Ausbildung haben und sich bewerben.
Wer schon an dem Werk in Übach-Palenberg vorbeigefahren ist, der kann die enormen Ausmaße erahnen. Der Standort ist in den vergangenen elf Jahren rasant gewachsen. Die Fläche wurde bestmöglich ausgenutzt. Parallel entstehen neue Werke in anderen Teilen Deutschlands – und auch in der Region. So übernahm die Schwarz Produktion Anfang des Jahres das Eiswerk der Rosen Eiskrem in Waldfeucht-Haaren. Dort wird nun für Bon Gelati produziert. Das Wachstum in Übach-Palenberg mag vielleicht nicht mehr so dynamisch sein wie bisher, das Wachstum der Schwarz Produktion wird es aber bleiben.