Offener Brief zur Corona-Krise : Flammender Appell: Seid ihr wirklich so herzlos?
Übach-Palenberg „Die Schulleiterin der Realschule Übach-Palenberg fordert ihre Schüler zu mehr Rücksicht auf und findet drastische Worte: Ihr seid die dicke Perle mitten an der Infektionskette.“
Kommunikation – zumal wenn sie nicht von Angesicht zu Angesicht, sondern digital erfolgt – ist manchmal nicht leicht. Oft kommt es zu Missverständnissen. Manchmal kommen die Worte, die jemand formuliert hat, anders an, als es beabsichtigt war. Und nicht immer ist jeder Text für jeden verständlich. Verschiedene Gruppen kommunizieren auch verschieden. Fachbegriffe versteht nicht jeder, umgekehrt ist zum Beispiel der Jugendjargon auch nicht für jedermann geeignet.
Monika Mattke, die Schulleiterin der Realschule in Übach-Palenberg, hat einen Offenen Brief an ihre Schülerinnen und Schüler formuliert. Dieser ist auch über die Homepage der Schule, direkt auf der Startseite, veröffentlicht. Mit „Appell an die Vernunft“ ist er überschrieben und thematisiert den Umgang mit der Coronavirus-Krise. Offenbar wollte Mattke sicher gehen, dass wirklich jeder ihrer Schüler den Brief versteht. Sie wählt deshalb offene, direkte Worte.
Der Brief beginnt mit: „Inzwischen sollte es doch jeder gemerkt haben, wir befinden uns in einer ernsten Krise. Der Unterricht ist seit mehr als drei Wochen unterbrochen. Jeden Tag versuchen die Lehrkräfte und ich, euch trotzdem ein abwechslungsreiches Angebot an Aufgaben zu machen. Es ist uns wichtig, dass ihr Struktur in euren Tag bringen könnt, dass ihr nicht vergesst, wie üben und lernen geht, und dass die, die bald Prüfungen machen sollten, möglichst viel Hilfe erhalten. Das ist nicht einfach, doch wir haben das Gefühl, dass ihr, liebe Schülerinnen und Schüler, es wert seid!“
Die dicke Perle an der Kette
Monika Mattke formuliert weiter, dass ihr zu Ohren gekommen sei, dass sich trotzdem die Jugendlichen in Gruppen und zu Partys zusammenrotten. Dazu sagt sie: „Sagt einmal, seid ihr wirklich so herzlos? Findet ihr eure Lehrerinnen und Lehrer, eure Eltern, eure Großeltern und die ganzen Erwachsenen wirklich so bescheuert, dass es euch egal ist, wenn diese sterben könnten? Für Kinder und Jugendliche ist die Corona-Erkrankung vielleicht harmlos. Wenn ihr sie bekommt, steckt ihr aber in der Regel drei weitere Menschen an, bevor ihr überhaupt merkt, dass ihr erkrankt seid. Das ist gemeint, wenn von Infektionsketten geredet wird – und ihr seid sozusagen die dicke Perle mitten an dieser Kette.“
Die Schulleiterin bittet also ihre Schüler, den allgemeinen Verhaltens-Empfehlungen zu folgen, zu Hause zu bleiben und stattdessen die Sozialen Medien zu nutzen („das wollt ihr doch sonst immer“). „Wenn ihr das nicht macht, wird ein Mitglied oder sogar mehrere Mitglieder unserer Schulgemeinschaft – eure Eltern, Erziehungsberechtigte, Familienangehörige oder Lehrkräfte – nach der Krise nicht mehr zur Schule kommen können. Dieser Mensch ist dann tot.“
Diese Botschaft sollte angekommen sein und wird auch mittlerweile über die Sozialen Netzwerke, vor allem in Übach-Palenberger Gruppen weitergeleitet. Ob es schon Rückmeldungen auf das Schreiben der Schulleiterin gibt und was sie besagen, ist nicht bekannt. Zu hoffen bleibt, dass sich alle Schülerinnen und Schüler – nicht nur der Übach-Palenberger Realschule – die flammenden Worte der Schulleiterin zu Herzen nehmen, oder wie Monika Mattke es formuliert: „Achtet auf euch! Achtet auf eure Freunde, Familien und uns alle! Ich denke, dass wir das euch Schülerinnen und Schülern der Realschule Übach-Palenberg wert sein sollten!“